Duisburg. Jetzt liegen die Teile der Rheinbrücke Neuenkamp nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Wann die A40-Brücke befahren werden kann.

  • Der Bau der Rheinbrücke Neuenkamp an der A40 schreitet voran
  • Pendler sehen auf der Baustelle in Duisburg den Fortschritt beinahe täglich
  • Am Samstag ist das letzte schwere Bauteil erfolgreich eingefügt worden
  • Die letzten Zentimeter werden nun durch Austarieren und das Spannen der Seile geschlossen


Der Rhein trägt Heike-Lucie voran, langsam schiebt sich der Frachter erst unter der alten, dann unter der bald neuen Rheinbrücke Neuenkamp in Duisburg hindurch. Es ist erstaunlich ruhig für eine solche Großbaustelle mitten an der Autobahn 40. Nur der Wind pfeift sein Lied. Ein paar Männer in roten Warnwesten stehen hoch auf dem gelben Freivorbaugerät, ein Seil samt Karabiner sichert sie. Sie warten auf Material, das ein anderer Trupp gerade per Karren herbeischafft.

In diesem Jahr soll die erste Brücke fertig werden

Es läuft alles nach Plan bei dieser Baustelle. Das allein ist in diesen Tagen, an denen 13.000 Autobahnbrücken bundesweit sanierungsbedürftig sind und die Rahmede-Brücke bei Lüdenscheid seit mehr als einem Jahr gesperrt ist, eine Nachricht. In diesem Jahr soll diese erste Brücke fertig werden, anschließend folgt der Bau der nördlichen Brücke.

Der Blick auf die neue, südliche Rheinbrücke Neuenkamp an der A40 bei Duisburg.
Der Blick auf die neue, südliche Rheinbrücke Neuenkamp an der A40 bei Duisburg. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Pendler, die an dieser Baustelle täglich vorbeifahren, haben den Eindruck, dass die Brücke so gut wie fertig ist. Doch zwischen den scheinbar schwebenden Bauteilen vom linksrheinischen und rechtsrheinischen Ufer klaffte Mitte der Woche noch eine Lücke von 30 Metern und 30 Zentimetern. Diese 30 Meter sind an diesem Samstag geschlossen worden. Um 8.30 Uhr begann der Einschub des Bauteils, am Mittag waren die Arbeiten beendet. „Es hat alles nach Plan geklappt“, teilte die Sprecherin der Projektgesellschaft Deges, Simone Döll, der Redaktion mit. Doch für die 30 Zentimeter braucht es noch ein wenig Geduld.

Wann die Brücke „Hochzeit“ feiert

Erst Mitte März sollen sich die beiden Bauteile küssen und Brückenhochzeit feiern. Doch für diese 30 Zentimeter wird kein Bauteil mehr benötigt, die Annäherung passiert durch das richtige Austarieren, unter anderem durch das Spannen der Seile, an denen die Stahlbrücke hängt.

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Das fehlende 30-Meter-Stück thronte die Woche über auf der Brücke, lauerte darauf, nach vorne geschoben und mit den anderen Teilen verschweißt zu werden. 500 Tonnen wiegt dieses Bauteil, das aus drei Einzelstücken besteht. Angefertigt wird dieses Trio in Werken in Tschechien, Ungarn und Sachsen, auf der Brücke selbst werden sie dann zu einem Bauteil zusammengesetzt. Neun Stück davon sind es, die dann zu dieser Brücke wachsen.

Nach der Brückenhochzeit Mitte März sind noch viele Arbeiten nötig, eine Autobahnbrücke braucht Asphaltierungen, Verkehrszeichen, Markierungen und, und, und. Zum Jahresende soll der Verkehr dann von der alten, maroden Brücke auf die neue Brücke Neuenkamp verlegt werden. Und dann geht’s sozusagen von vorne los. Denn die Südbrücke bleibt nicht allein, sie bekommt eine Nordbrücke dazu. Und die alte Brücke wird abgerissen.

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Doch bis es so weit ist, wird die alte Brücke noch regelmäßig kontrolliert und ausgebessert. Weiß bemalte Stellen unter der Brücke zeigen, wo Arbeiter geschweißt und ausgebessert haben, damit das 1970 erstellte Bauwerk noch durchhält, bis der Verkehr am Jahresende auf die erste neue Brücke umgelenkt wird.

Die Brücke verbindet die Niederlande mit dem Niederrhein und dem Ruhrgebiet

Damals war die Brücke für 30.000 Fahrzeuge am Tag ausgelegt, heute rollen gut 100.000 Fahrzeuge über die Brücke, die die Niederlande, den Niederrhein und das Ruhrgebiet miteinander verbindet. Unter ihnen sind viele Lastwagen, die teils zu schwer sind. Pro Tag sind im vergangenen Jahr um die 40 Lkw an den Wiegeanlagen rausgefischt worden.

Die Baustelle der neuen Rheinbrücke auf der A 40, am Mittwoch den 01. Februar 2023 in Duisburg. Foto: Lars Fröhlich / FUNKE Foto Services
Die Baustelle der neuen Rheinbrücke auf der A 40, am Mittwoch den 01. Februar 2023 in Duisburg. Foto: Lars Fröhlich / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Im Jahr 2030 werden wohl eher 130.000 Fahrzeuge über die neue Brücke fahren, meint Knut Ewald, Projektleiter der Deges. Die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH hat dieses Großprojekt geplant und führt es aus. Die Arbeiten selbst übernehmen zwei Arbeitsgemeinschaften, zu denen unter anderem Unternehmen wie Hochtief, Heitkamp oder Plauen Stahl gehören.

Die Schifffahrt auf dem Rhein soll nicht beeinträchtigt werden

Projektleiter Knut Ewald läuft sichtlich zufrieden über die Baustelle, die eine besondere ist, weil – bis auf wenige kurze Ausnahmen – der Verkehr fließt wie der Rhein. Vor allem die Schifffahrt, die ja hier in Nähe des Duisburger Hafens ordentlich unterwegs ist, soll nicht beeinträchtigt werden.

Ewald kommt ursprünglich aus dem Tunnelbau. „Beides hat seinen Reiz“, sagt er. Doch beim Brückenbau „sieht man schnell den Fortschritt“, sagt der Bauingenieur.

Die alte Rheinbrücke auf der A40 bei Duisburg wird regelmäßig überprüft, Schäden werden ausgebessert.
Die alte Rheinbrücke auf der A40 bei Duisburg wird regelmäßig überprüft, Schäden werden ausgebessert. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Das Tempo dieser Baustelle beeindruckt ihn sowieso: Die Planfeststellung war in einem Jahr durch – weil die Öffentlichkeit früh und gut informiert gewesen sei. 16 Einwendungen habe es beim Beteiligungsverfahren gegeben. „Für ein Projekt dieser Größenordnung ist das nichts“, sagt er.

Und auch das Material fließt, es habe bislang keine längeren Wartezeiten gegeben, die den Brückenbau merklich verzögert hätten. Klar, der Stahl habe sich „massiv“ verteuert, so Ewald. Das aber kalkuliere man bei solchen Großprojekten ein. Und so weicht er zum jetzigen Stand auch nicht von den geschätzten Baukosten von 600 Millionen Euro ab. Bislang scheint alles nach Plan zu laufen.