Goch. In Goch gibt es seit Neustem ein Jugendparlament. Denn die 11- bis 19 Jährigen haben viele Themen, die sie beschäftigen.
Es gibt Zusammenkünfte, über die muss man sich einfach freuen. Das Treffen in dem schlichten Tagungsraum an einem usseligen Novemberabend war so eine. Da sitzen zwölf junge Menschen, die etwas bewegen wollen, die das Leben in ihrer Stadt mitgestalten möchten. Politikverdrossenheit und Desinteresse an dem, was um sie herum passiert, war gestern. Hier kam das Gocher Kinder- und Jugendparlament zu einer seiner ersten Sitzungen zusammen. Was treibt sie an, was möchten sie erreichen?
„Es gibt super viele Themen in dieser Stadt, die Jugendliche interessieren“, erklärt Robin Janßen. Wenn es um Radwege gehe oder um Sportvereine – „das geht uns an. Ich bin hier, damit unsere Stimmen Gehör finden in der Politik.“ So sieht es auch Natalie Fischer. „Ich interessiere mich generell für Politik“, sagt die 18-Jährige, die auch Mitglied in der Jungen Union ist. Sie will sich einsetzen für ihre Stadt. „Das finde ich wichtig, dafür nehme ich mir die Zeit.“ Auch Alexander Zeugner Franken findet hier seine Motivation. „Ich fand, dass es in Goch zu wenig für Jugendliche gibt. Dafür muss man schon nach Kleve fahren.“ Das wolle er gern ändern. Sie habe den jüngeren Leuten eine Stimme geben wollen, ergänzt Lilly Jimenez Hidalgo. „Wir werden oft nicht ernst genommen“, findet die 18-Jährige. Lena und Manuel wollten in ihrer Freizeit etwas Sinnvolles tun. Warum also nicht Politik machen?
Zwischen 11 und 19 Jahren
Hochmotiviert wollen sich die insgesamt 14 Mitglieder des Jugendparlaments mit ihren Themen in die Gocher Stadtgesellschaft und die „große“ Gocher Politik einmischen. Natürlich musste auch dieses Gremium erstmal Regeln und Formalitäten einhalten, um überhaupt die Stimme der Gocher Jugend sein zu können. Wie in jeder funktionierenden Demokratie gab es zuerst mal Parlamentswahlen. Jede der weiterführenden Gocher Schulen konnte ihre Kandidatinnen und Kandidaten aufstellen. Dabei hatte allein das Gymnasium Goch 15 Bewerberinnen und Bewerber. Ausgezählt wurden am Ende 1150 abgegebene Stimmen. Die drei Kandidaten mit den jeweils meisten Stimmen waren dann gewählt. Maximal 21 Nachwuchspolitiker wären denkbar gewesen. Weil nicht in allen Schulen drei Schülerinnen oder Schüler kandidierten, sind im Jugendparlament für die nächsten zwei Jahre 14 junge Leute zwischen 11 und 19 Jahren vertreten.
In ihrer Satzung hielten sie ihre wichtigsten Themen fest, Arbeitsgruppen werden sich in nächster Zeit mit der Ausarbeitung ihrer Wünsche rund um Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche, Vereine, die Gestaltung der Radwege und Sportmöglichkeiten im Stadtpark beschäftigen. Die konstituierende Sitzung fand im Oktober statt. Alles so wie es die „richtige“ Politik auch macht. Im Dezember, noch vor Weihnachten, will das Parlament dann die genauen Details beschließen.
Bildungsreise nach Bielefeld
Gewählt sind natürlich auch schon Parlamentssprecher und zwei Vertreterinnen für den Jugendhilfe-Ausschuss. „Mit der politischen Arbeit stehen wir noch ganz am Anfang“, sagt Verena Hanelt, die beim Gocher Jugendamt für den Bereich Jugendpflege zuständig ist und für das junge Parlament so etwas wie das Geschäftszimmer ist. Sie organisiert rund um das Gremium und begleitet die jungen Menschen bei ihren ersten Schritten aufs politische Parkett. Dazu gehört auch eine Bildungsreise nach Bielefeld, wo die Akademie für Kinder- und Jugendparlamente für NRW zu Hause ist. Dort werden die 14 Gocherinnen und Gocher in Kürze an einem Workshop „Vom Ich zum Du zum Wir“ teilnehmen und üben, wie Politik geht.
„Ich finde es toll, dass die Stadt uns diese Möglichkeit gibt“, freut sich Florian Wardemann. „Diese Chance möchte ich nutzen, um etwas zu verändern.“ Und auch Liya Fischer lobt das städtische Engagement und findet es eine „gute Idee“ hier mitzumachen. Das Jugendparlament kommt fünf Mal im Jahr zusammen und schickt mit Natalie Fischer und Charlotte Mele zwei Vertreterinnen in den Jugendhilfe-Ausschuss. Im Augenblick haben sich die Jungparlamentarier dort erstmal nur vorgestellt. „Unser Fokus liegt in diesem Jahr zunächst darauf, uns bekannt zu machen“, sagt Verena Hanelt. Dazu gehöre auch ein Stand beim verkaufsoffenen Sonntag oder die Teilnahme an der Weihnachtsedition von Social Media Event „Social Beach“ am 2. Dezember im Gocher Kastell.
Schon bald aber werden die Parlamentsmitglieder an den Sitzungen des Jugendhilfe-Ausschusses teilnehmen, Fragen stellen und inhaltlich beitragen. Und überhaupt: das Jugendparlament ist auch ein eigenes Sprachrohr, wird Pressemitteilungen erstellen und bald auf der städtischen Homepage wwwgoch.de eine eigene online-Präsenz haben. Ein Instagram-Auftritt steht schon in den Startlöchern. Getagt wird im Übrigen in Räumen der Stadtverwaltung, die dem politischen Nachwuchs nicht nur den Weg ebnet, sondern die jungen Stimmen aus der Stadt ernst nimmt.