Essen. . Rot-Weiss Essen lädt zur „Kleinen JHV“: Wirtschaftsprüfer und Aufsichtsratsmitglied Hans-Henning Schäfer erläutert die Finanzen.
Ein Defizit von 3,6 Millionen Euro. Diese Zahl hatten bei der „Kleinen JHV“ von Rot-Weiss Essen an diesem Dienstag alle im Kopf, diese Zahl: das Ergebnis der Jahresbilanz 2022. Vorstandschef Marcus Uhlig hatte dieses Minus bei der Jahreshauptversammlung im Juni bekanntgegeben. Gefühlt aus dem Nichts tat sich dieses Loch an der Hafenstraße auf. Dass dem nicht so ist, war eine der Kernbotschaften, die RWE an diesem Dienstag zu vermitteln versuchte.
Eine wichtige Rolle spielt Sascha Peljhan, seit einigen Monaten ebenfalls im Vorstand. Er hat dem Verein 2019 drei Millionen Euro „gegeben“, um das Ziel Drittliga-Aufstieg zu erreichen. Ein Weg musste gefunden werden, erläuterte Aufsichtsratsmitglied und Wirtschaftsprüfer Hans-Henning Schäfer, wie dieses Geld ausgegeben werden könne, ohne dass 30 Prozent Ertragssteuer anfallen. „Das Zauberwort“, so Schäfer, „heißt qualifizierter Rangrücktritt.“
Rot-Weiss Essen: Prämien und erhöhte Personalkosten
Das Wirtschaftsdeutsch übersetzt: Peljhan gab RWE das Geld in Form eines Darlehens, das für den Verein besonders günstige, auf absehbare Zeit nicht belastende Tilgungskonditionen hat. Drei Millionen ohne Steuern – diese Summe trat, da es sich faktisch um eine Verbindlichkeit handelte, in der Bilanz auf.
Schäfer referierte fortan durch den Zahlendschungel und klärte über die Diversitäten des Finanzbiotops auf – ausführlich, aber gut und verständlich. 2,3 Millionen Euro des 3,6-Millionen-Euro-Defizits in 2022 entstanden im ersten Halbjahr, erklärt er. Also in der Aufstiegssaison.
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Prämien aus dem Aufstieg und erhöhte Personalkosten, die Harfid-Insolvenz und die ausbleibenden Zahlungen, der ausbleibende Zufluss der Spende und höhere Spielbetriebskosten schraubten das Ergebnis in die Höhe. RWE hatte jedoch noch Reserven aus den Peljhan-Millionen – und setzte diese als Ausgleich ein.
Rot-Weiss Essen: Beifall für Hans-Henning Schäfer
Das Defizit wuchs im zweiten Halbjahr 2022, der ersten Drittliga-Halbserie, da 700.000 Euro aus einer zugesagten Spende nicht überwiesen waren, der Umzug der Geschäftsstelle 250.000 Euro verschlang und auch die Spielbetriebskosten höher als erwartet waren.
Peljhan hat das Rechnungswesen schließlich neu aufgestellt. Bessere Transparenz zwischen den operativen Systemen, das ist eine der Maßnahmen, die schon umgesetzt wurden oder geplant wurden. "Wir haben rechtzeitig einen Prozess angestoßen, der dafür sorgt, dass in Zukunft alle und vor allem nennenswerte Abweichungen frühzeitig erkannt werden", ergänzte Peljhan.
Hans-Henning Schäfer kam selbstkritisch zum Ende seines Vortrags – und erntete dafür Beifall: Die Kommunikation müsse besser werden, zwingend mehr Transparenz sei gefordert. Der Unmut, der bei der JHV im Juni herrschte, entstand nicht, betonte Schäfer, weil die Faktenlage so schlecht war, sondern nicht gut erklärt wurde. Er stellte aber auch klar: „Die drei Millionen sind zielgerichtet weg und nicht mehr als Reserve in der Kasse. Wir müssen jetzt mit dem klarkommen, was reinkommt. Wir brauchen die richtigen Instrumente, und die sind geschaffen.“ Heißt: RWE muss seine operativen Umsätze steigern und strengste Kostendisziplin zeigen.
Die finanzielle Lage hat sich im ersten Halbjahr 2023 wie folgt entwickelt: Auf der Bank liegt ein Guthaben von rund 750.000 Euro und ein Eigenkapital von knapp 2 Millionen Euro von Rot-Weiss Essen. Der Verein war und ist demnach in seinem Bestand nicht gefährdet, so Schäfer.