Essen. In unserer Serie schauen wir auf Rot-Weiss Essens Pokal-Lauf, der 1993/94 bis nach Berlin führte, zurück. Vor 30 Jahren ging alles in Bocholt los
Sie sind Legenden an der Hafenstraße. Für immer. 1993/94 setzte der damalige Zweitligist Rot-Weiss Essen zu einem Pokal-Lauf an, der die Mannschaft bis ins Finale führte. Im Endspiel verlor RWE gegen Werder Bremen, doch das Team hatte sich längst in die Herzen der Fans gespielt. In unserer Serie „93/94 – Wir fahren nach Berlin“ schauen wir auf jedes Spiel der Pokal-Saison zurück. Los ging alles vor genau 30 Jahren in Bocholt.
Eigentlich waren wir ja froh, nicht mehr zum 1. FC Bocholt fahren zu müssen. Denn auch da hatten wir nach dem Abstieg 1991 aus der 2. Bundesliga mit RWE zwei Jahre lang Oberliga-Fußball erleben müssen – doch nun, am 25. August 1993, brachen wir mit großer Vorfreude in Richtung Hünting auf.
Rot-Weiss Essen macht nach dem Wiederaufstieg Spaß
RWE hatte den Wiederaufstieg geschafft und war beim Ex-Oberliga-Gefährten in Bocholt in der 2. Hauptrunde des DFB-Pokals gefordert. Kein Knüller, aber Rot-Weiss machte damals Spaß. Nach dem peinlichen Zwangsabstieg wegen Lizenzvergehens war Routinier Jürgen Röber vom Spieler zum Cheftrainer befördert worden. Er formte eine junge Mannschaft, die den Anhang versöhnte und mitriss.
Ein Team ohne Star-Einkäufe aber mit Identifikationspotenzial. Kristian Zedi kam aus der eigenen Jugend, Jürgen Margref aus der Landesliga-Mannschaft, Jörg Lipinski entdeckte Röber in Schöppingen, Christian Dondera in Hamborn, Publikums-Liebling Frank Kurth hatte dem Team trotz des Abstiegs die Treue gehalten.
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In der Aufstiegs-Saison wurde mitreißender Fußball gespielt, auch im Pokal. Der 2:0-Erfolg über Schalke 04 ist längst Vereinsgeschichte. Und den Schwung nahm das Team mit in die 2. Liga, als Neuling mischte es gut mit, gleich am ersten Spieltag wurde Bundesliga-Absteiger 1. FC Saarbrücken mit 3:1 geschlagen. Nebenbei hatte RWE als Zweitligist auch eines der vielen Freilose für die erste Pokalrunde gezogen.
Brennpunkte bei RWE:
- Darum steht Rot-Weiss Essen gegen Preußen Münster unter Druck.
- RWE gegen Preußen: Polizei ist mit starken Kräften vor Ort.
- RWE ist heiß auf Preußen: „Da brennt die Hafenstraße“.
In dieser Stimmung nimmt man dann für die 2. Runde auch gerne das Abendspiel unter der Woche in Bocholt in Kauf. Die Mannschaft dankte es den Fans und spielte so, wie sie sich in der 2. Bundesliga Respekt erworben hatte: Offensiv und spielerisch gefällig. Die 2:0-Führung zur Pause durch die Offensiv-Asse Oliver Grein und Daouda Bangoura war eigentlich zu knapp.
Eigentor! RWE macht es spannend und kommt doch weiter
Das rächte sich, als die wackeren Gastgeber nach gut einer Stunde das Anschlusstor erzielten. RWE verlor etwas die Linie und ausgerechnet Pokalheld Lipinski, der gegen Schalke-Torhüter Jens Lehmann das legendäre Tor zum 2:0 erzielt hatte, schoss jetzt in die falsche Richtung: 2:2 durch ein Eigentor.
Aber nur ein paar Minuten später war der flinke Stürmer Dondera zur Stelle, machte das 3:2 und den verdienten Sieg perfekt. Die nächste Pokalstation war erreicht. Erwartbar. Noch nicht absehbar war nach dem unnötig mühsamen Sieg allerdings, dass die Reise von Bocholt bis nach Berlin führen sollte.
1. FC Bocholt - RWE 2:3 (0:2)
RWE: Kurth, Geschlecht, Jack, Pickenäcker, Spyrka, Vogt, Lipinski, Margref, Bangoura (81. Reichert), Dondera, Grein (69. Ueding).Tore: 0:1 Grein (8.), 0:2 Bangoura (37.), 1:2 Scharf (61.) , 2:2 Lipinski (66. Eigentor), 2:3 Dondera (68.). Zuschauer: 7 500. - Schiedsrichter: Heinz Willems (Mönchengladbach)