Essen. Guter Saisonstart, aber noch Luft nach oben: Wir analysieren die Daten und listen vier Aspekte auf, die Rot-Weiss Essen zwingend ändern muss.

Das Interessante ist ja, dass viele damit überhaupt nicht gerechnet haben. Rot-Weiss Essen verlor das erste Saisonspiel 1:2 in Halle; ein katastrophaler Fehler von Thomas Eisfeld nach wenigen Sekunden, schon war es geschehen, und die Nörgler fühlten sich bestätigt: Schwer wird die Saison, wieder Abstiegskampf. Es blieb bisher allerdings bei dieser einen Niederlage.

Acht Punkte, Platz acht: Nie stand RWE in seiner Drittliga-Zeit besser in der Tabelle. Das Management hat das Team verstärkt, die Mannschaft wirkt griffiger und reifer – doch nicht alles, welch Wunder, ist perfekt. Gemeinsam mit den Daten-Experten von „Createfootball“ analysieren wir, wo sich Rot-Weiss noch verbessern muss.

Rot-Weiss Essen hat mit Dresden die wenigsten Tore kassiert

Drei Gegentore, das ist gemeinsam mit Tabellenführer Dynamo Dresden der Topwert der Liga, aber: Fünf erzielte Treffer sind der drittschlechteste und das, obwohl RWE die viertmeisten Abschlüsse aller Drittligisten hat – 13 pro 90 Minuten. Christoph Dabrowskis Mannschaft muss seine Chancen besser nutzen, keine Frage.

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Viele Angriffe werden wegen einer schwachen Strafraumbesetzung zu früh beendet, dadurch kommt RWE auf unterdurchschnittliche Schusspositionen. Wandspieler Moussa Doumbouya wirkt in der Box bisweilen auf verlorenem Posten. Die Chancenqualität wäre deutlich höher, wenn RWE häufiger in den Strafraum eindringen würde.

Was es dazu braucht, sind Schnittstellenpässe. Jedoch spielt RWE von allen Drittliga-Teams die wenigsten Pässe in die Tiefe (2,7 pro 90 Minuten). Dadurch kommt der Ball selten hinter die letzte Kette. Doumbouya bewegt sich gut im Raum, muss viel häufiger in Szene gesetzt werden. Hier ist noch viel Potenzial vorhanden, gerade durch Mittelfeldspieler Vinko Sapina, der bereits bewiesen hat, dass er diese Pässe spielen kann. Man denke hier an das Zauberzuspiel auf Cedric Harenbrock in Freiburg.

Lesen Sie hier: Doumbouyas besonderer Weg zu Rot-Weiss Essen.

Wenn Sapina ausfällt, hat RWE ein Problem

Zu einem Problem könnte werden, dass der 28-Jährige womöglich ausfällt. Sapina ist angeschlagen, kann derzeit nicht trainieren. Es ist komplett offen, ob der kantige Ideengeber an diesem Samstag gegen Jahn Regensburg auflaufen kann. Fehlt er, könnte Björn Rother in die erste Elf rücken, ebenfalls robust, physisch stark – aber kein Mann für die feine Klinge. Dann müssten Thomas Eisfeld oder Cedric Harenbrock häufiger Schnittstellenpässe wagen.

RWE steht hinten besser, die Qualität der gegnerischen Torchancen hat abgenommen, trotzdem lässt die Mannschaft bislang mehr Abschlüsse zu als in der Vorsaison (11,2 pro 90 Minuten). Nach „Expected Goals“ – der Wert zeigt, wie wahrscheinlich es ist, dass eine Chance zum Tor führt – hätte RWE bereits 3,92 Gegentore mehr kassieren müssen.

Besonders über die Außen wird Rot-Weiss zu häufig ausgespielt, beide Außenverteidiger Lucas Brumme und Andreas Wiegel gewinnen schwache 34 Prozent beziehungsweise 55 Prozent ihrer Defensivduelle, fallen im Vergleich zur Innenverteidigung (José-Enrique Rios Alonso 79 Prozent und Felix Götze 67 Prozent) deutlich ab.

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Schwachstelle Konterabsicherung

Eine weitere Schwachstelle ist die Konterabsicherung. Im eigenen Angriff schieben die Außenverteidiger sehr weit nach vorne, auch Cedric Harenbrock orientiert sich, wenn er startet, Richtung Spitze, dadurch sind die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen sehr groß. Besonders bei Ballverlusten und misslungenem Gegenpressing steht RWE hinten sehr offen: Sieben gefährliche gegnerische Chancen entstanden bereits nach einem Konter.

Starke Physis, ausbaufähige Chancenverwertung: Moussa Doumbouya von Rot-Weiss Essen.
Starke Physis, ausbaufähige Chancenverwertung: Moussa Doumbouya von Rot-Weiss Essen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Trotz der statistisch besten Defensive der Liga – drei Gegentore – besteht also noch reichlich Verbesserungspotenzial in der defensiven Effizienz. Der SSV Jahn Regensburg wird das wissen, wenn er an diesem Samstag an die Hafenstraße kommt.

Trainer Joe Enochs war jahrelang beim VfL Osnabrück und beim FSV Zwickau tätig, er kennt diese verrückte, enge Liga wie kaum ein anderer Coach. Nach dem Abstieg aus der zweiten Bundesliga vollzog Regensburg einen Umbruch. Dritter ist die Jahn-Elf, bildet sich darauf aber nichts ein. „Dieses Spiel beweist, dass jedes Spiel auf Augenhöhe ist“, sagte Enochs nach dem zurückliegenden, knappen 2:1-Sieg gegen Duisburg. Und weiter: „Jede Mannschaft ist saugefährlich.“ Sein Team müsse an die Leistungsgrenzen gehen – auch in Essen.

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