Duisburg. Auf der Autobahnbrücke Neuenkamp bei Duisburg-Homberg laufen die finalen Arbeiten. Die Wiegeanlagen auf der alten Brücke werden bald abgebaut.
Aus der Fahrtrichtung Dortmund weht deutlich der Geruch von Asphalt über den Rhein. Dunkelgraue Kügelchen bahnen sich ihren Weg über den Boden, sammeln sich zu einem Haufen. An dieser Stelle haben sie bereits ihre Arbeit getan: Die Kugelstrahlen haben den provisorischen Belag weggefegt und machen Platz für eine Schutzschicht, über die sich dann ein Asphaltmantel legt.
„Hurra“!“, sagt Projektleiter Knut Ewald, „es riecht nach Asphalt!“ Ein Grund zur Freude sei das für Menschen, die im Straßenbau tätig seien. Denn das bedeutet: Es ist fast vollbracht! Die neue A 40-Rheinbrücke Neuenkamp bei Duisburg-Homberg wird im November, spätestens zum ersten Advent befahr- und begehbar sein.
So viele Firmen wie im Moment seien noch nie hier oben gewesen, sagt Knut Ewald, der den Brückenneubau für die Projektgesellschaft Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) verantwortet. Hier wird gefräst, gestrahlt, asphaltiert, Geländer angesetzt, Lärmschutzwände gebaut, Strom verlegt, Fugen geschnitten…
Der Radweg ist fertig beschichtet
Die Autofahrer, die nebenan über die alte Brücke fahren, bekommen das Treiben im Vorbeifahren mit. Sobald die Asphaltarbeiten abgeschlossen sind, werden die Fahrbahnmarkierungen aufgebracht, die Hülsen für die Leitplanken sind bereits an den Fahrbahnrändern angebracht. Der kombinierte Rad- und Gehweg, der ein wenig abgetrennt neben der Autobahnbrücke schwebt ist bereits fertig beschichtet. Und auch die weißen Pylonen der Brücke sind nicht mehr von Gerüsten umhüllt. Es läuft. Und so wird die Deges nicht müde zu betonen: „Wir sind absolut im Zeitplan“.
Mit der NRZ auf die Baustelle
Noch bevor die ersten Autos und Fahrräder über die neue Autobahnbrücke düsen, dürfen sich 20 Leserinnen und Leser im Rahmen einer Führung das neue Bauwerk anschauen und darüber spazieren. Eine Autobahnbrücke nur für Fußgänger – das gab es zuletzt im Kulturhauptstadtjahr 2010!
Die für den Brückenbau verantwortliche Projektgesellschaft Deges bietet diese Führung am Samstag, 16. September, um 10.30 Uhr an. Bei großer Nachfrage werden die Plätze verlost.
Wer dabei sein möchte, sollte keine Höhenangst haben, gut zu Fuß und mindestens 15 Jahre alt sein. Es muss festes Schuhwerk getragen werden, Helme und Westen stellt die Deges vor Ort zur Verfügung.
Schreiben Sie uns bis Sonntag, 3. September, eine E-Mail an seitedrei@nrz.de (oder eine Postkarte an NRZ. Jakob-Funke-Platz 1, Essen) mit dem Betreff „Neue Brücke“. Bitte geben Sie Ihren Namen, Ihre Mailadresse und Telefonnummer an, damit wir Sie bei Rückfragen erreichen können. Wir benachrichtigen die Gewinner per Mail und geben die Daten an die Deges weiter. Die Führung dauert etwa 90 Minuten.
Gefeiert wurde auch schon: im März anlässlich der Brückenhochzeit. Damals küssten sich die scheinbar schwebenden Bauteile vom links- und rechtsrheinischen Ufer und wurden eins.
Ist die Brücke demnächst vollends fertig, wird sie in Richtung alte A 40-Brücke gezogen. Wenn spätestens zum ersten Advent die neue Brücke für den Verkehr freigegeben wird, beginnt der Abriss der alten Brücke. Richtung November müssen sich Pendler dann auf eine Vollsperrung der A40 einstellen. Zwei Wochen werden wohl nicht nötig sein, schätzt Projektleiter Knut Ewald. Details dazu sollen noch bekannt gegeben werden.
Spatenstich mit Andreas Scheuer
2019 setzten der damalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Hendrik Wüst (CDU), damals noch NRW-Verkehrsminister, den Spatenstich zu dem achtspurigen Ausbau zwischen Duisburg-Homberg und Duisburg-Häfen.
Nach der Brücke ist übrigens vor der Brücke, denn auf der nördlichen Seite passiert dasselbe wie auf der südlichen Seite. Dort wird das neue Gegenstück gebaut, mit einem Radweg der dann an den Radschnellweg 1 andocken soll. Alles auf Anfang!
Ist all das fertig, kann die Brücke mehr Lastwagen schultern. Im Jahr 2030 werden wohl 130.000 Fahrzeuge über die neue Brücke fahren, prognostiziert Knut Ewald. Die alte, 1970 erbaute Brücke war für 30.000 Fahrzeuge am Tag ausgelegt, heute rollen rund 100.000 drüber.
Das machte ihr zu schaffen. Sie marodierte, seitdem müssen Pendler und Lastwagenfahrer vom Gas gehen und sich wiegen lassen. Auch diese Wiegeanlage wird bald abgebaut, wenn die neue Brücke verkehrsbereit ist. Bis dahin wird die alte Brücke täglich kontrolliert, werden Schweißnähte ausgebessert, wenn es nötig ist. „Bis zum letzten Tag“, sagt Knut Ewald.
2023/24 soll das gesamte Projekt schließlich beendet sein – und der Verkehr sich ein Beispiel am Rhein nehmen: Er soll fließen, fließen, fließen.