Duisburg. Trainer Torsten Lieberknecht äußert sich im ARD-Interview über seine Zeit beim MSV Duisburg. MSV-Sponsor erhebt Vorwürfe und ledert zurück.

Den Moment des Triumphes nutzte Torsten Lieberknecht am Dienstagabend für eine kurze und überraschende Abrechnung, die es in sich hatte. ARD-Moderatorin Jessy Wellmer wollte vom Trainer des Fußball-Zweitligisten SV Darmstadt 98 nach dem 2:1-Pokalsieg über Borussia Mönchengladbach wissen, was er an seinem aktuellen Wirkungsfeld schätze. Lieberknecht, den der Drittligist MSV Duisburg im November 2020 gefeuert hatte, nahm den Ball auf, um ihn unkonventionell in den Angriff zu spielen. Mit Blick auf seine frühere Tätigkeit bei den Zebras sagte der 49-Jährige: „Ich habe echt eine Scheißzeit in Duisburg gehabt, wo ich mich als Trainer nicht so ausleben durfte, wie ich das gewohnt bin.“

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Lieberknecht, der mit den Lilien aktuell Zweitliga-Spitzenreiter ist, schob über seine Tätigkeit in Darmstadt nach: „Man lässt mich tun. Man hat mich von Anfang an so akzeptiert, wie ich bin, dass ich schnell Leute einfangen kann, dass ich eine Stadt gewinnen kann für eine Identifikation mit einer Mannschaft.“

Rüttgers über den Ex-MSV-Duisburg-Coach: „TL ist ein Lügner“

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Diese 40 Sekunden sorgten vor allem bei den Fans des MSV Duisburg für viele Reaktionen. Die Anhänger der Zebras diskutierten die Sätze des Pfälzers in den sozialen Medien kontrovers. Ein Teil der Fans beklagten, dass der MSV mit Lieberknecht einen kompetenten Trainer, der die Zebras durchaus nach vorne hätte bringen können, ohne Not gefeuert habe. Die aktuelle Entwicklung beim SV Darmstadt 98, bei dem Lieberknecht im Sommer 2021 angeheuert hatte, belege dies.

Hingegen wurden auch Stimmen laut, dass Lieberknecht beim Interview übel nachgetreten habe. Immerhin sei der langjährige Coach von Eintracht Braunschweig mit dem MSV aus der 2. Bundesliga abgestiegen und habe in der Folgesaison mit den Zebras den Wiederaufstieg verspielt.

Da war beim MSV Duisburg noch alles gut: MSV-Boss Ingo Wald (l.) mit Torsten Lieberknecht im November 2019.
Da war beim MSV Duisburg noch alles gut: MSV-Boss Ingo Wald (l.) mit Torsten Lieberknecht im November 2019. © firo Sportphoto | firo Sportphoto/Christopher Neundorf

In die Diskussion schaltete sich am Mittwoch auch Ex-MSV-Präsident Andreas Rüttgers, zugleich Vertreter des Sponsors Schauinslandreisen, ein. Im Fanforum im Internet schrieb Rüttgers plakativ mit drei Ausrufezeichen: „TL ist bezogen auf seine Zeit beim MSV ein Lügner.“ Der Coach habe sich nach seinem Amtsantritt frei entfalten können. „Leider ohne Erfolg“, wie Rüttgers schreibt. Und weiter: „Dann wurde das Konzept eingeführt und gegen seinen Willen Spieler verpflichtet, die aber in das vom Verein vorgegebene Spielerprofil passten.“ Freie Entfaltung lässt sich darin nun nicht mehr lesen.

Auch zu den Spekulationen um die Trennung von Lieberknechts langjährigen Co-Trainer Darius Scholtysik, nun Assistent von André Breitenreiter beim Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim, zur Saison 2020/21 bezieht Andreas Rüttgers Stellung: „Jeder, der nahe an der Westender war, weiß, dass nur er es war, der Scholty los werden wollte, weil selbst sein Co. nicht mehr ertragen konnte, wie er seinerzeit agiert hat.“

MSV Duisburg auch nach Lieberknecht-Aus ohne Ruhe

Lieberknecht musste im November 2020 nach zwei Niederlagen in Folge – insgesamt hatte er in den ersten acht Spielen acht Punkte geholt – in Duisburg seine Sachen packen. Die Entlassung führte nicht dazu, dass der MSV auf Kurs kam. Auch seine Nachfolger Gino Lettieri, Pavel Dotchev und Hagen Schmidt scheiterten. Lettieri und Dotchev karteten später ebenfalls noch einmal nach. Lettieri bezeichnete das Verhalten des damaligen Sportdirektors Ivica Grlic im Gespräch mit dieser Zeitung als „unterste Schublade“. Dotchev sagte gegenüber dem „Revier Sport“: „Es herrschte eine sehr, sehr negative Stimmung im Verein und im Umfeld.“

Ob beim MSV nun alles besser ist?