Düsseldorf. Die gute Vorbereitung verheißt einen erfolgreichen Start, obwohl der Kader noch nicht sein endgültiges Aussehen haben dürfte

Der Auftrag an Mannschaft und Trainer für die am Sonntag beim SV Darmstadt startende Saison wird von den Fans des Vereins offensiv vorgebracht. Nachdem Fortuna Düsseldorf in der Relegation überraschend und enttäuschend gescheitert war, soll es diesmal anders laufen. Mit einer geringfügig veränderten Mannschaft wird erneut das Eingreifen in den Aufstiegskampf erwartet. Das heißt, der Anspruch ist hoch, die Erwartungshaltung eindeutig und daraus leitet sich auch der große Druck ab, der auf dem Team liegt ab. Fortuna ist einer der am stärksten besetzten 2. Liga der deutschen Fußball-Geschichte zum Erfolg verurteilt.

Wie sind die Voraussetzungen, dass die Fortuna nicht nur einen guten Start hinlegt, sondern auch so in Schwung kommt, dass das schwere Auftaktprogramm erfolgreich gemeistert werden kann? Es wird immer wieder von einer eingespielten Mannschaft gesprochen. Doch niemand darf vergessen, dass die beiden besten Spieler der vergangenen Saison nicht mehr zum Team zählen. Die Tore von Christos Tzolis und auch seine aufgelegten Treffer werden der Mannschaft fehlen. Immer dann, wenn es eng wurde, hat der Grieche getroffen. Es ist nicht selbstverständlich, dass künftig ein neuer oder anderer Spieler der Fortuna so erfolgreich in dessen Fußstapfen treten.

Trainer Daniel Thioune sieht seine Truppe gut vorbereitet auf den Ligastart am Sonntag beim Bundesliga-Absteiger SV Darmstadt 98.
Trainer Daniel Thioune sieht seine Truppe gut vorbereitet auf den Ligastart am Sonntag beim Bundesliga-Absteiger SV Darmstadt 98. © Jürgen Fromme /firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Immer noch gibt es keine Konkurrenz-Situation bei der Fortuna auf der Mittelstürmer-Position

Da sind wir auch bereits beim derzeit noch größten Problem der Fortuna in dieser Vorbereitung. Alle Spiele in dieser Zeit wurden ohne einen absoluten Spezialisten auf der Mittelstürmer-Position bestritten wird. Ein Hoffnungsträger im vorderen offensiven Bereich ist sicherlich Dzenan Pejcinovic (19 Jahre). Doch einerseits laboriert der talentierte Torjäger, der vom VfL Wolfsburg ausgeliehen wurde, noch an einer Fußverletzung. Andererseits hat der deutsche Nachwuchs-Nationalspieler noch nicht in der höchsten deutschen Spielklasse nachweisen können, welche Klasse er bereits im höchsten Jugendbereich an den Tag gelegt hat. Er wird aber auf jeden Fall ein Konkurrent für Vincent Vermeij werden, auch weil der Niederländer in der kompletten Vorbereitung wegen einer Fersenverletzung ausgefallen ist. Ob die Fortuna es schafft, einen weiteren treffsicheren Innenstürmer zu verpflichten, ist ungewiss. Zumal werden auch die erwirtschafteten Transfererlöse nicht komplett in die Verstärkung der Mannschaft investiert werden können.

Um Ao Tanaka, hier gegen Schalkes Ron Schallenberg, gibt es noch einige Fragezeichen.
Um Ao Tanaka, hier gegen Schalkes Ron Schallenberg, gibt es noch einige Fragezeichen. © Max Ellerbrake / firo Sportphoto | Max Ellerbrake

Der zweite Abgang des Erfolgsteams der vergangenen Saison könnte noch schwerer wiegen. Yannik Engelhardt zählte zur Top-Drei als Sechser in der 2. Liga. Sicherlich ist die Aufstellung von Marcel Sobottka an dessen Stelle kein Risiko. Dennoch hatte Engelhardt auch wegen seiner offensiven Qualitäten einen Vorsprung gegenüber Fortunas Routinier, der nun in Darmstadt erwartungsgemäß auf der Sechser-Position auflaufen wird. Allerdings ist auch Ao Tanaka in der Lage, diese Position zu spielen. Auch hier könnte es noch eine weitere Verstärkung nach Engelhardts Abgang geben, obwohl in Noah Mbamba ein weiteres Talent zur Verfügung steht, dass allerdings nach seinen Leistungen in der Vorbereitung weitere Spielpraxis braucht, um an seine viel beachteten Leistungen in Leverkusen heranzukommen.

Die Defensive ist eingespielt, jeder weiß in Fortunas Team, worauf es ankommt. Inzwischen haben es auch die eigentlichen Offensivkräfte verinnerlicht, dass die Verteidigung ganz vorne anfängt. Aber auch hier gibt es im personellen Bereich noch Fragezeichen. Wäre Jamal Siebert nicht verletzt, gebe es wohl kein Rätsel um die Besetzung der zweiten Innenverteidiger-Stelle. Tim Oberdorf ist gesetzt, an seiner Seite wird wohl zunächst in Darmstadt am Sonntag Andre Hoffmann agieren, obwohl sich der Eindruck aufgedrängt hatte, dass dem Kapitän Konkurrent Jordy de Wijs ein Stückchen voraus sei.

Marcel Sobottka( hofft auf eine möglichst verletzungsfreie Spielzeit.
Marcel Sobottka( hofft auf eine möglichst verletzungsfreie Spielzeit. © Jürgen Fromme/firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Die Fans haben der Fortuna trotz der Relegations-Pleite den Rücken gestärkt

Die Fans von Fortuna Düsseldorf haben es dem Verein leicht gemacht, über die Enttäuschung des verpassten Aufstiegs hinwegzukommen. Sie haben mehr Dauerkarten gekauft - 20.100 2024/25 gegenüber 16.700 23/24 - sie haben die neuen modischen Trikots erworben, es gibt mehr als 33.000 Mitglieder inzwischen, und in den sozialen Medien ihre Zuversicht kundgetan, dass ihre Mannschaft wieder ganz oben mitspielen wird. Jetzt sind einerseits Mannschaft und Trainer gefordert, erfolgreich zu starten, um die Euphorie um die Fortuna weiter zu steigern. Andererseits muss es der sportlichen Leitung gelingen, die Mannschaft noch weiter zu verstärken, so dass die Hoffnungen nach einem schlechten Start nicht wie ein Kartenhaus zusammenfallen.

Zu Beginn der Serie kann die Mannschaft davon profitieren, dass sie eingespielt ist. Aber die erwähnten Abgänge müssen schnell aufgefangen werden, um die verloren gegangene Qualität zumindest zu ersetzen. Gerade im offensiven Bereich ist noch mehr individuelle Klasse gefragt, um in einer erneut sehr ausgeglichenen LIga enge Spiele für sich entscheiden zu können. Dabei ist auch der Trainer gefragt, Lösungen zu finden, um gerade in den Heimspielen die Arena wieder zu einer Festung werden zu lassen. Die (zu) vielen Punktverluste vor eigenem Publikum haben am Ende Platz 1 und 2 gekostet. Dass die Fortuna erneut ein so gute Pokal-Saison spielen wird, ist ungewiss. Einen so günstigen Verlauf des Wettbewerbs ist nicht zu erwarten. Aber ein Heimspiel und ein Sieg gegen einen Bundesligisten könnte auch im Pokal-Wettbewerb für eine Superstimmung sorgen, die sich auf den Ligabetrieb auswirken könnte.