Essen. Rot-Weiss Essen und Preußen Münster - vereint in Antipathie. In den letzten Jahren ging es heiß her. Heute sehen sich beide in der 3. Liga wieder

Man könnte einsteigen mit dem irren Regionalliga-Zweikampf, den sich Rot-Weiss Essen und Preußen Münster in der Saison 2021/22 geliefert haben. Oder mit den Ausschreitungen im Sommer 2002. Oder mit der Schwert-Schmonzette. Oder man fängt die Geschichte dieser Rivalität beider Traditionsvereine, die an diesem Sonntag wieder aufeinandertreffen (19.30 Uhr), von vorne an.

Die Bilanz gegen Preußen Münster spricht für Rot-Weiss Essen

Es dauerte eine Zeit, bis die Klubs von 1906 und 1907 erstmals gegeneinander spielen sollten. Im September 1949 erzielte Franz Böning das Siegtor für die Essener, viele Partien folgten. Die Bilanz: spricht für Rot-Weiss. 39 Siege holten sie, die Preußen bringen’s auf 25 Dreier.

Aber im April 1951, da zeigten sie es dem Gast aus dem Ruhrgebiet – 5:1 an der Hammer Straße! Es war ohnehin das Jahr der Münsteraner, die mit ihrem gefürchteten „100.000-Mark-Sturm“ um Felix „Fiffi“ Gerritzen bis ins Endspiel um die Deutsche Meisterschaft vorpreschten, im Finale jedoch gegen Kaiserslautern und die Walter-Brüder Fritz und Ottmar verloren (1:2). RWE machte es wenig später besser. Die Meisterschaft 1955, längst Legende in Bergeborbeck, wo sie 1953 auch schon den DFB-Pokalsieg gefeiert hatten.

Thomas Eisfeld steht immer noch bei Rot-Weiss Essen unter Vertrag, Nicolai Remberg hat Preußen Münster inzwischen Richtung Kiel verlassen. Beide Vereine treffen an diesem Sonntag aufeinander.
Thomas Eisfeld steht immer noch bei Rot-Weiss Essen unter Vertrag, Nicolai Remberg hat Preußen Münster inzwischen Richtung Kiel verlassen. Beide Vereine treffen an diesem Sonntag aufeinander. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Die Fünfziger, das waren die Goldenen Jahre beider Klubs. So nah kamen sie dem Olymp nie wieder. Stattdessen begann ein steter Abstieg. Preußen Münster, damit schmückt man sich bis heute gerne, ist im Gegensatz zu RWE Gründungsmitglied der Bundesliga, schaffte es aber, direkt in der ersten Saison abzusteigen und nie wiederzukehren.

Zwischen 1964 und 1973 trafen sich beide Vereine regelmäßig in der damals zweitklassigen Regionalliga West. Rot-Weiss stieg später in die Bundesliga auf, dann kickte man kurz zusammen in der 2. Bundesliga Nord, ehe Preußen in die Oberliga Westfalen abstürzte. In den 1980er-Jahren lebten, oder darbten, beide Klubs getrennt voneinander vor sich hin.

Rot-Weiss Essen zu Gast in Münster – da gibt es immer Schlagzeilen

In der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga waren sie Hauptkonkurrenten. 1993/94 setzte sich schließlich RWE mit 10:2 Punkten vor Münster (7:5 Punkten) durch, auch dank zweier Siege gegen den Rivalen. Münsters Trainer war übrigens Hans-Werner Moors, zuvor bei RWE in Amt und Würden.

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Man sah sich dann in der Regionalliga wieder, und wie. 2002 gewann RWE in Münster, der Aufstieg in die 2. Bundesliga war perfekt – fast. Denn Braunschweig traf im Parallelspiel spät und RWE stieg doch nicht auf. Die mitgereisten Essener, es waren viele, machten kurzerhand Jagd auf alles, was Schwarz-Weiß-Grün war.

Eine schöne Kamelle ist hingegen diese Geschichte: Als die Essener in Münster zu Gast waren, wurde ein Schwert aus dem Rathaus geklaut. Die Fans von RWE, schon immer war das Duell auch ein „Klassenkampf“ zwischen den Westfalen und den Ruhrgebietlern, wurden verdächtigt, das Schwert geklaut zu haben. Geklärt wurde der Fall nie.

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Krawall gab es in Münster auch, als RWE 2021/22 in der Regionalliga zu Gast war. Im Hinrundenspiel führte Preußen Münster zur Pause 2:0. Die Gäste drehten die Partie, gewannen 3:2. Anschließend durchbrachen Essener das Tor zum Heimbereich und randalierten, das war beschämend.

2002 stürmten Fans von Rot-Weiss Essen das Preußenstadion in Münster.
2002 stürmten Fans von Rot-Weiss Essen das Preußenstadion in Münster. © firo | firo

Das Aufstiegsrennen 2021/22 hallt nach

Es entwickelte sich in den folgenden Wochen und Monaten ein erbitterter Zweikampf zwischen den Vereinen, nur einer konnte aufsteigen. Die Preußen unterbreiteten Dennis Grote, RWE-Kapitän, offenbar mitten in der Saison ein Angebot. Das kam an die Öffentlichkeit, Grote wurde erst suspendiert, dann freigestellt. Und kickt heute in Münster. Die Partie an diesem Sonntag verpasst er verletzt.

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Beim Rückspiel an der Hafenstraße detonierte ein Böller, der von der Westtribüne aufs Spielfeld flog, neben Preußen-Spielern, die sich warmgemacht hatten. Ein Skandal. Die Partie wurde abgebrochen, Münster bekam drei Punkte am Grünen Tisch.

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Und es musste ja so kommen, erst am letzten Spieltag fiel die Entscheidung im Aufstiegsrennen. Beide Teams siegten, RWE stieg dank des besseren Torverhältnisses auf. Preußen schaffte den Sprung in die Dritte Liga in diesem Sommer, ein Jahr später. Die Antipathie: hält bis heute an.