Arnsberg/Meschede/Soest. Die Euphorie der Landesregierung für einen zweiten Nationalpark in NRW wird in Südwestfalen nicht uneingeschränkt geteilt.

Begeisterung sieht anders aus. Die Kreise in Südwestfalen reagieren zurückhaltend auf den Vorstoß der Landesregierung, einen weiteren Nationalpark in NRW auszuweisen. Der schwarz-grüne Koalitionsvertrag sieht einen zweiten Park vor, der erste steht in der Eifel. Jetzt hat das Land den Bewerbungsprozess gestartet. Fest steht: Auf der Prioritätenliste der Kreise steht das Thema nicht oben. Man wolle den Vorstoß prüfen, heißt es übereinstimmend.

Deutlich ablehnender äußern sich Wirtschaftsvertreter. Die Idee, beispielsweise den Arnsberger Wald zum Nationalpark zu machen, stößt bei der IHK Arnsberg Hellweg-Sauerland auf Kritik. „Wir sehen das Vorhaben skeptisch“, sagt Hauptgeschäftsführer Jörg Nolte. „Der Arnsberger Wald ist touristisch eine sehr attraktive Region, und das wollen wir weiter unterstützen. Aber wir sind auch eine starke Industrieregion.“ Ein Nationalpark könne das Wachstum von Gewerbeflächen und den Ausbau der Erneuerbaren Energie behindern oder sogar unterbinden, fürchtet Nolte. Zusätzlich könne es zu Einschränkungen für die Holzwirtschaft kommen. Neue Windkraftanlagen sind in einem Nationalpark verboten.

„Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht selbst lahmlegen“

Ohnehin sei die Region schon sehr unter Naturschutz gestellt. „Weitere Restriktionen würden die wirtschaftliche Entwicklung der Region empfindlich hemmen“, sagt Nolte. Der Arnsberger Wald ist bereits ein Naturpark.

„Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht selber lahmlegen“, sagt auch Karl Schneider, Landrat des Hochsauerland-Kreises. Er könne die Skepsis der Industrie angesichts zu erwartender weiterer Auflagen, die ein Nationalpark mit sich bringe, verstehen.

Abwartend reagiert der Kreis Soest, auf dessen Gebiet ebenfalls Teile des Arnsberger Waldes liegen. Eine Entscheidung über eine Interessensbekundung könne erst dann von allen Beteiligten gemeinsam getroffen werden, „wenn die nötigen Fakten auf dem Tisch liegen“, erklärt Umweltdezernent Jürgen Wutschka in einer Pressemitteilung. Deshalb werde nun gemeinsam mit dem HSK, den Kommunen und den am Naturpark Arnsberger Wald beteiligten Interessensgemeinschaften geprüft, ob das Gebiet für einen Nationalpark infrage komme.

Auch Kreis Siegen-Wittgenstein skeptisch

Eine Region, die das Land ebenfalls für einen Nationalpark als geeignet ansieht, ist das Ebbegebirge. „Eine Meinungsbildung steht erst am Anfang“, sagte ein Sprecher des Märkischen Kreises. Der Nachbarkreis Olpe will sich mit den Vorschlägen „zeitnah fachlich auseinandersetzen“. Und auch derRothaarkamm, so scheint es, kommt aus Sicht des Kreises Siegen-Wittgenstein nicht in Frage. Die Kreisverwaltung ist einer Sprecherin zufolge „skeptisch, ob diese Region im südlichsten Westfalen, die gleichzeitig eine der stärksten Wirtschaftsregionen in Nordrhein-Westfalen ist, tatsächlich hierfür geeignet ist“.