Dortmund. Trainer Kasper Hjulmand schimpft über die Zentimeter-Suche des Videoschiedsrichters und befeuert die Handspiel-Regel-Debatte.

Kasper Hjulmand ist ein ruhiger, höflicher Zeitgenosse, doch am Samstagabend konnte sich selbst der 52-Jährige nicht mehr zurückhalten. Dänemarks Trainer hatte sich schon sein Smartphone zurechtgelegt und das entsprechenden Foto herausgesucht, als er das Pressepodium im Dortmunder Stadion betrat. Und im passenden Moment, der sich auf Nachfrage recht schnell bot, zückte er es und drehte Bildschirm um, sodass ihn die Journalistinnen und Journalisten im Saal sehen konnten.

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„Ein Zentimeter. Es ist lächerlich! Es kann nicht sein, dass VAR eingesetzt werden muss“, tobte Hjulmand nach dem EM-Achtelfinal-Aus gegen Deutschland und hielt dabei eine der vielen Szenen des Spiels in der Hand. Es war die von der Europäischen Fußball-Union veröffentlichte Auflösung des Videoeinsatzes in der 49. Minute. Zu sehen war die Fußspitze des früheren Dortmunders Thomas Delaney, die knapp im Abseits war, bevor Joachim Andersen zum vermeintlichen 1:0 für Dänemark einschob. Schiedsrichter Michael Oliver erkannte den Treffer daraufhin ab – und die unheilvollen Sekunden nahmen ihren Lauf.

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Praktisch im Gegenzug nämlich bekam Andersen, der eben noch zum Torjubel abgedreht war, den Ball nach einer Flanke von David Raum an die Hand. Referee Oliver ließ zunächst weiterlaufen, doch schnell meldete sich erneut der Videoschiedsrichter, und wies auf einen Regelverstoß hin. Oliver zeigte daraufhin auf den Elfmeterpunkt. Kai Havertz verwandelte den fälligen Strafstoß und ebnete den Weg zum deutschen 2:0 (0:0)-Sieg.

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Vor Joachim Andersens Tor stand Thomas Delaney im Abseits. © Getty Images | Clive Mason

Auch diese Szene stieß Hjulmand sauer auf. „Ich habe diese Handregeln satt“, schimpfte er. „Ich verstehe es nicht, von Verteidigern zu verlangen, dass sie mit den Armen hinter dem Rücken laufen.“ Andersen habe, statt die Arme zu verstecken, eine „völlig natürliche Position“ eingenommen, ehe ihn der Ball aus einem Meter Entfernung erwischte. „Vielleicht hätten wir das Spiel sowieso verloren, aber es ist frustrierend“, sagte Hjulmand.

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Bei seinem deutschen Trainerkollegen fand Hjulmand ein offenes Ohr. „Ich kann verstehen, dass sich die Dänen aufregen. Das würde ich andersherum auch tun, aber da muss ich mich der Regel beugen“, sagte Julian Nagelsmann. Die Aufregung rund um die hauchzarte Abseitsposition Delaneys sei zwar verständlich ob der Emotionalität im Fußball, weil „man sich nicht so einfach über ein Tor freuen kann, weil man nicht weiß, ob es zählt“, so Nagelsmann, doch werde dies eben faktenbasiert von einem Computer überprüft. Gleiche Höhe, im Zweifel für den Angreifer? Gibt es nicht mehr. „Ich weiß, dass es hart zu akzeptieren ist.“

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    Auch den Frust über die Handspielregel könne er verstehen. Ob diese gut oder schlecht sei, „darüber können wir diskutieren. In meinen Augen ist es hart, weil es eine normale Laufbewegung vom Spieler ist, er macht keine bewusste Armhaltung, aber er ist halt abgespreizt vom Körper über Brusthöhe.“ Und damit sei die Entscheidung, Handelfmeter zu pfeifen, korrekt. Eine grundsätzliche Diskussion über Sinn und Unsinn des Videobeweis wollte der 36-Jährige daher auch nicht aufkommen lassen, er reduziere nämlich die Anzahl der Fehlentscheidungen. „Am Ende bin ich ein Freund davon“, sagte Nagelsmann, wenngleich er zugab: „Heute ist das ein wenig einfacher zu sagen.“ Kasper Hjulmand ging es da anders.

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