Essen. Alptraum-Start, Bankplatz, erstes Tor am letzten Spieltag: Auf und ab ging’s für Rot-Weiss Essens Sandro Plechaty. Wie er damit umgegangen ist.

Sandro Plechaty lachte, über sich selbst. Kurz vor Schluss flog sein Freistoß aus gefährlicher Position Richtung Rahn-Denkmal. Da war mehr drin, nämlich das Siegtor in der Partie gegen den SC Verl. Es blieb beim 2:2, und Sandro Plechaty lachte. „Ich habe gemeinsam mit Torben Müsel zuletzt viele Freistöße geübt. Heute bist du gut drauf, du kannst schießen.“ Das sagten ihm die Kollegen. „Jetzt“, legt Plechaty grinsend nach, „muss ich mich erst einmal wieder hinten anstellen.“

Das kennt er schon. Seine Spielzeit, geprägt von Aufs und Abs – wie die seiner Mannschaft. Ein grottenschlechter Start in die Saison, hohe Klatschen, individuelle Fehler, mittendrin: der Rechtsverteidiger. Plechaty rutschte aus dem Team. Reicht es für die Dritte Liga? Eine Frage, gerichtet an Plechaty und das gesamte Team.

Rot-Weiss Essen kam dann langsam aber sicher an in der neuen Liga, punktete im Herbst beständig. Ohne Plechaty. Der 25-Jährige saß auf der Bank, wochenlang zwang ihn ein Muskelbündelriss zum Zuschauen. Sein Comeback gab er beim 2:0-Sieg gegen Bayreuth im März. Ruhig bleiben, an sich arbeiten, seine Chance nutzen, wenn sie kommt – das war damals, wie er uns im Gespräch verriet, sein Plan für die Restsaison.

Rot-Weiss Essen: Plechaty freut sich über sein erstes Profi-Tor

Der Plan ging auf. Andreas Wiegel verletzte sich, Plechaty kam in den letzten fünf Spielen zum Einsatz, nur beim 0:2 in Meppen nicht über die gesamten 90 Minuten. Er war zurück, doch nicht alles lief perfekt. Man denke an den Fehler, der Mitte Mai zum zwischenzeitlichen 2:1 für 1860 München führte. Dennoch zeigte es Plechaty es vielen Kritikern mit stabilen Auftritten, gerade in der blassen Offensive sorgte er für Farbtupfer.

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„Man hat gesehen, dass ich nach meiner Verletzung und meiner Situation auf einem aufsteigenden Ast bin“, sagt er. Über das ganze Gerede von außen habe er sich keine Gedanken gemacht. „Um ehrlich zu sein, bin ich sehr kritisch mit mir selbst und selten richtig zufrieden“, betont er. „Du musst über der Kritik stehen und darüber hinwegsehen. Du musst kritisch an dir selbst arbeiten und gucken, die Kurve zu kriegen – das habe ich geschafft.“

Und wie: Gegen Verl kam Plechaty rund 20 Meter vor dem Tor an den Ball, nahm ihn gekonnt mit und schlenzte die Murmel mit dem schwachen linken Fuß in den Winkel. Sein erster Treffer im Profifußball, und was für einer das war. „Das ist natürlich schön gewesen.“

Plechaty stellt sich auf ein hartes Pokalfinale gegen Oberhausen ein

Eine Partie steht noch an, kein unwichtiges: das Niederrheinpokal-Finale gegen Rot-Weiß Oberhausen (Sa., 16.15 Uhr/Stadion an der Hafenstraße). „Wir stellen uns auf ein körperbetontes Spiel ein. Sie werden alles reinwerfen und mit allen Mitteln kämpfen“, glaubt Plechaty. Duelle gegen RWO kennt er gut. Gemeinsam mit Cedi Harenbrock ist er einer der dienstältesten Rot-Weissen. Wie oft sich Essen und Oberhausen in der Regionalliga getroffen haben.

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Es komme darauf an, die Nerven zu behalten. Plechaty will seine Form weiter ansteigen lassen und so mit einem guten Gefühl in die Sommerpause gehen, aber: „So ehrlich muss man sein, wir bekommen es derzeit einfach nicht hin, eine Führung zu halten und auszubauen. Wir müssen uns dagegen stemmen, dann bin ich davon überzeugt, dass wir in den DFB-Pokal einziehen werden.“

Neben dem Titel und dem DFB-Pokal-Einzug winkt der Mannschaft eine weitere Belohnung: Bei einem Sieg würde sie sich im letzten Pflichtspiel doch noch mit dieser wechselvollen Saison versöhnen. Etwas, das Sandro Plechaty für sich selbst schon geschafft hat.

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