Gelsenkirchen. Kees van Wonderen bot im Dezember seinen Rücktritt als Schalke-Trainer an. Nun äußerte er sich zum ersten Mal.

Wer sich beim FC Schalke 04 umhört, wird niemanden finden, der menschlich ein schlechtes Wort über Trainer Kees van Wonderen verliert. Er ist ehrlich, sympathisch, respektvoll, nett. Ein Kumpeltyp, der für die Profis eine Wohlfühlatmosphäre schafft. Doch liegt aktuell ein Schatten über der bisher viermonatigen Amtszeit des 56 Jahre alten Niederländers? Zu Beginn der Woche war publik geworden, dass van Wonderen nach seinem siebten Pflichtspiel Ende November gegen Kaiserslautern (0:3) seinen Rücktritt angeboten hatte. Alles, was er ab sofort entscheidet oder sagt, wie er aufstellt, wie die Ergebnisse sind, liegt erst einmal unter einem Zweifel. Van Wonderen aber ist mit sich im Reinen.

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    Am Freitag sprach van Wonderen über die schwierige Zeit, über das Gespräch, das er nach der Schlappe gegen den FCK mit Sportdirektor Youri Mulder und Kaderplaner Ben Manga geführt hatte. „Als ich im Oktober kam, waren wir uns einig, dass ich ein Prozesstrainer bin. Ein Trainer, der Spieler und Spielweise über eine längere Zeit entwickelt. Doch von den ersten sieben Spielen haben wir nur eins gewonnen, zwei unentschieden gespielt und vier verloren. Nach dem Kaiserslautern-Spiel bin ich deshalb zu Ben und Youri gegangen und habe gesagt: Ihr habt einen Prozesstrainer gewählt - aber war das richtig? Bin ich am richtigen Platz? Denn es braucht so schnell wie möglich Punkte und Erfolge.“ Mulder und Manga nahmen das Rücktrittsangebot ernst, suchten eine Alternative, sprachen mit Trainer-Senior Friedhelm Funkel. Aufsichtsrat und Vorstand setzten schon eine Krisensitzung für den Tag nach dem nächsten Spiel an.

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    Mulder und Manga aber konnten van Wonderen überzeugen: „Ich muss ihnen ein Kompliment machen. Sie haben klar gesagt, dass wir weitermachen und weiter unserem Weg folgen werden mit mir und dem ganzen Staff.“ Schalke siegte in Paderborn mit 4:2, die Krisensitzung fiel aus, in der Zweitligatabelle seit diesem Spiel ist Schalke Siebter. Van Wonderen blickt gelassen auf die Zeit zurück, für ihn ist sie längst Vergangenheit. „Es geht nicht um mich, es geht um Schalke. Ich bin sehr selbstbewusst. Aber manchmal musst du kritisch auf den Prozess schauen, ob alles richtig läuft oder nicht“, sagte er.

    Das klingt alles sehr einfach. Doch ist es das auch? Es könnte zwei Probleme geben. Das erste wäre ein Autoritätsverlust bei den Spielern. Van Wonderen weihte nicht einmal die Führungsspieler in seine Gedanken ein. Die ganze Mannschaft erfuhr von dem Rücktrittsangebot aus der Zeitung. Während der Trainingswoche sprach er mit dem Mannschaftsrat. „Wir haben darüber geredet, und sie konnten damit leben“, erzählte van Wonderen. Doch ist wirklich alles zwischen Team und Trainer geklärt? Das werden die verbleibenden zwölf Spiele zeigen, zunächst bereits die Partie bei Darmstadt 98 (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky). Schalke will Schwung holen für die kommende Saison, wenn es um den Aufstieg gehen soll. Gelingt es van Wonderen nicht, gerät er noch mehr in die Kritik.

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    Denn das zweite Problem ist, dass sich Vorstand und Aufsichtsrat sehr wohl fragen, ob van Wonderen, dessen Vertrag bis Juni 2026 gilt, der richtige Mann für einen Aufstiegskampf wäre. Oder ob er bei einer weiteren Pleitenserie wieder seinen Rücktritt anbieten würde. Viermal in den vergangenen fünf Jahren wechselte Schalke nach einem verpatzten Start im Herbst den Trainer: David Wagner (2020), Frank Kramer (2022), Thomas Reis (2023) und Karel Geraerts (2024) mussten gehen, jedes Mal wurde das Saisonziel verpasst. Das soll nicht erneut passieren. Im Sommer kommt zudem ein Sportvorstand. Nicht unüblich, dass ein neuer Chef direkt seine eigene Trainer-Idee hat.

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    Van Wonderen gibt sich äußerlich gelassen. „Für mich ist die Situation nicht problematisch. Ab heute wird nicht alles perfekt sein, wir werden nicht alle Spiele gewinnen. Aber die Art und Weise, wie wir arbeiten und unsere Fortschritte machen, sind deutlich. Für mich geht es weiter auf unserem Weg“, sagte er. Was ihn besonders sicher macht: Mit Mulder und Manga ist er einer Meinung. „Wir müssen uns gegenseitig stützen“, sagt er. An der Planung für die kommende Saison ist van Wonderen beteiligt, ob es ums Sommer-Trainingscamp geht oder die Kaderzusammenstellung. Dass es aber auch eine Trennung geben könnte, ist ihm sehr wohl bewusst: „Gibt es irgendwann einen Grund, dass es besser ist, in eine andere Richtung zu gehen, dann ist das so im Fußball.“

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    Van Wonderen ist eben mit sich im Reinen. In den Hintergrund gerückt ist nach einer einmal mehr turbulenten Schalke-Woche der Sport. Kein Wunder: für die formschwachen Darmstädter geht es am Sonntag um viel mehr.

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