Dortmund/München. Borussia Dortmund stellt sich für die Zukunft neu auf. Mislintat wird Teil davon sein. Vielleicht kommt auch bei Hummels Bewegung rein.

Am Samstagabend dachte Sebastian Kehl auch an die Anhänger von Borussia Dortmund, „die viele Jahre enttäuscht“ die Heimreise aus München antreten mussten. Nun werde es aber sogar „ein schönes Osterfest für viele BVB-Fans, für die ich mich sehr freue“, befand der Sportdirektor und wirkte ob des für alle Beteiligten erlösenden 2:0 (1:0) bei Bayern München – der erste Sieg in der Allianz Arena seit zehn Jahren – selbst glückselig.

Angesichts des heißen Aprils, in dem neben den beiden Champions-League-Viertelfinals gegen Atlético Madrid die Duelle mit Bundesliga-Schwergewichten Bayer Leverkusen, VfB Stuttgart und RB Leipzig anstehen, waren die Feiertage auch für den Klub noch einmal die Gelegenheit, vor der entscheidenden Saisonphase, an deren Ende der Königsklassen-Einzug stehen soll, durchzupusten. Und dann wird auch auf anderer Ebene noch eine Menge passieren, die Zukunft des Vereins geregelt werden müssen.

BVB: Warum Sven Mislintat nach Dortmund zurückkehrt

Im Sommer wird Hans-Joachim Watzke ja die sportliche Gesamtverantwortung abgeben. Zuvor möchte der 64 Jahre alte Geschäftsführer den Gremien ein Konzept vorlegen, wie sich der Klub aufstellen kann. Und in diesen Planungen, das hat sich über Ostern herauskristallisiert, spielt Sven Mislintat eine wichtige Rolle.

Der 51-Jährige steht nach Informationen dieser Redaktion vor einer Rückkehr ins Ruhrgebiet, er soll so schnell wie möglich wieder am BVB-Kader basteln. In seiner ersten Zeit in Dortmund hatte sich Mislintat einen Ruf als exzellenter Talent-Späher erarbeitet. Beim VfB Stuttgart und zuletzt bei Ajax Amsterdam erhielt Mislintat später größere Verantwortung, doch beide Jobs verliefen nicht störungsfrei.

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke (re.) und Sportdirektor Sebastian Kehl.
BVB-Boss Hans-Joachim Watzke (re.) und Sportdirektor Sebastian Kehl. © DPA Images | David Inderlied

Das weiß man in Dortmund, genauso schätzt man dessen Qualitäten als Kader-Zusammensteller. Mislintat soll daher Teil einer Lösung werden – allerdings nicht der neue starke Mann, der die Fäden in der Hand hält. Für diesen Posten ist Sportdirektor Kehl zwar ein natürlicher Kandidat, in den Gremien, die am Ende den Daumen heben oder senken, sitzen jedoch auch Personen, die Kehl kritisch gegenüber stehen. Was Mislintats Anstellung pikanter machen würde: Das Verhältnis zwischen Kehl und Mislintat gilt als belastet, obwohl sie bislang nie zusammen gearbeitet haben. Als der BVB etwa einen späten Rückzieher beim Transfer von Edson Alvarez machte, sorgte das auf der Gegenseite, bei Amsterdams Sportchef Mislintat, für Irritation.

BVB: Mats Hummels kokettiert noch mit seiner Zukunft

Wie sich die sportliche Führung noch verändert, wer die offenen Planstellen besetzt, und ob diese Personen eventuell auch auf der Trainerposition Handlungsbedarf sehen, dürfte auch Mats Hummels mit Interesse verfolgen. Noch grübelt der 35-Jährige schließlich, ob er seinen auslaufenden Vertrag noch einmal verlängern möchte. „Lust habe ich eh, es tut halt nur viel weh. Da muss man mal schauen, wie lange das geht“, sagte Hummels, aber betonte auch: „Es ist gar nichts entschieden, in irgendeine Richtung.“

An BVB-Profi Mats Hummels (links) gab es gegen Bayern München kein Vorbeikommen, auch nicht für Bayern-Talent Mathys Tel.
An BVB-Profi Mats Hummels (links) gab es gegen Bayern München kein Vorbeikommen, auch nicht für Bayern-Talent Mathys Tel. © Getty Images | MATTHIAS HANGST

In München jedenfalls bewies Hummels, warum er immer noch so wichtig für den BVB ist. Da war er stets präsent, setzte feinsäuberlich Grätschen, trieb seine Mannschaft an. „Überragend“, fand ihn nicht nur Kehl. Zur Szene des Spiels sollten nicht etwa die beiden Tore durch Karim Adeyemi (10.) und Julian Ryerson (83.) werden, sondern Hummels‘ aritistische Rettungsaktion auf der Torlinie gegen Eric Dier (35.). Dass der Weltmeister von 2014 zuvor den Ball mit den Fingerspitzen berührte, der Videoschiedsrichter jedoch nicht auf Strafstoß entschied, passte zum rundumgelungenen Abend des BVB. „Wir sehen es als Verantwortung, genau so weiterzumachen“, kündigte Trainer Terzic an.

BVB braucht kommende Saison einen dritten starken Innenverteidiger

Dann wären auch die Chancen auf den Einzug in die Königsklasse größer. Borussia Dortmunds Lage ist im Frühjahr nämlich noch verzwickt, man muss für den Fall, dass es nur für die Europa League reicht, zweigleisig planen. In der Innenverteidigung sowieso. Denn sollte Hummels nicht bleiben, müsste ja für Ersatz gesorgt werden, für jemanden, dem man kurz- und mittelfristig zutraut, sich nahezu ohne Qualitätsverlust in eine Dreier-Rotation mit Nico Schlotterbeck (24) und Niklas Süle (28) einzureihen – wie es bei Hummels der Fall ist.

Andererseits muss sich der BVB absichern. Man sucht vor allem im Ausland nach jungen, entwicklungsfähigen Spielern. Ein Kandidat soll dabei Dean Huijsen (18) sein, der zurzeit von Juventus Turin an die AS Roma ausgeliehen ist. In Person von U19-Kapitän Filippo Mané hat man zudem einen vielversprechenden Mann in den eigenen Reihen.

Das wäre dann schon ein Job für Mislintat.

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