Essen. Die Hochwasserlage hat sich entspannt, doch das Wochenende droht wieder nass zu werden. Wie der Ruhrverband Regenpausen genutzt hat

Der Blick aus dem Fenster lässt vielerorts bangen: Der Deutsche Wetterdienst rechnet mit einem verregneten Silvesterwochenende und damit mit einer erneuten Belastungsprobe für die Gewässer und Böden in der Region. Auch der Ruhrverband mit Sitz in Essen, Hüter über acht aktuell besonders beachtete Talsperren, bereitet sich darauf vor.

„Wir nutzen Regenpausen, um die Wasserabgaben aus den Talsperren zu erhöhen“, sagt Britta Balt, Sprecherin des Ruhrverbands. „In Zeiten, in denen die Gewässerpegel stagnieren, können wir so Freiraum in den Talsperren für ein mögliches nächstes Hochwasser schaffen.“

Talsperren zu 90 Prozent gefüllt - Tendenz fallend

Laut tagesaktuellem Lagebericht haben die acht Talsperren am Freitagmorgen insgesamt pro Sekunde so viel Wasser abgegeben, wie knapp 1000 reguläre Badewannen fassen können. Auf 178 Kubikmeter in der Sekunde Wasserabfluss kommen die acht Bauwerke am Freitagmorgen. Knapp 60 Kubikmeter pro Sekunde sind allerdings zeitgleich wieder hinzugekommen.

Aktuell sind die Talsperren zu knapp 90 Prozent gefüllt. Das liege zwar über dem langjährigen Mittel für Ende Dezember, so der Ruhrverband. „Nach einem Hochwasserereignis ist das aber nicht verwunderlich“, so Sprecherin Balt. Die Tendenz ist laut Lagebericht zudem fallend. „Wir haben in allen Talsperren noch ausreichend Freiraum, um für weitere Regenfälle gewappnet zu sein“, sagt die Ruhrverbands-Sprecherin.

Talsperren gehören zum Hochwasserschutz

Wie viel Wasser bei Hochwasserlagen abgelassen werden kann, entscheiden Fachleute der zentralen Talsperrensteuerung in Essen auf Grundlage von Erfahrung und verschiedenster Daten. Relevant ist neben Wetterdaten und Pegelständen zum Beispiel die Fließgeschwindigkeit in den nachfolgenden Gewässern - bei hohem Wasserstand fließt das Wasser auch schneller. „Das wird genau mit eingerechnet bei der Frage, wie viel Wasser aus den Talsperren abgelassen werden kann, ohne nachfolgende Gewässer zu überlasten.“

Die Hauptfunktion der Talsperren ist eigentlich, die Wasserversorgung für rund viereinhalb Millionen Menschen im Einzugsgebiet sicherzustellen. Welche hohe Bedeutung sie bei Hochwasserlagen haben, verdeutlicht der Ruhrverband mit Blick auf das Weihnachtswochenende.

Der für den so massiv belasteten Ruhrdeich in Oberhausen entscheidende Pegelstand in Hattingen etwa war zeitweise auf über sechs Meter geklettert. „Ohne die Talsperren wäre der Pegelstand in der Spitze um 30 Zentimeter höher gewesen“, sagt Balt. Zum Vergleich: Bei dem Jahrhunderthochwasser 2021 hatte er die historische Rekordmarke von fast sieben Metern erreicht.

Überlaufen können die Tafelsperren durchaus. An der Möhnetalsperre etwa, die wesentlich für die Frage ist, wie viel Wasser die Ruhr führt, ist das zuletzt 2007 geschehen. In der Mauer der Talsperre sind für diese Fälle, die laut Balt schätzungsweise alle 30 Jahre geschehen, rund 100 Löcher in der Krone der Talsperrenmauer eingelassen.