Düsseldorf. Lokale und Restaurants lassen ihre Türen bereits häufiger zu. Und Hotels haben Schwierigkeiten, den Messeandrang zu bewältigen

In den vergangenen Jahren haben Zehntausende Arbeitskräfte der Gastronomie und Hotelbranche den Rücken gekehrt. Während zu Pandemiezeiten im Jahr 2021 in NRW noch 90.000 Beschäftigte im Gastgewerbe gefehlt haben, habe sich die Situation laut dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) zwar leicht entspannt. Dennoch würden weiterhin rund 12.000 Arbeitskräfte fehlen.

„Perspektivisch bleibt der Personalmangel eine der größten Herausforderungen“, betont Dehoga-Sprecher Thorsten Hellwig. „Schon vor der Pandemie hat ein Arbeitskräftemangel bestanden, der durch Corona verschärft wurde.“ Auch die demografische Entwicklung und die zunehmende Akademisierung treiben laut Hellwig das Problem weiter voran. Folge: „Mit weniger Beschäftigten ändern sich Öffnungszeiten, die Anzahl der Ruhetage oder auch Speisekarten.“

235 offene Stellen in der Gastronomie

So auch in Düsseldorf. „Viele meiner Kollegen haben wöchentlich nur noch an vier Tagen geöffnet, weil sie einfach nicht genügend Personal haben“, sagt Giuseppe Saitta, der selbst ein eigenes Restaurant in Oberkassel betreibt und Dehoga-Vorsitzender in Düsseldorf ist. „Im Winter war die Situation noch entspannt. Für den Sommer kriegen wir aber kein Personal.“ Auch Saitta sucht noch einen Koch und drei Servicekräfte für seine Gastronomie. „Es ist sehr schwierig auf dem Markt. Viele Kräfte sind während der Pandemie in andere Berufe abgewandert und nicht mehr zurückgekommen“, betont der Gastronom. „Zudem fehlt es an Nachwuchs. Auch Aushilfen zu finden, ist schwierig.“

Nach Angaben der Agentur für Arbeit gibt es allein in Düsseldorf 235 offene Stellen in der Gastronomie (Stand März). Im Vergleich zum Vorjahr ist damit die Zahl sogar noch gestiegen. 2022 waren es zur gleichen Zeit noch 222.

Neuer Mindesttariflohn ab dem 1. Mai

Dabei sei die Bezahlung laut Saitta nicht das Problem. „Die Gehälter sind von sich aus gut. Zusätzlich gibt es dann auch noch das Trinkgeld.“ Und auch die Dehoga betont: „Wir haben im letzten Jahr einen ambitionierten Tarifvertrag mit der Gewerkschaft NGG vereinbart, der beim Einstieg Lohnzuwächse jenseits der 25 Prozent vorsieht“, so Dehoga-Sprecher Hellwig. „Auch die Ausbildungsvergütungen sind deutlich gestiegen: Wer im Gastgewerbe eine Ausbildung macht, bekommt mindestens 1000 Euro.“

Daran würden sich jedoch nicht alle Gastronomen halten, kritisiert Zayde Torun, Sprecherin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätte (NGG) der Region Düsseldorf-Wuppertal. „Viele Gastronomen, die nicht Mitglied der Dehoga sind, halten sich nicht an den Tarifvertrag. Und auch bei den Mitgliedern gibt es schwarze Schafe.“ Ab dem 1. Mai wird es zudem einen Mindestlohntarif von 12,94 Euro geben. „Wer in der Küche oder im Service gelernt hat und in Vollzeit arbeitet, verdient als Berufsstarter dann 2441 Euro im Monat. Erfahrene Kräfte 2711 Euro und Angelernte mit 4,5 Jahre Betriebszugehörigkeit 2362 Euro“, so Torun. „Gelten wird das aber leider nur für Dehoga-Mitglieder.“

Flexibleres Arbeitsgesetz gefordert

Das Geld sei aber nur ein Aspekt, um neue Arbeitskräfte zu gewinnen betont Isa Fiedler, Sprecherin der Altstadtwirte. Sie fordert das Arbeitsgesetzt zu flexibilisieren, um das Gastgewerbe wieder attraktiver für den Nachwuchs zu machen. Denn: „Auch in der Altstadt fehlt es an Personal. Wir sind da keine Ausnahme.“ Aktuell sieht das Arbeitsgesetzt eine 39 Stunden Woche mit zwei freien Tagen vor und einer täglichen Arbeitszeit von acht Stunden. Diese kann jedoch auf zehn Stunden ausgeweitet werden, wenn innerhalb von sechs Monaten die werktägliche Arbeitszeit von durchschnittlich acht Stunden nicht überschritten wird.

„Mit der Flexibilisierung wollen wir so die Wochenarbeitszeit anders verteilen können“, meint Fiedler. „Damit könnten sich die Beschäftigten ihre Arbeitszeit flexibler legen, wodurch eine drei oder vier Tages Woche möglich wäre.“

Und auch die Dehoga ist dafür, „die momentan bestehende Tages- durch eine Wochenhöchstarbeitszeit ersetzen zu können“, so Sprecher Hellwig.

Dagegen spricht sich jedoch die NGG aus. „Es hat unter anderem gesundheitliche Gründe, warum eine Arbeitszeit von acht Stunden im Gesetzt festgelegt ist“, betont Sprecherin Torun. „Arbeiten die Beschäftigten bis zu zehn Stunden oder länger am Tag, führt das zu Übermüdung und Erschöpfung, wodurch Unfälle passieren können.“

Personalnot in den Hotels

Übrigens: Neben der Gastronomie wird auch dringen Personal in der Hotelbranche benötigt. „In Düsseldorf suchen Hotels dringen Leute, um den Messeandrang bewältigen zu können, zumal der Tourismus auch nach der Pandemie wieder an Fahrt aufgenommen hat“, so Torun. Während im März vergangene Jahres noch 98 Stellen unbesetzt blieben, sind es in diesem Jahr bereit 153.