Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 hatte Ralf Fährmann nach einem Interview eine Abmahnung zugestellt. Der wehrt sich nun vor Gericht dagegen.
Am Sonntag sah Ralf Fährmann mal wieder ein Fußballstadion von innen, sogar eins der berühmtesten des Landes. In der Allianz-Arena in München schaute sich Football-Fan Fährmann das NFL-Spiel zwischen den New York Giants und den Carolina Panthers an, das die Panthers in der Overtime mit 20:17 gewannen. Es war ein schöner Moment in sportlich tristen Zeiten für den 36-Jährigen. Dessen lange Zeit beim FC Schalke 04 geht nicht nur sportlich auf einem Nebenplatz der Arena, sondern auch vor Gericht zu Ende.
Schalke: Fährmann ist nach Knieverletzung wieder fit
Das Arbeitsgericht Gelsenkirchen arbeitet gerade viele Klagen rund um die Königsblauen ab - diese Zeitung berichtete über die Einzelfälle. Fährmann klagt nicht um Geld, seine vertragliche Situation ist eindeutig. Sein Vertrag gilt noch bis Juni 2025, in die Profimannschaft soll er aber nicht zurückkehren, das legte der Verein im Sommer fest. Fährmann entschied freiwillig, in der U23 zu trainieren - nach langer Verletzungspause ist er nun wieder auf den Rasen zurückgekehrt, war dort am Dienstag zu sehen.
Fährmann wehrt sich vor Gericht gegen eine vom Verein ausgesproche Abmahnung. Er will über den Klageweg erreichen, dass diese wieder zurückgenommen wird. Grundlage der Abmahnung war ein Interview, das Fährmann der Zeitschrift Sport Bild gegeben hatte.
Schalke: Fährmann lehnte Abfindung ab
Er hatte sich über die aktuelle Situation geäußert. Der Verein hatte Fährmann eine Abfindung angeboten, die dieser aber ausschlug. Er scheint auf keinen Cent des ihm zustehenden Gehalts verzichten zu wollen. „Ich habe mir alles hart erarbeitet, habe gekämpft und gelitten. Diesen Vertrag habe ich mir verdient. So einfach ist das“, sagte er in dem Interview. Nach unseren Informationen hatte Fährmann auch einige Anfragen interessierter Klubs - die er aber ablehnte.
Schalke spricht von „vertraglich festgeschriebenen Prozessen“
Sport Bild berichtete zuerst über die daraufhin erfolgte Abmahnung und schrieb, Fährmann hätte diese erhalten, weil das Interview ohne Erlaubnis des Klubs geführt worden sei und er über interne Vorgänge gesprochen habe. Der Klub bestritt die Abmahnung in einer schriftlichen Stellungnahme nicht, wies aber Teile der Darstellung zurück: „Zu arbeitsrechtlichen Angelegenheiten zwischen Verein und Ralf Fährmann wird sich Schalke 04 nicht im Detail äußern. Nicht korrekt ist die Darstellung, dass es um den Inhalt des besagten Interviews geht, sondern darum, dass vertraglich festgeschriebene Prozesse nicht eingehalten wurden.“ Eine Klausel im DFL-Standardvertrag für Profispieler besagt, dass alle Interviews bei den Medienabteilungen der Klubs angekündigt werden müssen, bevor sie geführt werden.
Warum klagt Fährmann nun gegen die Abmahnung? Bei einem möglichen erneuten Fehlverhalten könnte ihm eine fristlose Kündigung drohen - und dann geht es für ihn um viel Geld. Bis zum regulären Ende seines Vertrages steht Fährmann noch eine mittlere sechsstellige Summe zu.
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Wie auch immer die Verhandlung ausgeht: Es ist ein trauriges Ende der Beziehung zwischen Fährmann und Schalke. Als 14-Jähriger war er aus seiner Heimat Chemnitz nach Gelsenkirchen gezogen, hatte die Jugendzeit bei den Königsblauen verbracht, häufig gemeinsam mit Manuel Neuer. Nach dessen Abgang zum FC Bayern wurde Fährmann Schalkes Stammkeeper, zwischendurch sogar Kapitän, gehörte zu den besten Torhütern Deutschlands.
Im Winter 2018/2019, da war Fährmann gerade 30 Jahre alt geworden, verlor er seinen Stammplatz zum ersten Mal an Alexander Nübel. Es folgten für den Torhüter Auf-und-Ab-Jahre. Mal stand er zwischen den Pfosten, mal seine zahlreichen Konkurrenten (zum Beispiel Alexander Schwolow, Frederik Rönnow und Marius Müller). Zwei Leihen nach England (Norwich) und Norwegen (Bergen) brachten nicht den gewünschten Erfolg.
Nun könnte Fährmann in aller Stille seine Karriere beenden. Es deutet nichts darauf hin, dass er das umsetzt, was er dieser Zeitung im Januar 2024 in Portugal gesagt hatte: „Ich will nach 2025 weiterspielen.“
Geklärt ist bereits der Rechtsstreit zwischen Schalke 04 und zwei ehemaligen Physiotherapeuten. Schalke hatte Thomas Kühn und Tim Hielscher zum 30. November gekündigt. Das Arbeitsgericht gab den Physiotherapeuten Recht, die auf Weiterbeschäftigung geklagt hatten. Mehr dazu hier.
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