An Rhein und Ruhr. Der angekündigte Dauerregen könnte den Landwirten in NRW Probleme bereiten. Vor diesen Herausforderungen stehen die Betriebe.

Nach zuletzt sommerlichen Verhältnissen wird es am Wochenende wieder ungemütlich an Rhein und Ruhr. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat für die kommenden Tage sinkende Temperaturen und viel Regen angekündigt. Ganz zulasten der Landwirte, denen das Wetter immer wieder Probleme bereitet. Die Erfahrung der vergangenen Wochen haben gezeigt: Bei Starkregen können die Ackerböden das Wasser nicht mehr gut aufnehmen und die Felder folglich nur schlecht bewirtschaftet werden.

„Der Regen kommt deshalb eigentlich zwei, drei Tage zu früh“, blickt Johannes Leuchtenberg, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Wesel, besorgt auf das Wochenende. Nachdem zu Beginn der Woche viel Sonne auf die Felder geschienen hatte, seien diese jetzt wieder gut befahrbar. „Dadurch, dass das lange aber nicht so war, hängen einige Landwirte ein bisschen hinterher“, erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion.

Landwirte vor Starkregen: Ein Wettlauf gegen die Zeit

Die Trecker seien vielerorts noch auf den Feldern, für die Grasernte bräuchten viele Bauern eigentlich noch ein paar Tage. „Es hat in den vergangenen Wochen ja schon viel geregnet. Deshalb ist das Gras stark gewachsen, die Felder waren aber oft zu nass, um sie zu befahren“, spricht Leuchtenberg aus Erfahrung. Allein bei seinem Betrieb in Neukirchen-Vluyn seien rund 1,5 Hektar Gras stehengeblieben.

Bei der Maissaat sei man im Kreis Wesel zwar in den letzten Zügen, doch auch hier ist es ein Wettlauf gegen den Beginn der nächsten Regenperiode. Im Kreis Kleve hingegen sind Mais und Getreide laut Michael Seegers schon überwiegend gesät. „Wir brauchen also jetzt auch den Regen, damit das Korn keimt“, erklärt der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Kleve. Problematisch werde es allerdings, wenn es so viel regnet, dass die Böden das Wasser nicht mehr richtig aufnehmen können und sich das Wasser auf den Feldern regelrecht anstaut.

Landwirte können nicht mit Gülle düngen

Das ist in den vergangenen Monaten schon mehrfach vorgekommen, zwischen Oktober 2023 und März 2024 ist in NRW immerhin so viel Regen gefallen wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen, so der DWD. „Das hat die Arbeit in der Landwirtschaft teilweise deutlich eingeschränkt. Sind die Felder zu nass, kann man nicht mal so düngen, wie man es eigentlich gerne würde“, sagt Seegers.

Das Problem hatte im vergangenen Sommer nicht nur Johannes Leuchtenberg: Durch Regen und darauffolgenden Sonnenschein keimten die Körner schneller als gewollt und verloren an Nutzwert. (Archivbild)
Das Problem hatte im vergangenen Sommer nicht nur Johannes Leuchtenberg: Durch Regen und darauffolgenden Sonnenschein keimten die Körner schneller als gewollt und verloren an Nutzwert. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Traditionell werden die Felder mit Gülle gedüngt. „Das ist auch die beste Methode. Sie ist natürlich und versorgt die Pflanzen mit den wichtigsten Nährstoffen“, erklärt der Landwirt. Das Problem: Die Gülle wird in großen Mengen benötigt, der Trecker fährt also mit bis zu 40 Tonnen Gülle über die Felder. „Wenn der Boden durch den Regen aufgeweicht ist, fahren sich die Maschinen nur fest. Da muss man dann also zum Kunstdünger greifen.“ Künstliches Düngemittel sei deutlich leichter und die erforderliche Menge deutlich kleiner.

Pfützen fördern Pilzbefall

Bei starkem Regen könnten die künstlichen Düngemittel allerdings abgetragen werden und in Bäche oder andere Gewässer gelangen, wo sie Tiere und Pflanzen schaden können, bemängelt das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft. Gleichzeitig würden Pfützen auf den Feldern entstehen, was wiederum den Pilzbefall am Korn fördert und die Ernte mit dem Mähdrescher erschwert. Doch können Landwirte denn gar nichts dagegen unternehmen?

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„Wir können uns das Wetter eben nicht aussuchen und können es auch nicht beeinflussen. Das gehört einfach zu unserer Arbeit dazu“, stellt Leuchtenberg klar. Die Extremperioden, sei es Nässe oder Trockenheit, erfordern schlicht immer mehr Flexibilität von den Landwirten. „Die Zeiten, in denen man gut arbeiten kann, waren in den letzten Monaten oft nur sehr kurz. Wenn ausgerechnet dann auch noch Maschinen ausfallen, hat man ein echtes Problem.“

Wir können uns das Wetter eben nicht aussuchen. Das gehört einfach zu unserer Arbeit dazu.
Johannes Leuchtenberg - Vorsitzender der Kreisbauernschaft Wesel

Wenn sich Seegers etwas wünschen dürfte, dann wäre das „eine verlässlichere Wettervorhersage. Das würde uns enorm weiterhelfen.“ Oft regne es doch nicht so viel wie ursprünglich angekündigt, oder an Tagen, an denen man eigentlich nicht mit Niederschlag gerechnet hatte. Kann das etwa auch ein kleiner Hoffnungsschimmer mit Blick auf das angekündigte regnerische Wochenende sein? Vielleicht bleiben die Landwirte im Kreis Wesel und Kleve ja doch von Überschwemmungen auf den Feldern verschont.

„Wir hoffen natürlich, dass es nicht das ganze Wochenende durchregnet“, antwortet Seegers. „Im Prinzip darf der Regen jetzt gerne kommen, einige Felder sind in den letzten Tagen wieder sehr trocken geworden. Auf Starkregen würden wir aber gerne verzichten.“ Jetzt hilft also nur noch Daumen drücken – doch auch das gehört zum Job dazu.