Mittersill. Nach einer turbulenten Saison 2024/2025 geht Karel Geraerts in seine erste komplette Saison als Trainer des Zweitligisten Schalke 04.

Karel Geraerts spricht jetzt Deutsch, und das kommt an. „Das ist unglaublich“, sagte der Trainer ins Stadionmikrofon, als er am ersten Tag des Trainingslagers Hunderte Fans des FC Schalke 04 auf der Tribüne erblickte. Der 42-Jährige wirkt motiviert, er gibt ganz allein die Anweisungen auf dem Rasen, die Fans bekommen hautnah zu spüren, was er sehen will: Dynamik, Intensität. An der Seitenlinie schaut die neue sportliche Leitung ganz genau hin. Geraerts ist ein Trainer unter Beobachtung, auf Bewährung sogar.

Euphorie im Schalke-Trainingslager - aber wie gut ist S04 wirklich? | 19:04-Talk

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    Wenn es darum geht, wer eigentlich Schalke am Ende vor dem Sturz in die Bedeutungslosigkeit, in die Drittklassigkeit, vielleicht gar in die Insolvenz bewahrt hat, fällt selten der Name des Trainers. Geredet wird vor allem über die Paraden des ehemaligen Torhüters Marius Müller und über die Tore Kenan Karamans. Geraerts sorgte für das Gerüst, für eine allgemein als „simpel“ bezeichnete Taktik: Mann-gegen-Mann-Verteidigung, viele lange Pässe nach vorn, Heldenfußball. Nichts, was sich der neue Chef-Kaderplaner Ben Manga, der nach vollbrachtem Klassenerhalt kam, für seine Teams vorstellt. Dass Geraerts stets damit kokettierte, den Verein möglicherweise zu verlassen und Gerüchte um einen Wechsel zum FC Brügge lange nur sanft dementiert wurden, sorgte auch nicht nur für Begeisterung. Stets an Geraerts‘ Seite stand Sportdirektor Marc Wilmots, als er noch allein zuständig war.

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    Doch als Retter-Trainer, der frei auswählen darf, gilt Geraerts nicht. Co-Trainer Sidney Sam und Torwarttrainer Stephan Loboué zu holen war Mangas Idee, nicht die von Geraerts. Der Trainer bekannte offen: „Ich kannte beide nur vom Namen her.“ Ein Problem sei das nicht. „Es geht um die Qualität jedes Einzelnen.“ Möglicherweise kommt noch ein Staff-Mitglied auf Geraerts‘ Wunsch - vielleicht aber auch nicht. Gern hätte sich der Trainer nach dem XXL-Umbruch länger als sieben Tage zum Trainingslager zurückgezogen - der Termin in Mittersill stand lange fest, gerüttelt wurde daran nicht.

    Schalke: Geraerts-Vertrag endet im Juni 2025

    Und auch bei der Spielweise muss sich Geraerts an Mangas Vereinsvorgabe anpassen. Mann-gegen-Mann-Verteidigung? Lange Bälle? Das soll es nicht mehr geben, darüber tauschten sich beide ausführlich aus. Aktuell übt Geraerts mit der Mannschaft eine neue Strategie ein, eine neue Spielweise - das stellt Manga zufrieden. Und doch schaut er genau hin: Der Vertrag des Trainers endet im Juni 2025.

    Ob er verlängert wird oder nicht? Für eine Prognose ist es noch viel zu früh - ein Jahr ist im Profifußball eine sehr, sehr lange Zeit. Fürsprecher in der Vereinsspitze muss er sich - außer Wilmots - neu erarbeiten. Wilmots steht, das ist in Mittersill deutlich zu erkennen, im Schatten des Kaderplaners. Manga ist der starke Mann, er kooperiert eng mit dem Vorstand, er sucht die Spieler, er durfte sein großes Scouting-Netzwerk installieren. Neu hinzugekommene Direktoren bringen gern einen eigenen Trainer mit, Manga beugt sich dem Wunsch des Aufsichtsrats nach Kontinuität und gibt Geraerts eine Chance.

    Geraerts‘ Ziel ist es, mit der Mannschaft in die obere Tabellenhälfte zu kommen, der Aufstieg muss nicht unbedingt gelingen. Der Vorstandschef Matthias Tillmann will aber schon im Verlauf der Hinrunde eine positive Entwicklung der Mannschaft sehen. Dass dies Geraerts gelingt, ist ihm zuzutrauen. Er bestreitet erst seine zweite Sommervorbereitung als Cheftrainer überhaupt, er ist ein Lernender, ein harter Arbeiter, der nicht nur sein Deutsch verbessert. Und unter Beobachtung zu stehen, das wird auch Geraerts selbst nach vorn bringen.

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