Duisburg. Fußball-Drittligist MSV Duisburg spielt am Freitag beim SV Wehen Wiesbaden. In der Ausrichtung geht Trainer Torsten Ziegner einen Schritt zurück.
Torsten Ziegner will zurück in die Zukunft. Der Trainer des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg spricht vor dem Auswärtsspiel am Freitag, 19 Uhr, beim Tabellenvierten SV Wehen Wiesbaden „von diesem „Schritt ein Stückchen zurück“. Er setzt darauf, „dass wir wieder defensiv gut stehen und wenig zulassen.“ Der Coach weiß sich dabei mit seinem Vorgesetzten, dem Geschäftsführer Sport Ralf Heskamp einig: „Vielleicht muss man jetzt wieder einen kleinen Schritt zurückgehen und auf die Defensive mehr Wert legen.“
Gegen einen körperlich starken Gegner, so der Trainer, kann das in der Tat ein probates Mittel sein. Bei nur zwei Toren aus den letzten sechs Spielen hätte man zunächst ein anderes Ergebnis der Analyse erwartet. Die Einsicht aber lautet offenbar: Wenn wir schon den Angriff nicht ans Laufen bekommen, dann sollte wenigstens die Null stehen. In den Tagen, als Abwehrmann Bernard Dietz in einem Spiel gegen Bayern München (nicht die zweite Mannschaft) vier Tore schoss, nannte man das so: Hinten dicht und vorne hilft der liebe Gott. Trainer Torsten Ziegner formuliert es anders: „Wir sind einfach nicht in der Lage, in einem Spiel vier Tore am Stück zu schießen. Wenn es uns gelingt, hinten gut zu stehen und kein Tor zuzulassen, dann reicht uns auch mal ein Tor vorne. Das ist der Ansatz.“
MSV Duisburg trifft auf einen robusten Gegner
Das saubere Fegen vor dem eigenen Tor und enge Räume für Angreifer sollen helfen, dass zurückgeschraubte Ziel zu erreichen. Zu Saisonbeginn hatte Ziegner noch erklärt, man gehe in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Jetzt sagt er: „Wir bereiten uns auf das Spiel vor, um nicht zu verlieren.“ Für den Fall einer Niederlage hat der Coach bereits weitere Gedanken: „Selbst wenn das passieren würde, bedeutet das nicht, dass wir aufhören, Fußball zu spielen. Dann haben wir bis zur Winterpause noch drei Spiele.“
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Die Sorge um den aktuellen Erfolg scheint berechtigt. Denn Zieger sagt auch: „Wir sind Außenseiter, keine Frage.“ Das bedeute aber nicht, dass seine Zebras ohne Chancen seien. Wie es gehen kann, weiß der Trainer ebenfalls: „Uns würde es ganz sicher helfen, wenn wir mal wieder in Führung gehen können.“ Jede Hilfe tut not. Die Hausherren in der Brita-Arena bringen durchaus Qualitäten mit. Die Abteilung Gegnerbeobachtung hat festgestellt, dass Wiesbaden unter Trainerfuchs Markus Kauczinski robust auftritt. „Die Mannschaft bringt eine große Wucht mit und sie spielt sehr gradlinigen Fußball.“
Zudem haben die Hessen Ivan Prtajin und Benedict Hollerbach in ihren Reihen. Beide haben bereits jeweils sechs Mal getroffen. Alle MSV-Spieler zusammen – inklusive Torwart Vincent Müller – brachten es auf 13 Treffer. Zupackend zu arbeiten, könnte da ein Fortschritt sein. Wenn es um weitere Verbesserungen geht: Die Außenbahnen lassen viel zu. Die Gegner haben dabei in der Regel die linke MSV-Abwehrseite mit Niklas Kölle als Einfallstor ausgemacht. Gerade gegen Wiesbaden sieht der Coach hier eine Herausforderung: „Sie bringen viele Eingaben in den gegnerischen 16er.“ Die beiden Außenverteidiger Sascha Mockenhaupt und Gino Fechner haben einen Zulieferbetrieb für die Stürmer aufgemacht.
Am System selbst will Ziegner nichts ändern. Auf Nachfrage antwortete er im Pressegespräch mit einem schlanken „Nein“. Die Viererkette mit Sebastian Mai als Chef sowie den beiden Sechsern Marvin Bakalorz und Caspar Jander davor sind vordringlich mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Jander gehört zudem zu den wenigen Kickern im Team, die vor dem Spielgerät nicht fies sind und es kunstgerecht behandeln. Ganz vorne bleibt vermutlich Aziz Bouhaddouz als einsame Spitze. Sein Tor gegen Köln könnte dem Stürmer Selbstvertrauen geben. Die Offensivbemühungen sind ohnehin weitgehend auf ihn ausgerichtet: lang nach vorne und dann mal gucken, ob Bouhaddouz den Ball behaupten und weiterverteilen kann. Moritz Stoppelkamp, der in der Startphase praktisch an allen MSV-Treffern irgendwie beteiligt war, sucht nach der Verletzungspause nach seiner Form.
MSV Duisburg: Hochbetrieb beim Training
Zudem fällt inzwischen auf, dass die Gegner wissen: Der MSV kann Ecken. Sechs der insgesamt 13 Tore fielen auf diese Weise. Mit Blick auf die Aufstellung hat der Coach durchaus Auswahl und Alternativen. Benjamin Girth (Schultereckgelenksprengung) und Alaa Bakir (Meniskusriss) fallen weiter aus. 23 Feldspieler hat der Coach dennoch auf dem Trainingsplatz. So viele, dass bei Großfeldübungen drei Mann zuschauen müssen. Die Stimmung unter der Woche sei gut. Der Coach zitiert da seinen Torhüter. „Vincent Müller hat mal gesagt: Was wir auf den Platz bringen, ist die volle Kehrseite von dem, was wir in der Trainingswoche sehen.“
Deshalb habe man permanent ein gutes Gefühl, wenn man ins Wochenende gehen. Weil die Mannschaft unter Woche „total fokussiert“ sei. Zum Thema passend: Die MSV-Fans würden nach dem Freitagspiel ebenfalls gern mit einem guten Gefühl ins kommende Wochenende gehen.