Essen. Der Edeljoker der Rot-Weissen kann sich mit seiner Einwechselrolle nur schwer anfreunden und hofft auf seinen Startelf-Einsatz gegen Mannheim.

Noch schwer gerötet kam Ron Berlinski fast als Letzter zurück in den Kabinengang und strahlte endlich einmal wieder übers ganz Gesicht. Rot-Weiss Essens Last-Minute-Torschütze zum 2:1-Sieg über Arminia Bielefeld hatte draußen viel zu erzählen und eine lange Ehrenrunde zu absolvieren.

Bei allem persönlichen Erfolgserlebnis vergaß der Mittelstürmer auch den Teamgedanken nicht: „Darauf dürfen wir uns jetzt nicht immer ausruhen, kurz vor Schluss den Deckel drauf zu machen. Wir sollten auch dahin kommen, die Spiele so zu dominieren, dass wir in der zweiten Halbzeit auch aufs 2:0 gehen.“

Doumbouya bei RWE nur noch Stürmer Nummer drei

Es ist immer ein besonderer Moment im voll besetzten Stadion, wenn die Trainerbank der Rot-Weissen sein Trikot in die Luft hält und Berlinski in Folge dessen die 100-Meter-Weltrekordzeit ins Wanken bringt. Da hatte auch Trainer Christoph Dabrowski wieder einmal den richtigen Riecher, dem Ex-Bochumer den Vorzug gegenüber Moussa Doumbouya zu geben, der mittlerweile nur noch Mittelstürmer Nummer drei ist im RWE-Kader.

„Ich freue mich mega für Ron, man muss sich nur angucken, mit was für einer Energie und Überzeugung er zum Wechsel zur Bank sprintet, da sieht man, dass er heiß ist wie Frittenfett. Er hat den Anspruch, von Beginn an zu spielen, er kratzt, er gibt input. Er hat sich heute mit dem Siegtor für das, was er der Mannschaft Woche für Woche als Einwechselspieler gibt, total belohnt“, so sein glücklicher Trainer.

Die Rolle als Edeljoker ist nicht ungetrübt

Das Glück beim Torschützen ist natürlich nicht ungetrübt, er habe „einen langen Leidensweg“ hinter sich, seine Rolle als Edeljoker, die er mit solchen Aktionen in der Schlussphase natürlich unterfüttert, die nimmt Berlinski nur gezwungenermaßen an: „Ich würde natürlich gerne jedes Spiel über 90 Minuten gehen, aber es ist aktuell so wie es ist. Ich glaube, dass wir alle gerade die Rolle so annehmen, die man bekommt - deswegen sind wir auch gerade so erfolgreich.“

Seine Erfolgsformel für die Zukunft: Klotzen und sich in jedem Training so aufzureiben, dass man es dem Trainer noch schwerer macht, um von Anfang an zu spielen. Aber, der Teamgedanke zähle, und da äußert der 29-Jährige durchaus Verständnis für die schwierige Aufgabe seines Trainers: „Er hat generell nicht den leichtesten Job, da zu entscheiden, weil gerade die Qualitätsdichte in der Mannschaft unfassbar eng beieinander ist.“

Dass das Team mittlerweile dermaßen gut dastehe, sei auch das Ergebnis eines Prozesses, den die Mannschaft durchlaufe: „Manche Prozesse dauern halt. So, wie wir die letzte Saison aufgehört haben, alle Ziele erfüllt, das hat uns ein Stück weit auch beflügelt für die neue Saison. Mit den punktuellen Verstärkungen und unserem Plan, den wir verbessert haben, die Rollen, die wir alle angenommen haben, das macht uns alle ein Stück besser.“

Blick auf die Tabelle verbietet sich für Berlinski

Als Momentaufnahme springt dann eben Rang drei heraus, wobei sich dieser Blick für den wuchtigen Angreifer momentan verbiete: „Ich will gar nicht auf die Tabelle gucken, nächste Woche gilt es weiter hart zu arbeiten, zu Hause wieder drei Punkte einzufahren und nicht rumspinnen, wir wären einer der Top-Kandidaten für den Aufstieg. Die Dritte Liga ist vogelwild, da kann jeder jeden schlagen.“

Ausschließen möchte Berlinski nichts, gerade nicht mit diesem Publikum im Rücken: „Da wär ich ja schön doof, alles ist möglich. Aber Sonntag wartet wieder ein großer Gegner.“ Da hieße es demütig zu bleiben und (wenn nötig) auf seine Einwechselung zu lauern.

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