Köln. Marita Kramer ist gebürtige Niederländerin - und die derzeit beste Skispringerin der Welt. Nun peilt die 19-Jährige aus Apeldoorn WM-Gold an.
Bitterballen isst Marita Kramer noch immer gerne, Kroketten sowieso, von Pfannkuchen ganz zu schweigen. „Ein Stück Niederlande steckt noch in mir drin“, sagt die derzeit beste Skispringerin der Welt mit der ungewöhnlichen Biografie.
Geboren ist Kramer, die am Wochenende in Titisee-Neustadt beide Weltcupspringen gewann, in Apeldoorn. In einem Land, in dem der Schanzenrekord auf der einzig jemals errichteten Anlage bei 29,0 m steht.
Skipspringen in den Niederlanden ist selten
„Schansspringen“ heißt Skispringen in den Niederlanden, bislang fristete der Sport dort ein Schattendasein. Während Eisschnelllauf die Massen begeistert, ist die Weitenjagd in Holland bis heute nahezu unbekannt.
Der erste Niederländer bei einer WM war Peter van Hal, 1995 im kanadischen Thunder Bay Letzter von der großen und Vorletzter von der kleinen Schanze. Kein Wunder, misst doch die höchste Erhebung in seiner niederländischen Heimat 322 m.
Kramer als „fliegenden Holländerin“ bekannt
Doch inzwischen schafft es das Skispringen in den Niederlanden immer mal wieder in die Medien. Das liegt an der „fliegenden Holländerin“ Kramer, die zwar für Österreich startet, aber in der Heimat plötzlich reichlich Aufmerksamkeit erzeugt. Drei der vier Saisonspringen hat die 19-Jährige gewonnen, für die in drei Wochen beginnende WM in Oberstdorf gilt sie als heiße Gold-Kandidatin.
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Doch auch dort wird sie für Österreich starten, allen Avancen aus der Heimat zum Trotz. Im Alter von sechs Jahren war Kramer mit ihrer Familie nach Maria Alm gezogen, ihre Eltern wollten dort ein Pfannkuchenrestaurant eröffnen. Doch dann starb Mutter Anneke an Brustkrebs, und Vater Ronald stand plötzlich allein mit vier kleinen Kindern da.
Skispringen seit der Grundschule
Erfüllung fand die Familie im Wintersport: Maritas Schwester Femke schaffte es 2020 als Biathletin sogar zu den Olympischen Jugend-Winterspielen in Lausanne. Marita selbst kam auf der Grundschule mit dem Skispringen in Kontakt, durchlief die Ausbildung auf dem renommierten Skigymnasium Stams, wollte 2019 schon aufhören - und startet nun voll durch. In Titisee war die Teenagerin mit dem orangefarbenen Helm mal wieder nicht zu schlagen.
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Und daheim in Maria Alm freute sich Ronald Kramer mit. Maritas Vater hat sich den Traum vom eigenen Gastgewerbe trotz aller Rückschläge erfüllt, heute leitet er das Hotel Sonnenlicht. Auf der Speisekarte stehen, natürlich, Pfannkuchen und Bitterballen. (SID)