Köln. Nach dem Remis bei Viktoria Köln richtet sich der Fokus aufs Derby: Rot-Weiss Essen muss gegen Preußen Münster die richtige Balance finden.

Das Spiel war noch gar nicht angepfiffen, da drehte Olaf Janßen schon eine Runde durch den Sportpark Höhenberg, winkte den Zuschauern, ja er jubelte ihnen zu. Den Trainer mögen sie in Köln, er mag die Kölner, und auch nach der Partie gegen Rot-Weiss Essen war er glücklich.

Dabei ließ die Viktoria beste Chancen aus. Sie hätte einen Elfmeter bekommen müssen, sie hatte mehr Ballbesitz und sie spielte knapp doppelt so viele Pässe wie RWE – 527 an der Zahl. „Es gehört zum Fußball dazu“, sagte der 56-jährige Janßen, „dass der Schiedsrichter mal falsch liegt oder wir einen Haufen an Torchancen vergeben. Der entscheidende Punkt ist die Haltung der Mannschaft. Wir sind nicht verzweifelt.“ Das hätte gut passieren können – Jakob Golz hielt mehrfach überragend, David Philipp dürfte vom Essener Torwart in seinem gelben Trikot geträumt haben.

Rot-Weiss Essens Golz hält das Team im Spiel

„Er hatte einen Sahnetag“, lobte Christoph Dabrowski, der das System in Köln umgestellt hatte. Erstmals in dieser Drittliga-Saison lief RWE mit einer Dreierkette auf. José-Enrique Rios Alonso, Felix Götze und Mustafa Kourouma bildeten die Reihe, Letztgenannter gab sein Startelfdebüt. „In der ersten Halbzeit hat man eine gewisse Nervosität gesehen, aber in der zweiten hat er ein sehr gutes Spiel abgeliefert“, so Dabrowski über den 20-Jährigen, der einige Bälle ablief.

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Reingebissen, reingekämpft, das haben sich die Essener in der Tat in dieses Spiel. „Wir mussten sehr viel leiden“, sagte Dabrowski, sein Mittelfeldspieler Björn Rother wählte eine ähnliche Formulierung: „Wir haben viel für dieses Ergebnis getan.“ Der Einsatz hat gestimmt, dafür war die Offensive harmlos.

Es gab keine gute Balance zwischen Verteidigung und Angriff. Die defensive Ausrichtung sei aber „das richtige Mittel“ gewesen, fand Dabrowski: „Wir gucken uns immer an, was gegen den Gegner am besten passt. Gegen den Hamburger SV haben wir auch aus einer Kompaktheit heraus agiert, und wir wussten, was in Köln auf uns zukommt“, führte der 45-Jährige aus.

Schätzen sich: Christoph Dabrowski und Olaf Janßen.
Schätzen sich: Christoph Dabrowski und Olaf Janßen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Rot-Weiss Essen: Dabrowski wünscht sich „mehr Ruhe am Ball“

Und die Offensive? „Ich denke, wir haben schon den ein oder anderen Ballgewinn gehabt, aber wir haben zu wenig daraus gemacht. Wir haben die Bälle zu schnell verloren, die Präzision war nicht da, um dem Gegner mit einer Torchance weh zu tun.“ Gerade in den Phasen, in denen die Viktoria die Essener hinten einschnürte, hatte er sich „mehr Ruhe am Ball“ gewünscht.

Brennpunkte bei RWE:

Moussa Doumbouya erfüllt seine Rolle als Wandspieler, der die Bälle festmacht, doch fehlte es in Köln an Mitspielern, die diese Bälle verwerten. Torben Müsel fiel nach starken Auftritten etwas ab. Vielleicht könnte Leonardo Vonic ein Spieler sein, der vorne für frischen Wind sorgt. Bislang kam er nur zur Kurzeinsätzen. Die acht Minuten in Köln konnte er nutzen.

Gegen Preußen Münster, so viel steht fest, muss RWE mehr Torgefahr ausstrahlen. Es könnte sinnvoll sein, viel über die Außen zu gehen. Münsters gesetzte Schienenspieler Marc Lorenz und Dominik Schad fallen verletzt aus. Beim 3:1-Sieg gegen Ingolstadt stellte Trainer Sascha Hildmann Daniel Kyerewaa und Shaibou Oubeyapwa außen auf – zwei gelernte Offensivspieler. Gerade Kyerewaa wirkte gegen Ingolstadt und zuvor in Bielefeld (0:4-Niederlage) hinten bisweilen überfordert.

Das werden Dabrowski und sein Staff natürlich wissen. „Es ist klar, dass wir mehr Dominanz ausstrahlen müssen“, betonte der Trainer.

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