München. Dem DFB-Team gelingt der perfekte Start in die EM 2024. Noch aber ist es viel zu früh, vom Sommermärchen 2.0 zu sprechen. Ein Kommentar

Na also, so lässt sich doch starten in eine Europameisterschaft. Die deutsche Mannschaft fiedelt zum Auftakt Schottland locker weg, spielt dabei phasenweise herrlichen Fußball, die Atmosphäre im Stadion ist großartig und sogar das Wetter spielt mit und liefert eine laue Sommernacht in München. Da ist es doch, das Sommermärchen 2.0!

Langsam, langsam, so weit ist es noch nicht. Ja, die deutsche Mannschaft hat das erste Spiel hochverdient gewonnen. Ja, sie hat dabei einige wunderbare Spielzüge auf den Rasen der Münchener Arena gemalt. Aber: Die Schotten waren auch der perfekte Gegner zum Start: Laut und stimmungsvoll waren sie, schon tagsüber hatten sie München eingenommen mit ihren Kilts, Dudelsäcken und Gesängen.

Deutschlands Zauber-Duo: Florian Wirtz (l.) und Jamal Musiala haben die ersten beiden EM-Tore geschossen.
Deutschlands Zauber-Duo: Florian Wirtz (l.) und Jamal Musiala haben die ersten beiden EM-Tore geschossen. © Sebastian El-Saqqa / firo Sportphoto | Sebastian El-Saqqa

Deutschland erwischte bei der EM 2024 den perfekten Auftaktgegner

Und dabei waren sie kein bisschen unangenehm, sondern außergewöhnlich freundlich, geradezu herzlich den Deutschen gegenüber. Sie sangen in den Straßen und U-Bahnen sogar die deutschen Lieder mit, wenn die mal durchkamen gegen die akustische Dominanz der Gäste.

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Am wichtigsten aber: Auf dem Platz waren die Gäste von ausgesuchter Harmlosigkeit, trotz des einen späten Treffers, als das Spiel längst entschieden war. Sie hielten sich meist in der eigenen Hälfte auf, konzentrierten sich aufs Verteidigen und machten auch das nicht gut. Wahnsinnig überraschend kam das nicht, kürzlich hatte sich diese Mannschaft zu einem 2:0 gegen Gibraltar gequält – unter den Fußballzwergen ist das ein besonders kleiner.

Der klare Sieg gegen Schottland war kein Gradmesser

Ein Gradmesser war dieser Auftaktsieg also nicht, zumal ja auch gegen die Schotten längst nicht alles gelang, mancher Pass daneben ging und gerade die jungen Wilden vorne auch mal falsche Entscheidungen trafen – aber das liegt in der Natur der Sache, wenn man auf ihr Draufgängertum setzt, das dem deutschen Spiel ja grundsätzlich sehr guttut.

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Stark auch, dass das DFB-Team nicht nur spielerische Lösungen suchte, sondern den Schotten kämpferisch ebenbürtig war. Allein das ist ein vielversprechendes Signal für das weitere Turnier. Und gerade die leidgeprüften deutschen Fans wissen: Auch gegen einen kleinen Gegner ist ein Auftaktsieg keine Selbstverständlichkeit.