Dortmund. Der BVB-Jahresstart ist geglückt, was auf Spieler wie Nico Schlotterbeck und Marcel Sabitzer zurückzuführen ist. Die Gründe für die Steigerung.
Jene ständigen Vergleiche zur Rückrunde der vergangenen Saison, die nervten. Man traf bei Borussia Dortmund damit schließlich einen wunden Punkt, als Spieler, Trainer und die Bosse nach Erklärungen für die missliche Lage im Dezember suchten. Natürlich habe man schon mehrfach bewiesen, dass der Kader in der Lage sei, Erfolgsserien zu starten. Aber man soll doch bitte nicht den Fehler begehen, Automatismen daraus abzuleiten. Wird schon irgendwie gutgehen.
Ein paar Wochen später nimmt man solche Vergleiche wieder erfreut zur Kenntnis. Was nicht nur an dem höchst zufriedenstellenden Jahresstart lag, der tatsächlich an jenen aus 2023 erinnert. Hohe Fußballkunst bietet der BVB dabei wie vor einem Jahr nicht, aber er sammelt wieder verlässlich die Punkte ein. Gelingt am Freitagabend (20.30 Uhr/DAZN) bei Aufsteiger 1. FC Heidenheim der vierte Bundesliga-Sieg in Serie, rücken die Dortmunder wenigstens für eine Nacht auf den dritten Tabellenplatz vor.
BVB: Einige Profis kommen besser in Schwung
Dabei ähnelt sich derzeit nicht nur die Bilanz. Mit vier Erfolgen war Dortmunder auch ins so erfolgreiche ersten Halbjahr gestartet, das im Mai fast noch die Meisterschaft brachte. Wie schon vor einem Jahr ist auch diversen Profis eine Leistungssteigerung zum richtigen Zeitpunkt gelungen.
Damals stand Sechser Emre Can (30), der nach Knieproblemen in Heidenheim wieder dabei sein wird, sinnbildlich für dieses Phänomen. Marius Wolf (28) verteidigte sich auf rechts plötzlich sogar in den Kreis der Nationalmannschaft. Julian Brandt (27) fand zu einer überraschenden Konstanz. Und Donyell Malen (25), schon als Fehleinkauf abgestempelt, schoss auf einmal Tore.
Während Can und Wolf weit weg von der damaligen Form sind und Brandt gerade von einer Krankheit zurückgeworfen wird, ist Malen derzeit einer der auffälligsten Dortmunder. Ergänzen lässt sich diese Liste von Profis, die immer wichtiger werden, durch Nico Schlotterbeck und Marcel Sabitzer. „Wenn die Mannschaft besser spielt, spielt der Einzelne auch besser“, befand Innenverteidiger Schlotterbeck kürzlich. „Das ist nicht nur bei mir so, deswegen profitiert gerade jeder von jedem.“
BVB: Nico Schlotterbeck hat eine Balance gefunden
Der 24-Jährige absolviert seine zweite Saison im Ruhrgebiet, in der er zwar die meisten Minuten aller Feldspieler gesammelt hat, dabei aber in seinen Leistungen immer wieder schwankte. Er zählt zwar zu den besten Zweikämpfern der Liga, sein risikoreiches Verteidigungsspiel kann brilliant und spektakulär zugleich sein – aber auch anfällig. Nun scheint der selbstbewusste Abwehrmann, der sich für die EM empfehlen muss, eine gute Balance gefunden zu haben. „Trotz seines jungen Alters ist er schon sehr reif und spielt sehr lange in der Bundesliga. In den letzten Spielen machte er es richtig gut“, lobt Trainer Terzic. „Auch da war es der klare Plan, dass er mehr Verantwortung übernimmt.“ Und das schafft Schlotterbeck derzeit.
Genauso wie Sabitzer, 29, im Sommer vom FC Bayern München verpflichtet. Der Österreicher passt vom Spielstil als Verbindungsmann zwischen Defensive und Offensive eigentlich perfekt in Terzics System, ist aber immer wieder von kleineren Verletzungen zurückgeworfen worden und konnte so noch nicht die erhoffte Verstärkung sein. „Das haben wir in den Griff bekommen“, meint Terzic. In den bisherigen drei Partien gab Sabitzer den Spielgestalter, fiel durch kluge Verlagerungen auf und bereitete zwei Treffer vor.
BVB muss sich Selbstverständnis erarbeiten
Terzic erwartet von seinen Führungsspielern vor allem, dass sie in kritischen Spielsituationen ihre Aufgaben wahrnehmen. Häufig war es in den vergangenen Monaten ja so, dass die Dortmunder nach Gegentoren in einen chaotischen Zustand geraten waren, in dem sie vermeintlich geschlagene Gegner doch wieder aufgerappelt hatten.
Etwas „den Faden verloren“ nach der Halbzeitpause habe sein Team etwa auch in den Partien in diesem Januar, merkte Terzic an. In solchen Phasen gehe es darum, „dass wir dennoch bei unserem Spiel bleiben und das, was vorher funktioniert hat und sich gut angefühlt hat, nicht einfach nicht wegwerfen, nur weil wir ein Tor kassiert haben“. Es gelte dann „mit gutem Fußball eine Reaktion zu zeigen und nicht anfangen, wild zu werden, die Positionsdisziplin aufzugeben und den Matchplan über Bord zu werfen“, sagte Terzic am Freitag. Sein Appell: „Wir müssen uns treu bleiben.“
BVB arbeitet am perfekten Spiel
Dann könnte auch die Zahl der Ballverluste, noch so ein kritisches Thema, weiter verringert werden. „Wir wollen in dem Bereich das nahezu perfekte Spiel hinbekommen. Werden wir das immer hinkriegen? Vermutlich nicht“, sagte Terzic. „Das aber bedeutet ja nicht, dass wir es nicht versuchen sollten.“ Wie Anfang des Jahres 2023 eben.
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