An Rhein und Ruhr. Der Verband Dehoga mahnt, dass Umsätze in der Hotellerie und Gastronomie noch niedriger als 2019 seien – trotz steigender Übernachtungszahlen
Der Tourismus in Nordrhein-Westfalen erholt sich nach und nach von den Folgen der Coronapandemie. Wie aus aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamt (it.nrw) zu Übernachtungen in den Beherbergungsbetrieben hervorgeht, liegen diese im März 2023 mit rund 4,2 Millionen um 38,2 Prozent höher als im März 2022 (damals: 3,1 Millionen) – und nur noch um 0,6 Prozent niedriger als im März 2019 (damals 4,3 Millionen).
Positive Signale, städtische Regionen haben aufgeholt
Der touristische Dachverband für Nordrhein-Westfalen, Tourismus NRW e. V., sieht positive Signale. „Inzwischen (März 2023) liegen die Übernachtungszahlen in allen ländlicheren Regionen in NRW zusammenbetrachtet wieder im Plus (ein Prozent gegenüber 2019), aber auch die städtischen Regionen haben massiv aufgeholt und lagen im März nur noch 2,2 Prozent im Minus“, so Sprecherin Tonia Haag.
Doch sei allein der Blick auf die Übernachtungszahlen – oder der Eindruck voller Cafés und Bars – trügerisch, merkt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) NRW an. „Wenn ich heute mit Politikern oder Journalisten spreche, heißt es häufig sinngemäß: Ist doch alles prima. Corona vorbei, Terrasse und Restaurant voll und gut besucht. Doch das täuscht“, erklärt Sprecher Thorsten Hellwig. „Die Zahlen lesen sich erst einmal ganz gut. Aber ohne die realen Umsätze zu betrachten, ist das Bild nicht vollständig.“
Er weist auf den realen Umsatzeinbruch hin, den Hotellerie und Gastronomie weiterhin im Vergleich zur Vor-Coronazeit verzeichnen. „Wir sind noch deutlich unter dem Niveau des Jahres 2019.“
Umsätze noch deutlich unter den Zahlen aus 2019
Die Landesstatistiker können diese Einschätzung mit Daten untermauern. Demnach war in der Beherbergung der Umsatz im März 2023 zwar real um 47,7 Prozent höher als im März 2022, allerdings immer noch zehn Prozent unter dem Niveau von März 2019. Für die Gastronomieunternehmen wurde im März 2023 verglichen mit dem Vorjahresmonat ein Umsatzanstieg von 5,5 Prozent verzeichnet. Gegenüber März 2019 war dies aber sogar ein Rückgang um 16,1 Prozent.
Dehoga-Sprecher Hellwig führt aus, dass ein ganzes Bündel an Gründen die Wirtschaftlichkeit der Branche beeinflussen. „Energiepreise, generell steigende Lebensmittelkosten spielen eine Rolle. Wir hatten zudem hohe Tarifabschlüsse, das heißt, dass die Lohnkosten ebenfalls deutlich gestiegen sind. Teilweise über 20 Prozent.“
Es sei zwar spürbar, dass die Wertschätzung der Gäste für die Gastronomie in der Zeit der Coronapandemie zugenommen habe. „Aber trotzdem macht sich bemerkbar, dass das Geld bei den Gästen nicht mehr so locker sitzt.“
Auslaufen des reduzierten Mehrwertsteuersatzes wäre eine Katastrophe
„Katastrophal“, so Hellwig, „wäre es, wenn der momentan noch bis Ende des Jahres geltende reduzierte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent auf Speisen wieder angehoben würde.“ Eine solche Steuererhöhung hätte fatale Folgen. „Wir haben in den beiden Coronajahren schon 16 Prozent der Betriebe im Gastgewerbe verloren.“
Ein weiteres Thema, welches Hellwig umtreibt, ist die bevorstehende Einführung einer Beherbergungssteuer zum 1. Januar 2024 in der Landeshauptstadt Düsseldorf. Die Entscheidung im Stadtrat soll am 15. Juni fallen. Die Stadt plant mit der Besteuerung von Übernachtungen rund sechs Millionen Euro pro Jahr einzunehmen.
Beherbergungssteuer lehnt der Dehoga ab
„Wir halten es für vollkommen falsch, die Hotelbranche einseitig so zu belasten.“ Übernachtungsgäste würden Umsatz in eine Stadt bringen, unter anderem durch Taxifahrten oder Einkäufe im Einzelhandel. „Aber belastet werden sollen nur Beherbergungsbetriebe“, führt Dehoga-Vertreter Hellwig aus. Er sieht einen Standortnachteil für Düsseldorf.
Dass Städte von der Pandemie stärker betroffen waren und es auch nach wie vor seien, darauf weist der Tourismusverband hin. „Städte leben stärker vom Business-Tourismus, viele Business-Veranstaltungen wie Konferenzen, Tagungen oder Messen sind während der Corona-Hochzeit ausgefallen, finden inzwischen aber wieder statt“, so Tonia Haag.
Auch wenn der Städtetourismus seit dem vergangenen Jahr wieder eine starke Belebung erfahre, gebe es weiter Hemmschuhe. „Inflation und gestiegene Kosten für Energie, Lebensmittel und Personal machen den Betrieben allerdings aktuell zu schaffen“, führt die Verbandssprecherin an. Personalmangel sei ein großes Thema. „Betriebe müssen dadurch zum Teil ihr Angebot einschränken, etwa ihre Öffnungszeiten reduzieren oder Anfragen beispielsweise für Hochzeiten oder andere Feiern ablehnen.“
Der Tourismusverband NRW hat sich die Zahlen der Landesstatistiker genauer angeschaut. „Im Vergleich zum ersten Quartal 2019 konnten das Münsterland mit 10,8 Prozent, der Niederrhein mit 4,5 Prozent sowie die Eifel und Region Aachen mit 2,4 Prozent im ersten Quartal 2023 positive Veränderungsraten bei den Übernachtungen in meldepflichtigen Beherbergungsbetrieben in NRW verzeichnen.“ Betrachte man den März 2023, hat auch das Ruhrgebiet das Vor-Corona-Niveau übertroffen.