Velbert. Krankheitsbedingt hat Andrea Böttcher ihren geliebten Job als Buchhändlerin aufgegeben. Sie bewarb sich beim Bürgeramt – „Ein Sechser im Lotto.“

Andrea Böttcher (52) ist heute Sachbearbeiterin im Bürgerbüro. Sie ist eine von fünf Menschen aus Nordrhein-Westfalen, die erzählen, warum sie sich entschieden haben, ihren bisherigen Beruf zu verlassen und etwas Neues zu wagen. Ihr Protokoll:

„Es hat mir anfangs das Herz gebrochen, den Beruf aufzugeben, der so lebendig war und mir großen Spaß gemacht hat. Meine Arbeit im Bürgeramt ist jetzt wie eine Belohnung. Eine Belohnung für eine Zeit, in der ich traurig und verzweifelt war. 30 Jahre habe ich als Buchhändlerin gearbeitet – und den Job geliebt. Doch durch einen Autounfall konnte ich ihn plötzlich nicht mehr ausüben. Ich bin an muskulärem Rheuma erkrankt, konnte keine schwere körperliche Arbeit mehr machen.

Aber ich fühlte mich zu jung, um mit dem Arbeiten aufzuhören. Gleichzeitig fragte ich mich, welche Perspektiven ich in meinem Alter noch hatte. Im Internet fand ich eine Stellenausschreibung der Stadt Velbert, in der Mitarbeiter fürs Bürgerbüro gesucht wurden. Am liebsten welche, die schon Erfahrung in dem Bereich hatten. Als ich meine Bewerbung abschickte, habe ich mir also keine Hoffnung gemacht. Aber ich dachte mir: Es bestraft dich niemand dafür, mutig zu sein. Freunde und Verwandte von mir arbeiten ebenfalls bei Stadtverwaltungen und sind dort sehr zufrieden. Ich wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen.

Als Quereinsteigerin war mein Vorteil, dass ich zuvor in einem Beruf gearbeitet habe, in dem ich lange Arbeitszeiten gewohnt war und mit stressigen Situationen umgehen musste. Außerdem kann ich gut mit Menschen. Das gehört neben der Erstellung von Personalausweisen, Führungszeugnissen und Wohnortanmeldungen zur Arbeit dazu. Und ich habe gemerkt, wie schnell ich dazulerne. Im Bürgerbüro werde ich von Kolleginnen der Technik-Crack genannt, das macht mich stolz.

Mein Mut wurde also belohnt: Ich bin mit Anfang 50 in einen komplett neuen Job eingestiegen, in dem ich bis zur Rente bleiben werde. Für mich wie ein Sechser im Lotto.“

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