Straelen. Markus Hanßen beschäftigt sich auf Instagram mit Fragen rund ums Vatersein. Wieso ihm die Beziehung zu seinem Sohn so wichtig ist.

Im Wohnzimmer hängen bunte Girlanden und ein lustiges Rentier aus Luftballons, in der Küche duftet es nach köstlichem Schokoladenkuchen. Markus Hanßen holt die Form aus dem Ofen, „den dekoriere ich heute Abend noch“, sagt er. Natürlich genau so, wie es sich das Geburtstagskind wünscht. Aber wie alt wird ebenjenes denn überhaupt? Pepe überlegt kurz. „Zwei!“, ruft er dann. Nee, sein Papa lacht, „du wirst drei.“ Achja. Nachdem das geklärt ist, geht‘s ab in den Garten. Pepe schlüpft in seine blauen Gummistiefel, dann reicht ihm sein Papa noch die rote Weste. „Das ist der einzige Unterschied zwischen Müttern und Vätern“, erklärt er, „Väter ziehen den Kindern weniger an als Mütter.“ Zumindest haben ihm das die Mitarbeitenden erzählt, die er auf einer Vater-Kind-Kur vor anderthalb Jahren kennengelernt hat. Ja, die Zeit auf Norderney war für ihn etwas Besonderes, nicht zuletzt auch deshalb, weil er damals seinen Instagram-Account „Papalapap“ gegründet hat.

„Viele wissen überhaupt nicht, dass es so etwas wie Vater-Kind-Kuren gibt“, sagt Markus Hanßen. Welche Anträge müssen ausgefüllt, welche Bedingungen beachtet werden? Und wie laufen die Tage dann ab? Fragen über Fragen, die der Straelener auf seinem Instagram-Account beantwortete. Und tatsächlich, das Interesse war da! „Ich habe einige damit erreichen können“, erzählt er. Deshalb führte er auch nach der Kur sein Projekt weiter, informierte über „verschiedene Väterthemen“, wie er es formuliert. Was er darunter versteht? „Die Frage nach der Elternzeit“, beispielsweise. Bei seiner Tochter Charlotte, die mittlerweile fünf Jahre alt ist, hat er knapp zwei Jahre Elternzeit genommen, bei seinem Sohn Pepe, der ja bald drei Jahre alt ist, „die klassischen zwei Monate“, sagt er. Wobei er auch danach viel Zeit mit ihm verbringen konnte, weil er nicht mehr in eine Vollzeitstelle zurückgekehrt ist. Stattdessen arbeitet er nur noch 30 Stunden als Sozialpädagoge in einer Behindertenhilfe.

Vater-Kind-Kurse in Straelen

Natürlich ist es ein Privileg, dass sich seine Familie ein solches Modell leisten kann, das weiß Markus Hanßen. Aber, das betont er auch: „Viele rechnen sich aus, was sie finanziell in einem Jahr verlieren würden. Dabei ist die Sichtweise falsch: Man verliert nichts, sondern gewinnt nur viel – und zwar Zeit mit dem Kind.“ Dadurch kann der Papa nicht nur eine engere Beziehung zum Kind aufbauen, sondern auch mehr Verständnis für die Partnerin oder den Partner entwickeln. „Wenn ich hier zwei Kinder habe, kann ich mich nicht noch um den Haushalt kümmern“, sagt er. Geschweige denn ums Abendessen, das dann eben leider nicht nach der Arbeit schon auf dem Tisch steht. „Für eine Beziehung ist es wichtig, dass man beide Seiten kennengelernt hat.“ Doch obwohl er selbst eine klare Meinung zu vielen Themen hat, möchte er niemanden davon überzeugen. „Ich will nur Gedankenanstöße geben“, hält er fest. Das war übrigens auch der Grund, weshalb ihm die Idee zu den Vater-Kind-Kursen kam.

Markus Hanßen und Sohn Pepe verbringen gern Zeit zusammen im Garten.
Markus Hanßen und Sohn Pepe verbringen gern Zeit zusammen im Garten. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

„Männer unterhalten sich nicht so viel über solche Themen“, erklärt Markus Hanßen, „dabei ist der Austausch so wertvoll.“ Erst im persönlichen Gespräch zeigt sich, dass auch in anderen Familien nicht alles perfekt läuft, obwohl es auf Instagram & Co. allzu oft so scheint. Doch die erste Stunde lief anders als gedacht... „Die ersten fünf Minuten haben alle geschwiegen“, erzählt er. Was also tun? „Ich habe ein paar Themen reingeworfen.“ Und am Ende waren alle traurig, dass die Stunde schon vorbei war. Seitdem bietet er verschiedene Kurse für Väter mit Kindern in unterschiedlichen Altersgruppen an. Bei den Kursen für Ältere geht‘s um die Aktion zwischen Vater und Kind, bei den Kleineren um den Austausch der Väter untereinander. Während die Kinder mit Tüchern und Bällen spielen, unterhalten sich die Papas über Männergesundheit, die Beziehung zu Großeltern, Bilder von Kindern im Internet... Daraus ist nicht nur ein Väterstammtisch, sondern auch ein Väterabend entstanden – Letzterer geht sogar schon bald in die nächste Runde.

Neue Vaterbilder in der Gesellschaft

„Papalapap“ auf Instagram

Markus Hanßens Account ist auf Instagram zu finden unter papalapap_straelen. Dort postet er Beiträge zu verschiedenen Vater-und-Familien-Themen.

Die Vater-Kind-Kurse laufen zum Sommer aus, dafür ist schon der nächste Väterabend geplant. (Werdende) Väter, aber auch interessierte Mütter, sind am Donnerstag, 10. Oktober, ab 19.30 Uhr in den Permeshof, Kuhsteeg 15 in Straelen, eingeladen.

Der Vaterabend ist kostenlos, um eine Anmeldung per E-Mail wird gebeten: papalapap-straelen@web.de. Mehrere Speaker und ein Kabarettist treten auf.

Die Vaterrolle hat sich über die Jahre verändert, das kann Markus Hanßen so bestätigen. „Es gibt mehr Väter, die ihre Vaterschaft aktiv leben möchten.“ Er selbst hat sich intensiv mit dem Thema beschäftigt, vielleicht auch deshalb, überlegt er, „weil ich meinen Vater schon mit neun Jahren verloren habe und mir dadurch ein Vorbild gefehlt hat.“ Immer wieder fragt er sich: „Welcher Vater will ich sein?“ Eines zumindest steht für ihn fest, nicht zuletzt durch ebenjenen Austausch auch mit anderen Vätern: Er will ein Vater sein, der zum Geburtstag seines Sohnes leckeren Schokoladenkuchen backt und üppige Luftballongirlanden bastelt. Und ein Vater, der jetzt mal eben schnell mit einem Tuch die Rutsche im Garten trocknet. Fertig! Pepe klettert vorsichtig die Stufen hoch und schaut dann skeptisch runter. „Ich kann das nicht, ich bin noch klein“, ruft er. Sein Papa streckt ihm die Arme entgegen. „Nee, du schaffst das“, sagt er. „Du wirst doch morgen schon drei Jahre alt!“