Paris. DOSB-Präsident Thomas Weikert äußert sich zur geplanten Olympia-Bewerbung, Fahnenträgerin Anna-Maria Wagner zu ihrer großen Ehre.

„Besser jetzt als morgen“ würden die 428 Athleten aus 40 Sportarten bei den Olympischen Spielen in Paris loslegen wollen, sagte Olaf Tabor, Chef de Mission des Team Deutschland, am Mittwochnachmittag, da hatte ein anderer Olaf mit seinem Team D bereits die Weichen dafür gestellt, dass es zwar nicht morgen, aber frühestens 2040 losgehen kann. Am Vormittag beschloss das Bundeskabinett, eine Olympia-Bewerbung Deutschlands zu unterstützen.

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    „Die Politik steht voll und ganz hinter uns“, sagte Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), bei der Eröffnungspressekonferenz im in das Stade Jean-Bouin integrierte Deutsche Haus. Ganz so schnell loslegen wollte der 62-Jährige allerdings nicht. Auf eine Jahreszahl ließ sich Weikert nicht festlegen, wenngleich 2040 derzeit am wahrscheinlichsten erscheint.

    Politik unterstützt Olympia-Bewerbung Deutschlands

    Wichtig sei neben der schriftlichen Unterstützung vor allem eine finanzielle. An den Bewerbungskosten wird sich die Bundesregierung bis 2027 mit knapp sieben Millionen Euro beteiligen. Da das DOSB-Konzept keine Neubauten vorsieht, „wird es so aussehen, dass wir uns nicht mit nur einer Stadt bewerben“, so Weikert. Unter anderem hatten bereits Hamburg und Berlin über eine gemeinsame Bewerbung nachgedacht, ebenso wie die Region Rhein-Ruhr.

    Der Rückenwind für den DOSB würde auch im Fall eines Regierungswechsels nicht abflauen. Im Gegenteil. „Wir haben auch mit den Oppositionsparteien gesprochen, und insbesondere die CDU/CSU möchte Olympische und Paralympische Spiele wieder nach Deutschland holen“, sagte Weikert.

    DOSB-Funktionär Olaf Tabor: „Haben kein Problem mit der Leistungsbereitschaft“

    Doch zunächst einmal sind die Spiele in Paris. Wo das Team Deutschland eine Top-10-Platzierung im Medaillenspiegel anstrebt. „Wir glauben an unsere Wettbewerbsfähigkeit, aber die Leistungsdichte in der Spitze wird immer enger. Die Tendenz ist eindeutig: Wir haben zuletzt immer schlechtere Ergebnisse eingefahren, und die vorgenommenen Änderungen haben noch nicht für einen Turnaround gereicht“, sagte Tabor. Grenzenlose Zuversicht klingt anders.

    Olaf Tabor (53) ist Chef de Mission des DOSB bei Olympia in Paris.
    Olaf Tabor (53) ist Chef de Mission des DOSB bei Olympia in Paris. © DPA Images | Marius Becker

    Den auch von mehreren Spitzensportlern und Ehemaligen wie Boris Becker und Fabian Hambüchen regelmäßig kritisierten Eindruck, in Deutschland lasse die Leistungsbereitschaft stark nach, wollte der 53-Jährige indes nicht teilen. „Insgesamt hat der Leistungssport an Stellenwert verloren. Aber ich bin ein gnadenloser Optimist und überzeugt davon, dass wir die Talente in den Vereinen finden, die es auch nach ganz oben schaffen können“, sagte Tabor.

    Fahnenträgerin Anna-Maria Wagner noch immer überwältigt

    Zudem habe er bei seinen Trainingsbesuchen während der Vorbereitung auf Olympia die Empfindung bekommen, dass es keinem der Sportler am nötigen Willen mangele: „Wir sind gesegnet mit comitteten (engagierten) Athleten.“ Und damit zu Anna-Maria Wagner.

    Basketballer Dennis Schröder (30) trägt gemeinsam mit Anna-Maria Wagner die deutsche Fahne.
    Basketballer Dennis Schröder (30) trägt gemeinsam mit Anna-Maria Wagner die deutsche Fahne. © Imago | Tilo Wiedensohler

    Die Judoka, die bei der Eröffnungsfeier gemeinsam mit Dennis Schröder die Fahne schwenkt, ist ein Paradebeispiel für den Arbeitsethos deutscher Sportler, selbst unter schwierigen Wettbewerbsbedingungen. Schröder, neben LeBron James (USA) und Giannis Antetokounmpo (Griechenland) einer von drei Basketball-Stars als Fahnenträger, war nach monatelanger Werbetour in eigener Sache nur per Video zur Pressekonferenz zugeschaltet. Allerdings entschuldigt: Die Weltmeister hatten Training in Lille, wo die Vorrunde ausgetragen wird.

    Fokus der zweifachen Judo-Weltmeisterin liegt auf ihrem Wettkampf

    Umso besser, da so mehr Aufmerksamkeit für Wagner vorhanden war. Wie ungewohnt dies für die zweimalige Weltmeisterin ist, war auch daran zu erkennen, dass sie selbst einen Tag nach Bekanntgabe ihrer Aufgabe noch nach Worten rang. Herauskam ein anrührendes Gemisch aus „unglaublich“, „Ehre“ und „Stolz“.

    Dass sie auch wesentlich deutlicher formulieren kann, bewies die 28-Jährige, als es um ihre eigentliche Expertise ging. „Ich habe den Wunsch, die Eröffnungsfeier zu genießen, dann aber einen harten Cut zu schaffen. Schließlich bin ich hier für meinen Wettkampf. Erst danach möchte ich wieder das olympische Gefühl genießen“, sagte die in Köln lebende Ravensburgerin.

    Team Deutschland startet in Olympische Spiele in Paris

    Ihr war es gelungen, von einer post-olympischen Depression nach ihren zwei Bronzemedaillen von Tokio 2021 zurückzukommen. „Stärker denn je“, wie sie klarstellte. „Seit Anfang des Jahres habe ich das komplett abgeschüttelt. Gerade sind diese Gedanken sehr weit weg.“

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    Was dagegen ganz nah ist: Der Start von Team D – also dem in Paris, nicht in Berlin – unter dem Motto: „Jetzt. Für immer.“ Wagner kann sich damit identifizieren, „die Verwirklichung dieses Kindheitstraums nimmt mir niemand weg“. Wer sie durchgängig strahlen sah, glaubt, dass dies nicht nur jetzt gilt, sondern für immer.