Duisburg. Der MSV Duisburg verprellt auch mit der 0:1-Niederlage gegen Arminia Bielefeld wieder viele Anhänger. Die Krise verschärft sich.

Die Fans des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg waren in guter Absicht an die Wedau gekommen. Trotz aller Enttäuschungen einschließlich der Pokalblamage in Uerdingen feuerten sie ihr Team am Samstag an. Doch in der 55. Minute platzte vielen Besuchern bei der 0:1 (0:1)-Niederlage gegen Arminia Bielefeld der Kragen. Die Abwehrspieler der Gäste passten sich den Ball vor dem eigenen Strafraum über einen längeren Zeitraum zu, kein Duisburger griff an. Die Stimmung kippte. Durch die Arena schallte ein Pfeifkonzert.

Bei einem Ergebnis, das beiden Teams hilft, hätte der geneigte Besucher den Verdacht schöpfen können, er wäre Zeuge eines Nichtangriffspaktes. Doch der MSV lag zurück, benötigte nicht einen, sondern drei Punkte. War es Angst? Fehlte ein Konzept? Oder wollten die Duisburger Offensivspieler nicht?

MSV Duisburg: Schommers nimmt seine Stürmer in Schutz

Der neue Trainer Boris Schommers verteidigte nach dem Spiel seine Angreifer. „Es wäre nicht sinnvoll gewesen, schon in der 55. Minute da jedes Mal ‘raus zu verteidigen und die Kompaktheit aufzugeben“, sagte der 44-Jährige. „Kompakt zu verteidigen“ – das war, wie der Trainer erklärte, das vorrangige Ziel gewesen. Zumindest dieses Ziel hatte er erreicht. Bielefeld kam kaum zu Torchancen – die erste Möglichkeit im Spiel führte auch zum Siegtreffer der Gäste. Fabian Klos schloss einen Angriff, bei dem die Duisburger Defensive, wie es Abwehrchef Sebastian Mai später formulierte, „unaufmerksam war“, in der 38. Minute mit dem Tor des Tages ab. In der zweiten Halbzeit hätte Leon Schneider per Kopf den Deckel auf den Topf setzen können, hinzu kam später noch ein gefährlicher Distanzschuss von Tom Geerkens – mehr konnten die Arminen nicht bieten.

Das Thema Kompaktheit hatte indes bereits Schommers’ Vorgänger Engin Vural gut abgearbeitet – übrigens mit einem starken Innenverteidiger Marvin Knoll, der am Samstag nicht gefragt war. In der Offensive konnte der neue Coach noch keine Lösungen anbieten. Der Versuch, Phillip König als Sturmspitze eine Chance zu geben, ging jedenfalls gründlich daneben. Lediglich Tim Köther arbeitete auf der linken Seite ordentlich. Die Leistung von Alexander Esswein war ungenügend. Kolja Pusch konnte in seiner Rolle zwischen offensivem Mittelfeld und zweiter Sturmspitze nichts bewegen. Auch der spät eingewechselte Benjamin Girth blieb wirkungslos.

Tristesse auf der Duisburger Bank nach dem Schlusspfiff.
Tristesse auf der Duisburger Bank nach dem Schlusspfiff. © Jürgen Fromme /firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Ein abgeblockter Schuss von Tim Köther und ein Kopfball ans Außennetz von Rolf Feltscher in letzter Sekunde waren die beiden einzigen Torchancen der Meidericher. „Das ist natürlich viel zu wenig“, gab Boris Schommers zu. Gegen Münster und Unterhaching hatten die Meidericher im Angriff mehr bewegen können. Kapitän Sebastian Mai wollte das nicht so stehen lassen und verwies darauf, dass mit Bielefeld immerhin ein Zweitliga-Absteiger der Gegner gewesen sei – im Gegensatz zu den beiden Aufsteigern in den Wochen zuvor. Mit dem Blick in die Statistik relativiert sich das. Münster kassierte bislang 13, Unterhaching zwölf und Bielefeld 21 Gegentreffer.

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Das Debüt von Trainer Boris Schommers mit den Niederlagen in Uerdingen und gegen Bielefeld geht nun als perfekter Fehlstart durch. Zumindest außerhalb der Kabine stellt sich der Coach vor sein Team. „Ich kann der Mannschaft bei Leidenschaft und Willen keinen Vorwurf machen“, so Schommers nach der Partie.

MSV Duisburg hat seine Fans vor dem Derby gegen RWE verprellt

Viele Fans erreichte der Coach mit dieser Sicht nicht. Nach dem Schlusspfiff blieben Proteste in der Arena weitgehend aus, die Anhänger verließen überwiegend schweigend flott das Stadion. Das Entsetzen, gepaart mit viel Resignation, schlug sich später in den sozialen Netzwerken nieder. Eine Woche vor dem Revierderby gegen Rot-Weiss Essen haben die Zebras ihr Publikum erneut verprellt.