Paris. „Unser Ziel war Gold!“ Nun müssen die deutschen Basketballer bei Olympia „nur“ um Bronze spielen, weil Frankreich zu stark war.
Die Bercy Arena ist der kälteste Ort auf Erden. Insofern war es passend, dass Thomas Pesquet (46) das Basketball-Viertelfinale zwischen Deutschland und Frankreich mit den bei diesen Olympischen Spielen üblichen drei Schlägen mit dem Brigadier eröffnete. Als Astronaut kennt er sich aus mit Umgebungen, an denen die Temperaturen eventuell unterhalb derer der Halle im Zentrum von Paris liegen.
Ein harter Kontrast zur Stimmung im Inneren. Die befand sich auf dem Siedepunkt, nachdem der Gastgeber den Weltmeister aus dem Rennen um Gold befördert hatte. Dass die Deutschen nach zuvor 14 Siegen in Serie bei großen Turnieren mit 69:73 (25:18, 8:15, 17:23, 19:17) verloren, lag wiederum daran, dass sie vielleicht nicht eiskalt, aber zumindest kalt in der Offensive waren.
Olympia in Paris: Basketball-Weltmeister Deutschland verliert im Halbfinale gegen Frankreich
40 Prozent aus dem Feld, 29 Prozent von der Dreierlinie, 69 Prozent von der Freiwurflinie. Das sind die nüchternen Fakten zum Auftritt der Mannschaft des nach Olympia scheidenden Bundestrainers Gordon Herbert (65). Noch viel mehr Aufschluss als die im Basketball zumeist sehr aussagekräftigen Zahlen lieferten aber die Emotionen der Spieler.
Um sie mit zwei Worten zusammenzufassen: tiefe Enttäuschung. „Unser Ziel war Gold“, sagte Johannes Voigtmann. Nicht einmal vor dem Dreamteam aus den USA hatten die inzwischen fast unschlagbar wirkenden Deutschen Angst. Dass Frankreich besiegbar gewesen wäre, macht die Niederlage umso bitterer.
Bronze ist für den Basketball-Weltmeister bei Olympia nur der Trostpreis
„Es tut mir einfach leid für uns, weil wir in den vergangenen zwei, drei Jahren so viel geleistet haben“, sagte Andreas Obst. Dass es am Sonnabend noch um Bronze geht, schien in diesem Moment völlig vergessen. Die Medaille für den dritten Platz ist ohnehin nur ein Trostpreis. Was eigentlich verrückt zu schreiben ist, denn bis 2022 war Deutschland im Basketball Mittelmaß. 2019 bei der WM in der Vorrunde gescheitert, 2021 bei Olympia in Tokio im Viertelfinale.
Dann übernahm Herbert und formte eine Gewinnermannschaft, die den Umgang mit dem Verlieren anscheinend verlernt hat. Kapitän Dennis Schröder zeigte passend zum Klima in der Arena der Öffentlichkeit die kalte Schulter und stellte sich zum wiederholten Mal bei diesen Olympischen Spielen keinen Fragen.
Franz Wagner in Schwierigkeiten: „Basketball ist kein Videospiel“
Seine Leistung auf dem Feld war mit 18 Punkten weniger schwach, wenngleich nicht überragend. Weitaus größere Probleme besaß sein Co-Star Franz Wagner, der seinen sieben Zählern aus dem furiosen ersten Viertel nur noch drei weitere folgen ließ. „Basketball ist leider kein Videospiel, man kann nicht immer alles perfekt machen“, sagte der 22-Jährige.
Im Gegensatz zur Vorrunde, als Deutschland Frankreich in Lille böse mit 85:71 abwatschte, verteidigten die Hausherren am Donnerstagabend wesentlich intensiver. „Hut ab vor Frankreich“, sagte Herbert, dessen Team zwischen der 15. und 25. Minute die Kontrolle verlor. „Wir haben oft den einen Moment zu lange gezögert gegen die enge Deckung der Franzosen“, sagte Obst.
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Die entscheidende Frage für ihn und seine Mitspieler lautet nun, wie der Fokus aufs Bronzespiel schnellstens gelingen kann. „Heute sind wir enttäuscht. Aber so ist der Sport, morgen blicken wir wieder voraus“, sagte der gebürtige Hallenser. Herbert möchte mit allen Spielern reden und gab zudem die erstaunliche Information preis, dass am Sonnabend wieder die Sonne aufgehe. Ein bisschen Wärme können die deutschen Basketballer gebrauchen.