Essen. Die Kölner Leihgabe der Rot-Weissen hat momentan einen Lauf und will auch Sonntag gegen Mannheim „einfach weiter Gast geben.“

Es gibt so Phasen im Leben eines Fußballers, da will der Ball einfach ins Netz. Bei Marvin Obuz ist dies momentan der Fall, alles, was der Linksaußen gerade im Rot-Weiss-Trikot anpackt, führt zu Punkten. Auch gegen Arminia Bielefeld zählte er zu den Torschützen, sein Torschuss in Minute 21 wäre wahrscheinlich irgendwo versandet, wenn nicht ein Abwehrbein ihn zum Glück für den Schützen ins Tor gelenkt hätte.

Der Schuss an die Querlatte war eine verunglückte Flanke

Fast wäre ihm zuvor schon die Führung gelungen, seine Flanke von rechts wurde länger und länger und klatschte letztendlich gegen den Querbalken. Genialer Torschussversuch? „Ach was, der ist mir abgerutscht, es sollte eigentlich eine Flanke werden“, bekannte er hinterher in entwaffnender Offenheit. Aber die Kölner Leihgabe auf Glück und Zufall zu reduzieren wäre ungerecht.

Der 21-Jährige kann auch anders: Eine Woche zuvor in Duisburg zog er vor dem Strafraum unwiderstehlich zur Mitte, ließ zwei MSV-Spieler stehen und schweißte die Kugel in den Winkel. Arjen Robben, der legendäre Bayern-Flügelflitzer, ließ grüßen. Ein perfektes Tor. Keine Frage, der Deutsch-Türke ist längst angekommen im rot-weissen Team und auf dem Flügel nicht mehr wegzudenken: „Ich habe jetzt Fuß gefasst, jetzt kann ich einfach Gas geben und machen, worauf ich Bock habe“, ist sein Spiel mittlerweile auch Zeugnis seines gewachsenen Selbstvertrauens.

Obuz erlebte einen Gänsehaut-Moment

Immer anspielbar auf den Flügeln, im Zusammenspiel mit Lucas Brumme auf seiner Seite fällt ihm immer etwas Kreatives ein. Dass er in den ersten Partien etwas unterm Radar der Beobachter lief, lag auch daran, dass sich das geballte Interesse auf den Mittelstürmer-Posten kaprizierte, wo man bei RWE ja viele Varianten ausprobierte. Inzwischen hat er die besondere Atmosphäre an der Hafenstraße auch lieben gelernt. Als Sturmkollege Ron Berlinski mit seinem Kopfballtreffer das Stadion zum Beben brachte, hatte Nebenmann Obuz nur eins gespürt: „Einfach ein Gänsehaut-Moment, wie zuvor gegen Duisburg, wir glauben an uns - einfach Hammer!“

Wenn’s läuft, dann läuft’s:  Marvin Obuz beim Torjubel vor der Gästekurve in Duisburg.
Wenn’s läuft, dann läuft’s: Marvin Obuz beim Torjubel vor der Gästekurve in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Die Last-Minute-Siege seien für ihn kein Zufall, sollen Willensbekundung der ganzen Mannschaft: „Da zeigt sich einfach, dass wir ein Team sind und an uns glauben, egal, wie lange noch zu spielen ist.“ So soll auch das Erfolgsrezept im nächsten Heimspiel am Sonntag (16.30 Uhr) gegen Waldhof Mannheim lauten, in dass die Rot-Weissen als Tabellendritte gehen. „Echt?“, zeigte er sich von der Platzierung glaubhaft überrascht und genießt die momentane Höhenluft: „Ach, wir gucken von Spiel zu Spiel, weiter Gas geben. Was heute passiert ist, haken wir einfach ab, das genießen wir heute und morgen noch - und dann zählt Mannheim.“

Keine Überraschung dürfte sein, dass die stetig aufsteigende Formkurve der Leihgabe, die im Sommer vertraglich endet, sicherlich nicht nur seinem Stammverein 1. FC Köln aufgefallen ist. Auch RWE-Sportchef Christian Flüthmann machte sich schon zur Halbzeitpause vor dem Mikrofon so seine Gedanken zu der Personalie: „Jetzt hat Marvin eine gute Phase, die muss man mitnehmen. Er hat in den letzten drei, vier Wochen eine super Entwicklung vollzogen. Zu diesem Zeitpunkt ist man immer im Austausch, aber nicht, was einen möglichen Verbleib angeht. Klar ist auch, wenn man Bundesliga spielen will, dann muss man konstant gute Leistungen bringen. Das weiß auch Marvin.“

Was für RWE vielleicht gar keine so günstige Ausgangslage ist: Sollte Bundesliga-Schlusslicht 1. FC Köln in die Zweite Bundesliga absteigen, könnte es rund ums Geißbockheim vielleicht einen Neuaufbau geben - und da wäre Marvin Obuz das willkommene frische Eigengewächs.

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