Essen. Fans aus ganz Europa feiern gemeinsame Fußballfeste. Aber es gibt Meldungen, die den tollen Eindruck stören. Ein Kommentar

Ein mulmiges Gefühl können einige Meldungen von diesem Wochenende schon machen. In Dortmund setzt die Polizei 50 gewaltbereite Italiener fest, die offenbar albanische Fans attackieren wollten. In Hamburg wiederum schießen Polizisten einen Mann nieder, der nahe der Reeperbahn Sicherheitskräfte attackierte und dabei laut Polizei neben einem Schieferhammer, einem Zimmermanns-Werkzeug, auch einen Brandsatz in der Hand gehabt haben soll.

Einen Zusammenhang mit Fußball oder dem EM-Spiel der Niederlande gegen Polen soll es zwar nicht gegeben haben. Aber es waren sehr viele Fußballfans in der Gegend, weil die Oranje-Anhänger im Fanmarsch durch die Stadt zogen. Fußballbezug oder nicht: Man mag sich in beiden Fällen nicht ausmalen, was hätte passieren können und was das für die Stimmung im Land bedeutet hätte.

In Deutschland erlebt das Public Viewing ein Revival

Zum Glück aber können wir im Konjunktiv bleiben, weil in beiden Fällen die Polizei wohl Schlimmeres verhinderte. Und deswegen darf man nach diesem Wochenende von einem gelungenen Start in die EM 2024 sprechen und schreiben. Für die deutsche Nationalmannschaft sowieso, der gelang mit dem 5:1-Sieg gegen Schottland der höchste EM-Sieg der deutschen Länderspielgeschichte, was nicht nur in den Fanzonen des Landes für Begeisterung sorgte.

Schottische Fans feierten vor und auch nach dem Eröffnungsspiel gegen Deutschland eine große Party in München.
Schottische Fans feierten vor und auch nach dem Eröffnungsspiel gegen Deutschland eine große Party in München. © dpa | Matthias Balk

Ja, Fanzonen. Das gemeinsame Fußballgucken schien fast schon ausgestorben, bei diesem Turnier aber erlebt es ein Revival. In Dortmund, in Berlin, in ganz Deutschland gab es einen gewaltigen Andrang, die Veranstalter mussten melden: Wir sind restlos voll, bitte schaut anderswo. Und es macht doch einfach Spaß, zu sehen, wie Tausende Menschen gemeinsam mitfiebern und mitfeiern.

In München feiern die Schotten, in Dortmund die Albaner

Bunte Fußballfeste gab es viele zu sehen: In München tranken die schottischen Fans die Kneipen leer, es waren auch viele, viele gekommen, die gar keine Karte hatten fürs Eröffnungsspiel. Die Schotten waren stimmungsvoll, laut – dabei aber wunderbar friedlich und geradezu herzlich gegenüber den deutschen Fans. Dortmund verwandelten 50.000 Albaner die Stadt in ein rotes Farbenmeer. In Hamburg produzierte der Fanmarsch der Niederländer ähnlich stimmungsvolle Bilder.

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United by football – diesen von Marketingfachleuten erdachten Slogan füllen die Fans aus ganz Europa aktuell mit Leben, von kleineren Scharmützeln hier und da mal abgesehen. Man kann nur hoffen, dass es auch so bleibt – und dass wir von schlimmeren Zwischenfällen weiter nur im Konjunktiv sprechen.