Essen. Marcel Reich-Ranicki und Margot Friedländer zogen (wieder) nach Deutschland, ebenso wie ein Präsident des FC Bayern München.
Rund sechs Millionen Jüdinnen und Juden starben während des Holocaust. Wer nach 1945 noch am Leben und trotz der schrecklichen Geschehnisse gewillt war, in Deutschland zu bleiben oder ins Land der Täter zurückzukehren, hat beigetragen zum Wiederaufbau und oftmals wichtige Impulse gesetzt. Drei Beispiele zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ am 27. Januar:
Marcel Reich-Ranicki gilt als einflussreichster Literaturkritiker Nachkriegsdeutschlands. Er lebte von 1920 bis 2013. Der gebürtige Pole überlebte das Warschauer Ghetto, wo er an einem geheimen Untergrundarchiv mitarbeitete. Dieses Archiv sollte den Alltag der im Ghetto eingeschlossenen Juden dokumentieren. Marcel Reich-Ranicki siedelte im Jahr 1958 nach Deutschland über. Er schrieb für „Die Zeit“ und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, rief die Literatursendung „Das Literarische Quartett“ ins Leben und moderierte sie von 1988 bis 2001. Später veröffentlichte Reich-Ranicki seinen Kanon deutschsprachiger Literatur.
Margot Friedländer überlebte den Holocaust als junge Frau. Sie wurde 1921 in Berlin geboren. Dort lebte sie nach der Scheidung ihrer Eltern mit ihrem Bruder Ralph und ihrer Mutter im Stadtteil Kreuzberg. Der Versuch, in der Nazi-Zeit auszuwandern, scheiterte. Die Mutter und der Bruder wurden im KZ Auschwitz ermordet, auch der Vater starb in einem Vernichtungslager. Margot Friedländer lebte im Untergrund, wurde dann aber doch entdeckt und kam ins Konzentrationslager Theresienstadt. Dort traf sie ihren späteren Mann Adolf Friedländer. Beide überlebten und wanderten in die USA aus. Nach dem Tod ihres Mannes zog Margot Friedländer wieder nach Deutschland, um sich als Zeitzeugin in Schulen zu engagieren. Im Jahr 2023 gründete sie die Margot-Friedländer-Stiftung, damit die Zeitzeugenarbeit auch in Zukunft fortgeführt werden kann. Ihr Buch „Versuche, dein Leben zu machen“, das sie gemeinsam mit Malin Schwerdtfeger geschrieben hat, erschien 2008. Im Jahr 2021 folgte das Buch „Ich tue es für euch“, ein Interview-Band mit der ehemaligen Ministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und dem Untertitel „Was wir von einer hundertjährigen Holocaustüberlebenden über Vergebung, Hoffnung und Toleranz lernen können“.
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Kurt Landauer war schon 1913/1914 Präsident des FC Bayern München gewesen, dann erneut von 1919 bis 1933. Der 1884 geborene Münchner verlor in der Nazi-Zeit vier seiner sechs Geschwister. Er selbst flüchtete in die Schweiz. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er 1947 (bis 1951) wieder Präsident des FC Bayern. Kurt Landauer starb 1961 und wurde 2013 posthum zum Ehrenpräsidenten ernannt. Seit 2015 ist der Platz vor der Allianz Arena in München nach ihm benannt.