Bad Ragaz. Niclas Füllkrug zieht es zu West Ham, eine Persönlichkeit wird Borussia Dortmund verlassen. Das ist schmerzhaft, aber richtig.

Bei Borussia Dortmund waren sie am Samstag sehr bemüht, die richtigen Worte zu finden. Denn offiziell war ja noch nicht, dass Niclas Füllkrug zu West Ham United wechselt, noch fehlen Medizincheck und Vertragsunterschrift. Also betonte man zumindest vor laufenden Kameras und Mikrofonen, dass der Deal ja noch nicht finalsiert sei. „Ich wünsche ihm alles Gute“, sagte Torwart Gregor Kobel aber schon mal.

Schlechtes über Füllkrug hört man beim BVB nicht. Weder aus dem Umfeld der Mannschaft, noch bei den Fans. Und das macht die bevorstehende Trennung vom Angreifer, der nach nur einem Jahr im Ruhrgebiet weiterzieht, auch schmerzhaft. Füllkrug warf sich immer rein, erzielte wichtige Tore, sorgte in der Champions League für prickelnde Momente. Bei der Europameisterschaft war er einer der Lieblinge der deutschen Mannschaft, für die er im Turnierverlauf zwei Treffer schoss. Andererseits war er im Dortmunder Kader nie zu einem der Gesichter des Teams auserkoren worden, zu diesen zählen Julian Brandt, Nico Schlotterbeck und Gregor Kobel.

BVB: Ein Füllkrug-Ersatz muss nun auch liefern

Im Profifußball aber zählen Gefühle weniger als Geld. Füllkrug erhält in London einen dicken Vertrag, der BVB kassiert eine überdurchschnittlich hohe Ablöse für einen Spieler, der über 30 Jahre alt ist und vor allem auf der Bank sitzen würde. Sportdirektor Sebastian Kehl hat in den Verhandlungen mit West Ham das Bestmögliche für seinen Klub herausgeholt, den Kader erfolgreich verkleinert. Aus sportlicher wie wirtschaftlicher Sicht ist der Verkauf richtig.

BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl.
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. © DPA Images | Jan Woitas

Nun aber muss auch nachgelegt werden, es soll jemand kommen, der kein klassischer Stoßstürmer ist. Maximilian Beier ist etwa ein Kandidat, er würde sofort helfen. Ein gewisses Restrisiko allerdings bleibt bestehen, bis eine Füllkrug-Nachfolger gefunden ist. Serhou Guirassy ist noch verletzt, wann und in welcher Form er sich zurückmeldet, ist offen. Sebastien Haller hat in den vergangenen Monaten nicht überzeugt, steckte im Formtief. Youssoufa Moukoko wird gehen. Und bis zum ersten Pflichtspiel sind es nur noch zwei Wochen.