Duisburg. Der MSV Duisburg hat Daniel Ginczek von Fortuna Düsseldorf verpflichtet. Er soll die Zebras vor dem Abstieg bewahren. Eine Transferanalyse.

Mit einer namhaften Verstärkung geht der MSV Duisburg die Mission Klassenerhalt in der Rückrunde an. Daniel Ginczek soll das Sturmproblem der Zebras lösen. Der 32 Jahre alte Fußballprofi unterzeichnete beim stark abstiegsbedrohten Drittligisten einen Vertrag bis zum Saisonende. Das teilte der MSV am Montag mit. Zuvor hatte Ginczek seinen Vertrag beim benachbarten Zweitligisten Fortuna Düsseldorf aufgelöst.

+++ Kommentar zum Ginczek-Transfer des MSV Duisburg: Königstransfer? Abwarten! +++

In Düsseldorf schoss der frühere Bundesligastürmer in 46 Pflichtspieleinsätzen seit Ende Januar 2022 zehn Tore. In seiner bisherigen Karriere war Ginczek zuvor bereits für den VfB Stuttgart, VfL Wolfsburg, VfL Bochum, 1. FC Nürnberg und FC St. Pauli aktiv. Doch wie gut ist Ginczek aktuell und wie passt er zum Spiel des MSV Duisburg? Eine Datenanalyse der Experten von Createfootball liefert die Antworten.

Daniel Ginczek (32): Die Stärken und Schwächen des neuen MSV-Stürmers

Stärken

- Körperlichkeit

- Abschluss

- Erfahrung

Schwächen

- Arbeit gegen den Ball

- Ballbehauptung

- Tempo

- Eindimensionalität

Daniel Ginczek (l.) hat trotz seiner Größe keine gute Quote in Luftduellen.
Daniel Ginczek (l.) hat trotz seiner Größe keine gute Quote in Luftduellen. © dpa | Daniel Karmann

MSV Duisburg: Der Spielstil von Daniel Ginczek: Target Man (Zielspieler)

  • Ginczek (1,91 Meter) ist ein körperlich robuster, großgewachsener Wandspieler. Seine Durchsetzungsfähigkeit im Luftzweikampf ist aber nur durchschnittlich (nur 32 Prozent gewonnene Duelle).
  • Eiskalter Abschluss, er kommt in seiner gesamten Karriere auf gute 0.18 xG (expected Goals) pro Schuss. Ginczek schließt in der Regel zentral vor dem Tor ab und bringt starke 52 Prozent aller Versuche aufs Tor und nutzt 19 Prozent seiner Torchancen. Das ist ein guter Wert.
  • Der MSV-Zugang agiert als vertikale Anspielstation in vorderster Linie und macht hauptsächlich flankenempfangende Läufe. Er lässt sich fast nie hinter den Ball fallen.

Wie hilft Daniel Ginczek dem MSV Duisburg weiter?

Schon lange war klar: Der MSV Duisburg braucht händeringend einen neuen Mittelstürmer. Zu harmlos präsentierten sich alle Angreifer der Zebras in der abgelaufenen Hinrunde. Daniel Ginczek soll dabei helfen, dass die Meidericher mehr Tore erzielen (nur 17 Tore in 20 Spielen). Er passt mit seiner Rolle als Zielspieler durchaus gut zum vertikalen Duisburger Passspiel, der MSV schlägt viele lange Bälle ins letzte Drittel, diese kann Ginczek mit seiner Körperlichkeit verarbeiten.

+++ Daniel Ginczek: Diesen Plan änderte er für den MSV Duisburg +++

Durch seine körperliche Präsenz, sein gutes Stellungsspiel in der Box und seine ausgeprägte Physis wird Ginczek konstant Abwehrspieler beschäftigen. Das hat dem MSV im ersten Halbjahr gefehlt. Ginczek ist zudem deutlich schussstärker als Girth und kann mit seiner Durchsetzungsfähigkeit und seinem Torriecher die schwache Chancenverwertung des MSV verbessern.

MSV Duisburg: Ginczek ist ein reiner Zielspieler

Trotz seiner großen Erfahrung bringt der neue Angreifer aber auch einige Schwächen mit. Ginczek hat eine sehr eindimensionale Spielweise und ist dazu technisch ziemlich schwach. Er bietet außer der Funktion als Zielspieler keine Einbindung ins Offensivspiel. In der Regel kann der 32-Jährige nur per Flanke oder langem Vertikalball angespielt werden, da er wenig Laufangebote macht. 7,6 flankenempfangende Läufe machte Ginczek in Düsseldorf pro 90 Minuten. Die Drittliga-Stürmer bringen es in dieser Saison im Schnitt nur auf 5,2 solcher Läufe. Klar ist: Ginczek muss mit Flanken gefüttert werden.

Daniel Ginczek bei der Unterschrift: Der MSV Duisburg hat ihn von Fortuna Düsseldorf verpflichtet.
Daniel Ginczek bei der Unterschrift: Der MSV Duisburg hat ihn von Fortuna Düsseldorf verpflichtet. © Duisburg | MSV Duisburg

Neue Dynamik fügt Ginczek dem Angriffsspiel des MSV aufgrund von fehlendem Tempo und Spritzigkeit nicht hinzu. Dazu hapert es besonders im letzten Drittel an intelligenten Läufen und Überraschungsmomenten. Sein Defensivverhalten ist zudem ausbaufähig. Ginczek hat eine extrem geringe Aktivität gegen den Ball, hat nur leicht überdurchschnittliche Anzahl an Pressingaktionen und erobert kaum Bälle in Tornähe. Trotz seiner starken Physis geht er nur in wenige Zweikämpfe - zuletzt führte er nur zwei Defensivzweikämpfe pro 90 Minuten. Der Stürmer-Durchschnitt in der 3. Liga liegt in dieser Saison bei vier defensiven Duellen.

Daniel Ginczek zum MSV Duisburg: Das Transfer-Fazit

Das Profil des abschlussstarken und bulligen Zielspielers erfüllt Daniel Ginczek deutlich eher als Benjamin Girth, der in der Hinrunde torlos blieb. Er weiß seinen Körper geschickt zu nutzen, um sich in gute Abschlusspositionen zu bringen und verfügt über einen präzisen und harten Torschuss.

Mit seiner Erfahrung aus über 240 Spielen in der 1. und 2. Bundesliga kann er die verunsicherte Mannschaft des MSV Duisburg anführen. Diese Erfahrung kann zweifellos ein Trumpf im Abstiegskampf sein, sofern Ginczek von Verletzungen verschont bleibt. In Düsseldorf hatte er zuletzt muskuläre Probleme.

MSV-Stürmer Daniel Ginczek benötigt Zuspiele und Flanken

Eins dürfte Trainer Boris Schommers klar sein: Ginczek ist mit seiner Spielweise abhängig von präzisen Flanken, im Kader des MSV strahlt aber einzig Rolf Feltscher durch seine Flügelläufe Torgefahr aus. Für seine präzisen Flanken ist er aber nicht bekannt. Auch Ahmet Engins Qualität bei Flanken und Pässen in den Strafraum ist überschaubar, Es fehlt aktuell an Offensivspielern im Duisburger Kader, die Ginczeks Qualitäten zielführend in Szene setzen können

Ginczek ist ein reiner Wandspieler, der sich kaum Bälle im Mittelfeld abholt und auf Zuspiele angewiesen ist. Im Spiel nach vorne weist der MSV aber eine extrem niedrige Passgenauigkeit auf (70 %). Durch die fehlende Qualität in der Chancenkreation wird Ginczeks Wirksamkeit deutlich eingeschränkt. Das könnte ein Problem für den MSV werden. Der MSV-Zugang braucht die nötigen Zuspiele.

MSV Duisburg: Qualitäten von Daniel Ginczek überschaubar

Technisch ist Ginczek etwas limitiert. Er verliert unter Gegnerdruck zu viele Zweikämpfe und weist trotz seiner Physis im Luftduell nur durchschnittliche Werte auf und beteiligt sich kaum an der Chancenkreation. Ein kompletterer Stürmertyp hätte Duisburg womöglich besser getan, da Ginczek, zuletzt Topverdiener bei Fortuna Düsseldorf in der 2. Bundesliga, sicher auch kein geringes Salär beziehen wird. Dafür sind die Qualitäten, die er mitbringt, überschaubar.