Duisburg. Der Abstieg des MSV Duisburg kann erst nach dem Heimspiel gegen Sandhausen zur Realität werden. Das blendet Trainer Uwe Schubert aus.

Sandhausen ist ein ruhiger Ort im Rhein-Neckar-Kreis, knapp 16.000 Menschen leben dort. Auch der Fußball-Verein der Stadt führt ein eher bescheidenes Dasein. Immerhin: Er wurde zweimal Deutscher Amateurmeister und damit einmal mehr als der MSV Duisburg. Die Sandhäuser können nichts dafür: Aber die Fans des MSV verbinden Schmerzen mit dem SVS. Die Zebras verloren 2013 die Lizenz und mussten erstmals in die 3. Liga. Sandhausen, damals sportlich abgestiegen, blieb Zweitligist. Nun spielt der MSV am Samstag um 14 Uhr in der Schauinslandreisen-Arena gegen die Sandhäuser. Dieser Spieltag könnte nun in die MSV-Historie mit dem Hinweis, dass der Absturz der Meidericher in die Viertklassigkeit perfekt wurde, eingehen.

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MSV-Geschäftsführer Michael Preetz sieht die Chancen auf ein Fußball-Wunder und eine Rettung vier Spieltage vor dem Saisonende nur noch bei einem Prozent. Die Verantwortlichen blicken längst realistisch auf die aktuelle Situation. Jugendcheftrainer Uwe Schubert, der gemeinsam mit Branimir Bajic bis zum Saisonende an der Seitenlinie die Verantwortung trägt, unterstrich in dieser Woche: „Wir sind keine Fantasten.“ Es geht nun in erster Linie nur noch darum, wann dieser bittere Moment des Abstiegs in die Regionalliga Realität wird.

Schiedsrichter Alexander Sather aus Grimma wird mit seinem Abpfiff gegen 15.55 Uhr aber definitiv noch nicht den Abstieg der Zebras besiegeln. Sollte der MSV gegen Sandhausen nicht gewinnen, müssen Verantwortliche, Spieler und Fans noch das Spiel des SV Waldhof Mannheim beim SC Verl, das erst um 16.30 Uhr beginnt, abwarten. Sollten die Mannheimer dann siegen, wäre der Meidericher Absturz perfekt. Taschentücher werden im Stadion also noch nicht gebraucht, sie sollten aber zu Hause bereitliegen.

Ich habe mir nach dem U-19-Spiel im MDR noch eine Halbzeit Dresden gegen Zwickau reingezogen. Da war zu sehen, was mit Mentalität und Leidenschaft alles möglich ist.
Uwe Schubert - MSV-Trainer

Mit Rechenspielen befasst sich Uwe Schubert nicht mehr. „Wir haben nicht mehr viel zu verlieren“, sagt der 64-Jährige. Zu gewinnen gibt es aber hingegen trotzdem noch etwas – und das wird sich nicht in der Tabelle niederschlagen. Schubert will mit seinem Team bei den Fans punkten. In diesen Tagen geht es beim MSV darum, dass – so bitter die Regionalliga-Perspektive auch ist – Hoffnung auf bessere Zeiten aufkommt. Die ersten Sponsoren haben mit Vertragsverlängerungen bereits Signale gesetzt. Auch die Fans sollen und müssen im Boot bleiben. Wiedergutmachung wird am Ende einer Horrorsaison nicht mehr möglich sein, aber zumindest noch versöhnliche Momente.

Da wird es vorwiegend auf die Einstellung ankommen – ohnehin eine Kernthematik für Uwe Schubert. Der Coach berichtete von einem späten Fernsehabend unter der Woche: „Ich habe mir nach dem U-19-Spiel im MDR noch eine Halbzeit Dresden gegen Zwickau reingezogen. Da war zu sehen, was mit Mentalität und Leidenschaft alles möglich ist.“ Regionalligist Zwickau bot dem Drittligisten im Halbfinale des Sachsen-Pokals lange Paroli und verlor am Ende unglücklich mit 1:2. Uwe Schubert wollte sich im Vorfeld des vorletzten Heimspiels somit zumindest öffentlich weniger mit Spielsystem und taktischen Ausrichtungen befassen. Auf den Einsatz wird es ankommen.

Baran Mogultay beim 0:2 im Hinspiel beim SV Sandhausen. Gibt es für den künftigen Dortmunder noch eine Abschiedsvorstellung beim MSV?
Baran Mogultay beim 0:2 im Hinspiel beim SV Sandhausen. Gibt es für den künftigen Dortmunder noch eine Abschiedsvorstellung beim MSV? © Oliver Zimmermann /firo Sportphoto | Oliver Zimmermann

Sandhausens Trainer Jens Keller, der mit dem FC Schalke 04 immerhin schon in der Champions League am Ball war, wird sich somit überraschen lassen müssen, wie sein Gegner antreten wird. Daniel Ginczek und der Ex-Sandhäuser Erik Zenga fallen verletzungsbedingt neben den üblichen Langzeitverletzten aus. Den Torwartwechsel von Vincent Müller zu Maximilian Braune ließ Uwe Schubert offen. Braune ist ein Kind des Duisburger Nachwuchsleistungszentrums und wird in der kommenden Saison bei den Zebras noch unter Vertrag stehen. Vier zusätzliche Spiele als Drittliga-Keeper könnten dem 20-Jährigen nicht schaden.

Auch Baran Mogultay kommt aus dem Duisburger NLZ. Der Außenverteidiger spielte nach einem Transfer-Hickhack im Winter keine Rolle mehr und wechselt nun im Sommer zu Borussia Dortmund II. Schubert hätte ihn gerne noch ein Jahr beim MSV gesehen. Das hätte auch der Entwicklung des Spielers gutgetan, wie der Coach betonte. Offen ist noch die Zukunft von U-19-Stürmer Kaan Inanoglu. Ihm könnte Schubert als Appetithappen einen Kaderplatz anbieten.

Sandhausen kommt übrigens mit Ex-Zebra Yassin Ben Balla nach Duisburg. Der Franzose hätte im Sommer 2020 mit dem MSV beinahe den Zweitliga-Aufstieg gefeiert – aber nur beinahe.