Duisburg. Mittelfeldspieler Max Jansen spricht über die sportliche Krise beim Drittligisten MSV Duisburg. Der neue Trainer Gino Lettieri brauche noch Zeit.
Viele Möglichkeiten zum Ablenken hat Max Jansen im Moment nicht. Wenn der 27-Jährige mal frische Luft braucht, geht er mit seiner Freundin und seinem Hund Kimba eine Runde spazieren. Ansonsten liegt sein Fokus auf den MSV Duisburg, wo die Aufgabe derzeit größer nicht sein könnte: Der Drittligist ist nach einem turbulenten Saisonstart in Abstiegsgefahr. Im Interview mit dieser Redaktion spricht der defensive Mittelfeldspieler über die blamable Niederlage gegen Verl, den neuen Trainer Gino Lettieri und die Geisterspiele. Das nächste wartet am Sonntag (13 Uhr). Gegner ist Dynamo Dresden.
Herr Jansen, haben Sie das 2:2 in Mannheim schon verdaut?
Max Jansen: So viel gab es gar nicht zu verdauen. Wir haben Videoanalysen gemacht, über das Spiel gesprochen. Ich glaube, dass wir einen Schritt in die richtige Richtung gemacht haben. Wenn man das ganze Spiel betrachtet, dann haben wir die richtige Einstellung auf den Platz gebracht. Ich bin zuversichtlich, dass wir das auch gegen Dresden schaffen.
Auf die Mannschaft und die Verantwortlichen hagelt derzeit Kritik ein. Was kriegen Sie davon mit?
Im Stadion ist ja derzeit niemand, aber in den sozialen Medien kriege ich schon die eine oder andere Nachricht. Glauben Sie mir, wir wissen schon alle sehr genau, was wir auf den Platz gebracht haben und was uns fehlte. Wir sind ebenso enttäuscht wie die Fans.
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Hatten Sie unangenehme Begegnungen mit Fans außerhalb des Stadions?
Nicht unangenehm. Zwei meiner Nachbarn in Dorsten sind Hardcore-MSV-Fans. Ihnen geht die sportliche Krise schon sehr nahe. Sie fragen mich nach den Spielen, woran es gelegen hat. Aber ich kann es Ihnen auch nicht richtig erklären. Das berührt mich auch.
Der Tiefpunkt war bislang das 0:4 gegen den SC Verl. Mit etwas Abstand – haben Sie dafür mittlerweile eine Erklärung?
Auch jetzt noch nicht. Es ist noch immer schwer zu erklären. So dürfen wir nicht auftreten, so dürfen wir nicht spielen. Das war uns allen schon in der Kabine klar. Ich finde, dass wir in Mannheim schon eine Reaktion auf das Spiel gezeigt haben, sowohl spielerisch als auch taktisch. Das gibt uns Mut.
Gegen Dresden wird Gino Lettieri zum dritten Mal an der Seitenlinie stehen. Was ist Ihr Eindruck vom neuen, alten Trainer?
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Es ist doch klar, dass er auch seine Zeit braucht, um Veränderungen zu bewirken. Aber man merkt schon, dass er ein Taktik- und Disziplinfanatiker ist. Das merkt man im Spiel, aber auch im Training, das ziemlich intensiv ist.
An der Seitenlinie sieht man ihn oft wild gestikulierend. Ist er eher ein emotionaler Typ?
Wenn es nur um den Fußball geht, ist er sehr klar. Seine Anweisungen sind präzise und durchdacht. Vor dem Spiel kann er auch mal etwas lauter werden. Aber da liegt es auch an uns Erfahrenen und Führungsspielern, die Mannschaft anzuheizen.
Der Saisonstart des MSV war durch mehrere Coronafälle geprägt. Dadurch muss der Verein binnen eines Monats sieben Spielen absolvieren. Fühlen Sie sich benachteiligt?
Nein. Für einen Fußballer gibt es nichts Schöneres als englische Wochen. Je weniger Training desto besser. Solange mindestens drei Tage dazwischen sind, geht das völlig in Ordnung. Durch die Spiele kommen wir in den Rhythmus, der uns lange gefehlt hat. Zuhause achte ich sehr darauf, so wenige soziale Kontakte wie möglich zu haben. Mehr als Spazierengehen und Einkaufen ist da nicht drin.
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An der Fitness gab es zuletzt Kritik, auch von Co-Trainer Marvin Compper. Teilen Sie diese?
Wir haben die volle Sommervorbereitung machen können und sehr hart gearbeitet. Das war eine gute Grundlage. Natürlich hat man dann gesehen, dass die Fitness nicht optimal ist. Wir wissen alle, dass wir unsere Fitness anpassen müssen, um die Spiele zu gewinnen. Aber wir müssen auch spielerisch zulegen.
Gerade bei den Heimspielen bleibt der MSV unter seinen Möglichkeiten. Woran liegt das?
Das soll jetzt keine Ausrede sein, aber die Fans fehlen uns definitiv. Vor allem zum Ende des Spiels, wenn es eng wird und wenn Sie uns nochmal Motivation geben könnten. Wir wissen unsere Fans sehr zu schätzen, sie fiebern auch sicher vor den Fernsehern mit. Aber wir spüren sie in unserem Stadion eben nicht. Das ist schon sehr schade. Mit Ihnen hätte der Saisonverlauf sicher anders ausgesehen.