Essen. Derbyzeit: Rot-Weiss Essen trifft auf Münster. Preußens Trainer Sascha Hildmann über Emotionen, Druck und sein Verhältnis zu RWE-Fans.
Wenn das Flutlicht brennt, das „Adiole“ vom Band läuft und die Teams den Rasen betreten, dann wird die Luft an der Hafenstraße flirren: Rot-Weiss Essen trifft an diesem Sonntag auf Preußen Münster (19.30 Uhr). Ein Highlight ist das – für beide Mannschaften, beide Vereine, beide Fanszenen. Redakteur Justus Heinisch sprach mit Preußen-Trainer Sascha Hildmann (51) über Emotionen, Druck und sein Verhältnis zu den RWE-Fans.
Herr Hildmann, nach Spielen sprechen Sie oft über die Stimmung im Stadion. Sie standen selbst als Kind in der Westkurve in Kaiserslautern. Nun also Hafenstraße. Flutlicht, Derby, RWE gegen Münster – wie sehr kribbelt es schon?
Sascha Hildmann: So etwas wünscht man sich doch, dafür hat man angefangen, Fußball zu spielen. Die Hafenstraße ist im Derby laut, emotional.
Preußen-Trainer Hildmann über erlösendes 3:1: „Selbstvertrauen ist gewachsen“
Sie gelten ohnehin als emotionaler Trainertyp. Als Ihre Mannschaft am Dienstag das 3:1 gegen Ingolstadt erzielt hatte, sah es so aus, dass Sie am liebsten zu Ihren Jungs aufs Feld gelaufen wären, um zu feiern.
Wir haben von Beginn an ein so gutes Spiel gemacht und uns einfach nicht belohnt. Dann vergibst du noch die Mutter aller Chancen, den Elfmeter. Man muss es erst mal schaffen, dann noch zurückzukommen. Wir haben Gott sei Dank das 1:1 erzielt. Und das 3:1 habe ich natürlich sehr gefeiert, das haben sich die Fans und die Mannschaft einfach so verdient, so etwas genieße ich dann auch.
Die Experten waren sich einig, dass Münster schon gegen Bielefeld keine vier Tore schlechter war. Gegen Ingolstadt schien es ähnlich zu laufen. Viele Chancen, kein Tor, stattdessen trifft der Gegner. Was hat die Aufholjagd in der Mannschaft ausgelöst?
Das Selbstvertrauen ist gewachsen und auch der Glaube, dass wir alles richtig gemacht haben. Du verlierst in Bielefeld 0:4, hast aber viele Spielanteile und Chancen – jeder, der das nackte Ergebnis sah, dachte, dass für uns nichts drin gewesen ist. Du kommst dir schon etwas blöd vor, wenn du das Spiel anders verkaufst und sagst, dass der Auftritt gar nicht schlimm war. Wir wählen einen fußballerischen Ansatz, wollen mutig spielen, wollen eine klare Handschrift zeigen. Es war wichtig, dass wir gegen Ingolstadt zeigen konnten, dass dieser Ansatz erfolgreich sein kann.
Hildmann über den Essener Bouchama: „Besonderes Spiel“
Ihre Mannschaft hat schon ein Derby hinter sich. Zwar ging die Partie in Bielefeld eben 0:4 verloren, aber ist es trotzdem ein Vorteil, dass Ihr Team schon solch ein hitziges Spiel hatte und RWE nicht?
Das glaube ich nicht. Wenn du an der Hafenstraße spielst, ist es immer hitzig – in Münster auch. Wir sind solch eine Atmosphäre daher gewohnt. Für beide Mannschaften wird es nicht das Allerneueste sein, aber sehr schön.
Brennpunkte bei RWE:
- Darum steht Rot-Weiss Essen gegen Preußen Münster unter Druck.
- RWE gegen Preußen: Polizei ist mit starken Kräften vor Ort.
- RWE ist heiß auf Preußen: „Da brennt die Hafenstraße“.
Malik Batmaz traf gegen Ingolstadt doppelt nach seiner Einwechslung. Ist damit zu rechnen, dass er in Essen startet?
Die Möglichkeit besteht immer. Wir müssen die letzten Trainingseinheiten abwarten und ich hoffe, dass sich niemand verletzt. Wir haben gerade extremes Verletzungspech. Dominik Schad, Dennis Grote und Marc Lorenz fallen länger aus. Aber wir können das noch auffangen.
In Ihrem Kader steht auch ein Essener Junge: Yassine Bouchama. Was erhoffen Sie sich von ihm im Derby?
Ich habe ihn von Homberg nach Münster geholt. Er ist ein Spieler, den ich zwei, drei Mal gesehen habe, ich dachte mir: Was macht er in Homberg? Er hat sich bei uns von Anfang an durchgesetzt und zeigt seine Qualitäten. Er muss das aber auch bestätigen und dranbleiben. Da er ein Essener Junge ist, wird es ein besonderes Spiel für ihn.
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Was der SC Preußen gerade durchlebt, hat RWE schon hinter sich: aufgestiegen aus der Regionalliga West, zurück in Liga drei. Haben Sie sich genau angeschaut, wie das erste Jahr der Essener lief und daraus Rückschlüsse für die eigenen Planungen gezogen?
Nein. Ich habe Essen beobachtet und gesehen, dass sie schwer in die Saison reingekommen sind. Aber es ist nun mal eine neue Liga, eine neue Mannschaft. Du musst deine eigenen Ideen und Vorstellungen umsetzen, da kann man nur wenig ableiten.
Hildmann: „RWE kann zufrieden sein“
Und wie bewerten Sie den Auftakt der Rot-Weissen?
Ich war gegen Aue im Stadion. Es war ein Fifty-fifty-Spiel, eine typische Drittliga-Partie. Sie haben nun 0:0 bei Viktoria Köln gespielt, das ist ein gutes Ergebnis. Ich denke, sie können zufrieden sein.
Hat RWE im Derby mehr Druck als Münster?
Das sehe ich nicht so. Essen spielt zu Hause und hat noch nicht gewonnen, aber wir wollen auch auf keinen Fall verlieren. Die Drucksituation ist für beide gleich.
Lesen Sie hier: Rot-Weiss Essen sucht das richtige Rezept für Münster.
Herr Hildmann, zurück zu den Emotionen: Wer sie zeigt, eckt an – gerade in Essen haben es Gästetrainer, die laut sind, nicht leicht. Was macht das mit Ihnen?
Das motiviert mich noch mehr. Ich liebe es, wenn ein bisschen Action ist. Und wenn sich die RWE-Fans an mir auslassen, können sie das gerne tun. Ich bleibe so wie ich bin und werde mich garantiert nicht verstellen.
Sie haben mal verraten, dass es ein ganz besonderer Moment gewesen sei, als Essen den Aufstieg klar gemacht hat und Ihr Team trotz des knappen Scheiterns von den Fans gefeiert wurde. „Das lasse ich so nicht stehen“, haben Sie in dem Moment gedacht, im Jahr danach hat der Aufstieg geklappt. Hat Preußen Münster noch offene Rechnungen mit Rot-Weiss Essen?
Es gibt immer offene Rechnungen mit RWE, es ist ein Derby. Was in der Vergangenheit war, liegt in der Vergangenheit, aber natürlich ist es immer wieder aufs Neue ein heißes Duell. Wir haben noch nicht so häufig gegen Essen gewonnen – und das wollen wir jetzt tun.
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