Dortmund/Bochum. Freitag empfängt der BVB den VfL Bochum. Hier werden die Nachbarn bewertet: Bratwurst, Bier, Promis, Maskottchen, Legenden. Der Vergleich. .
Das Derby steht an, und deswegen kann man ruhig mal jemandem auf die Füße treten. Borussia Dortmund gegen den VfL Bochum, Mammutklub gegen Außenseiter, die einen haben einen Umsatz von mehr als 500 Millionen Euro, die anderen würden gerne mal die 100-Millionen-Grenze knacken. Wir aber schauen auf ganz andere Parameter. Die Maskottchen, die Stadionhymne, das Bier – und mehr. Ein Vergleich, ganz subjektiv. Widerspruch erwünscht.
BVB hat Emma, VfL Bochum hat Bobbi Bolzer
Der BVB hat Emma, eine schwarz-gelbe Biene, leicht korpulent. Sogar auf Werbereisen nach Asien - bei 33 Grad und 91 Prozent Luftfeuchtigkeit - begleitet sie ihren Verein. Das muss echte Liebe sein. Bobbi Bolzer hingegen hat die große, weite Welt noch nicht gesehen. Mit seiner Stupsnase und den riesigen Ohren zieht er Kinder magisch an. Vor allem: Das Magazin 11Freunde hat ein Maskottchen-Ranking veröffentlicht. Für Emma gab es die Note 4, für Bobbi Bolzer eine beachtliche 2-. Dem ist nichts hinzuzufügen. Von daher: Punkt Bochum.
Viele Promis beim BVB, und in Bochum?
Als Bochum in der Relegation gegen Düsseldorf im Hinspiel auf die Nase flog (das Wunder im Rückspiel sollte noch folgen), half auch die Unterstützung von Leon Goretzka auf der Tribüne nichts. Der Bayern-Star hat ein Herz für den VfL Bochum. Genauso wie Herbert Grönemeyer (zu dem kommen wir noch). Und Autor Frank Goosen. Und der vereinslose Christoph Kramer. Mehr Promi-Fans lassen sich auf die Schnelle nicht recherchieren. Anders beim BVB: Wotan Milke Möhring, Dietmar Bär, Gina Lückenkemper, Johann König, Frederick Lau, Marius Müller-Westernhagen wurden schon mit schwarz-gelbem Schal gesichtet. Zudem wird den Politikern Christian Lindner (FDP) und Friedrich Merz (CDU) eine Verbindung zur Borussia nachgesagt. Schwarz-Gelb unterstützt Schwarz-Gelb. Davon unabhängig: Punkt Dortmund.
VfL Bochum und die Stadionhymne der Stadionhymnen
In der Dortmunder Kreisliga C, Gruppe 1, dümpelt die Zweitvertretung von Grün-Weiß Kley auf dem letzten Platz, 56 Gegentore in sieben Spielen musste die Truppe schon schlucken. Und mal angenommen, diese Mannschaft würde gegen Real Madrid um Superstar Kylian Mbappé antreten – so einseitig wie dieses Duell ist auch der Vergleich der Stadionhymnen. Beim BVB erklingt You’ll Never Walk Alone aus den Boxen. Natürlich großartig, aber nur beim FC Liverpool. In Bochum singen alle „Bochum“ von Herbert Grönemeyer, die deutsche Stadionhymne der Stadionhymnen. Nie nutzt sie sich ab, immer erzeugt sie Gänsehaut. Deswegen ganz, ganz eindeutig: Punkt Bochum.
Das Stadion des BVB ist weltberühmt, das des VfL Bochum schön
„Also bitte“, werden alle Schwarz-Gelben laut schreien und einwenden, dass dieser Vergleich doch genau einseitig verlaufen muss wie der der Stadionhymnen. Wobei: Das Ruhrstadion versprüht zwar nicht den Glanz des Vorzeigebaus der anderen Stadt, es kommt auch deutlich kleiner daher. Trotzdem verzücken die Tribünen mit insgesamt knapp 26.000 Plätzen viel mehr als die Standard-Arenen vieler Bundesliga-Konkurrenten. Gemütlich vom Hauptbahnhof lässt es sich zur Castroper Straße schlendern. Nach dem Schlusspfiff lockt das Bermudadreieck. Alles ziemlich schön also, aber in Dortmund steht nun mal die weltberühmte Südtribüne, auch hier können Fans vom Zentrum aus über das Kreuzviertel bis zu dem Ort schlendern, an dem mehr als 80.000 Menschen ein Fußballspiel verfolgen. Deswegen, dann doch relativ eindeutig: Punkt Dortmund.
BVB und Bochum: Das kosten Bratwurst und Bier
3,80 Euro kostet die Bratwurst im Brötchen beim BVB, Ketchup und Senf gibt es gratis dazu. Für einen halben Liter Bier müssen Fans sogar 4,90 Euro bezahlen. Ausgeschenkt wird Brinkhoff´s. In Bochum prickelt Fiege, das sogar 30 Cent mehr kostet. Beide Brauereien stammen aus den jeweiligen Städten (löblich). Die Wurst kommt beim VfL zusätzlich von der lokalen Fleischerei Dönninghaus, von der eigentlich alle im Revier schwärmen. Punkt Bochum.
Große Fußballer auf beiden Seiten
Hermann Gerland, eine VfL-Legende, hat dieser Redaktion über seine Zeit im Bochumer Trikot einmal erzählt: „Die Pfosten waren eckig, der Platz war gefroren. Die Bälle waren schwer, die Fußballschuhe nicht so gut. Früher musste man einen ummähen, damit überhaupt gepfiffen wird.“ Mit früher meinte Gerland die 1970er-Jahre, als die Bochumer Mannschaft zu den Unabsteigbaren wurde. Legendär. Weitere Größen des Klubs: Ata Lameck, Franz-Josef Tenhagen, Dariusz Wosz, Stefan Kuntz, Uwe Wegmann, die Trainer Klaus Toppmöller und Peter Neururer. Beim BVB erinnern sich alle an Manfred Burgsmüller, Michael Zorc, Lothar Emmerich, Marco Reus, Kevin Großkreutz, Lars Ricken, Leonardo Dédé, Norbert Dickel und viele, viele weitere, die natürlich deutlich mehr Pokale in die Luft gestemmt haben als die Bochumer Ikonen. Aber: Hier einen Punkt zu vergeben, ist selbst den Juroren dieses Rankings zu heiß. Unentschieden.
BVB gegen VfL Bochum: das Ergebnis
Zählt man nun eins und eins zusammen, dann gewinnt Bochum. Das Ergebnis: 3:2. Bedeutet das etwas für das Derby am Freitag? Nein. Überhaupt: Beide Städte, Dortmund wie Bochum, wären ärmer ohne ihre Bundesligisten. Und: Es gibt im Ruhrgebiet ja auch noch den FC Schalke 04, Rot-Weiss Essen, den MSV Duisburg. Alle leiden sie unter Problemen, alle beklagen sie Rückschläge. Aber jede andere Region Deutschlands wäre froh, wenn sich in ihr so viel Fußball-Leidenschaft ballen würde. Punkt Revier.