An Rhein und Ruhr. Bei der beruflichen Anerkennung von Fachkräften aus dem Ausland gibt es Probleme. NRW-Minister Laumann will die Pflegekammer mit an Bord holen.
Sie haben ihre Heimat verlassen, um hier arbeiten und helfen zu können: Vor etwas mehr als einem Jahr kamen Pflegekräfte von den Philippinen in den Kreis Wesel, um bei der Caritas zu arbeiten und Menschen zu pflegen. 28 sind es inzwischen. Eine mögliche Lösung für den Fachkräftemangel in der Pflege. Doch der Weg ist voller bürokratischer Hürden. Erst in einigen Wochen kann überhaupt die Anerkennung bei den ersten sieben Fachkräften geprüft werden. Ein Problem, das auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sieht. Bei seinem Besuch in der NRZ-Redaktion schlägt er vor, der Staat könne diese Aufgabe der Anerkennung auch die Pflegekammern übergeben.
Pflegekammer NRW ist offen für Laumanns Vorschlag
Die Berufsanerkennung müsse nicht nur Aufgabe des Staates sein, dies könnten auch die Pflegekammern übernehmen, wenn sie das denn wollen, sagte Laumann gegenüber der NRZ. Jens Albrecht, Vizepräsident der Pflegekammer NRW, begrüßt den Vorschlag. „Vor dem Hintergrund, dass rund ein Drittel aller professionell Pflegenden bereits in wenigen Jahren das Renteneintrittsalter erreicht, zeigt sich außerdem, wie dringend diese Fragen beantwortet werden müssen.“
Die Pflegekammer NRW sei für alle Pflegekräfte eine Anlaufstelle, in der ihre Interessen von Menschen aus derselben Berufsgruppe vertreten werden, erklärt die Kammer. Die fachliche Kompetenz zur Beurteilung sei dadurch nirgends höher als in der Pflegekammer. Daher sollten diese Kompetenzen auch bei der beruflichen Anerkennung von Fachkräften aus Drittstaaten genutzt werden, so die Kammer.
Bürokratische Regeln sind Hindernis
Besonders die sprachlichen Prüfungen sollten der Pflegekammer übertragen werden, meint Albrecht. Andere Heilberufe seien hier weiter, auf die Ärztekammern seien bereits Fachsprachprüfungen übergegangen. „Die Pflege selbst kann am besten beurteilen, welche Fähigkeiten in der Pflege benötigt werden“, sagt Albrecht.
Für Michael van Meerbeck, Caritas-Direktor in Dinslaken und Wesel, derweil ist eine Entbürokratisierung in der Berufsanerkennung nötig. Solange das nicht passiere, sei es egal, wer dafür zuständig ist, meint er. Minister Laumann glaube er aber, dass er Vereinfachungen für die Pflege erreichen wolle.
Van Meerbeck hat in einem Projekt 28 Pflegefachkräfte von den Philippinen in den Kreis Wesel geholt. Ein Vorgang, das sich wegen der bürokratischen Vorgaben nun schon seit 2019 hinzieht.
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Caritas beklagt fehlende Mittel vom Bund
„Wir haben am 24. August die erste Möglichkeit bei den ersten sieben der 28 philippinischen Kräfte, die Anerkennung zu testen“, berichtet der Caritas-Direktor. „Der Bund fördert das nicht. Herr Lauterbach hat seine Bewilligung zurückgenommen und uns die Hälfte der Förderung gestrichen“, so van Meerbeck. Man habe für das Herholen der Fachkräfte 75.000 Euro statt der geplanten 150.000 Euro bekommen. Grund dafür seien fehlende Haushaltsmittel, habe es vom Bund geheißen.
„Die Räder des Staates greifen nicht ineinander bei der Anerkennung“, kritisiert van Meerbeck. „Besonders für Träger wie uns, ohne eigene Pflegeschule, ist das sehr schwer.“ Den größten Bedarf gebe es dabei in der ambulanten Pflege. „Da müssen wir besonders darauf achten, dass uns dieser Bereich nicht zusammenbricht in NRW“, betont er. Man müsse daher überlegen, wie bei der Anwerbung von Fachkräften im Ausland vorgegangen werde.
Einfacheres Anerkennungsverfahren gefordert
„Wir werben ja Menschen aus einem anderen Kulturkreis an.“ Man dürfe in den Menschen nicht nur Arbeitnehmer sehen, „sondern auch ernstnehmen, dass da Menschen zu uns kommen mit Bedürfnissen, einer Geschichte und Familie, die weit weg ist“, sagt van Meerbeck.
Dabei sei die Anwerbung gar nicht das Problem. „Das schaffen wir schon“, ist sich van Meerbeck sicher. Es brauche jedoch ein geordnetes und überschaubares Verfahren für die berufliche Anerkennung. Das sei besonders für kleinere Träger wichtig. Zudem brauche es auch Partner. „Es braucht jemanden, der Prüfungen zur Anerkennung machen kann. Ohne Partner wie das Marienhospital in Wesel wären wir aufgeschmissen.“
Andere Ausbildungen anerkennen
Für van Meerbeck steht fest: „Wenn wir nicht akzeptieren, dass auch andere Länder gut ausbilden und uns nicht immer für die Besten halten, dann wird das nichts.“
Das sieht auch Gesundheitsminister Laumann so: „Wir haben in Deutschland bei der beruflichen Anerkennung generell ein Problem. Es muss immer alles zu 100 Prozent vergleichbar sein“, sagt er. „Es gibt auf dieser Erde acht Milliarden Menschen, aber es leben nur 100 Millionen in Ländern, wo es die duale Ausbildung gibt. Und das sind wir und die Österreicher. Aber wir tun so, als ob alles, was nicht so ist, wie wir es machen, nicht gleichwertig sei.“