Hünxe. Das Otto-Pankok-Museum hat nach aufwendigen Umbauarbeiten wieder geöffnet – ein Rundgang mit Neffe Moritz Pankok.
Mit dem Otto-Pankok-Museum in Hünxe werden am Niederrhein nicht nur die meist schwarz-weiß-grauen Bilder des 1893 in Mülheim-Saarn geborenen Künstlers verbunden – auch das weiße, von Bäumen umstandene Haus Esselt aus dem 18. Jahrhundert sowie die rustikal-dunkle Museumsscheune mit den Neonröhren ist vielen Menschen in bester Erinnerung.
Sechs Jahre lang wurde saniert und umgebaut und am kommenden Sonntag, dem internationalen Museumstag, präsentiert sich ein (fast) neues Pankok-Museum. Moritz Pankok allerdings, Otto Pankoks Großneffe und neben der Kunsthistorikerin Dagmar Schmengler einer der beiden Museumsleiter, findet nicht nur in der alten Barockvilla, sondern sogar im neu gebauten Museumsteil deutliche Spuren aus der Zeit, als Otto Pankok, seine Frau Hulda und ihre Tochter Eva noch lebten.
Der wichtigste Ort des Museums
Wenn Moritz Pankok durch das Museum führt, erzählt er gern Geschichten aus seiner Kindheit, als er an den Wochenenden seine Tante Eva Pankok (1925 – 2016), Malerin wie der Vater, auf Haus Esselt besuchte. Zuerst steuert er die Druckwerkstatt von Otto Pankok an: „Sie ist für mich der wichtigste Ort des Museums. Hier ist Otto Pankok für mich körperlich präsent“, sagt er und lehnt sich etwas versonnen an das riesige Regal, in dem bis unter die Decke Ottos alte Druckplatten stehen.
Mehr als fünfhundert sind es. Und viele seien noch in Ordnung, so dass das Museum damit noch Drucke anfertigen kann, erzählt der Großneffe: „Nur von seinem wichtigsten und bekanntesten Werk ist leider keine Druckplatte mehr vorhanden“, bedauert er und deutet auf den Holzschnitt über dem Werkstatttisch, zwischen zwei Fenstern, die in den üppig grünen Garten zeigen.
Ein Selbstporträt auf der Tür
„Christus zerbricht das Gewehr“ heißt das Werk von 1950. Schmunzelnd zeigt Pankok auf ein Türblatt rechter Hand vom Arbeitstisch: „Er hat fast nur Bretter benutzt, die er irgendwo gefunden hat. Und von dieser Tür heißt es, sie stamme aus der Düsseldorfer Kunstakademie.“ Pankok hat dort bis 1958 unterrichtet. Er hat die Tür als Druckplatte für ein Selbstporträt genutzt. Der mannshohe Druck hängt im Erdgeschoss, gleich hinter der Eingangstür.
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Bevor es nach unten geht, blättert Moritz Pankok noch durch ein paar Drucke, die ungerahmt neben Ottos Arbeitstisch liegen. Er hält das Bild einer alten Frau hoch, vom Leben gezeichnet: „Das ist Mama Fisili“, erklärt er, „eine Sintizza aus Düsseldorf.“ Schon 1932, ein Jahr vor der Machtergreifung der Nazis, habe sie zu Pankok gesagt, „jetzt beginnt eine schlimme Zeit“. Pankoks Kunst galt unter den Nazis als entartet und er musste untertauchen.
Von Silberfischen zerfressen
Im Erdgeschoss, wo Tante Evas Staffelei steht, weist Moritz auf einen Tisch: Darauf liegt, unter Glas, eines der vielen farbenfrohen Ölgemälde von Eva. Es zeigt den Hauseingang. Daneben eine alte Wasserflasche ohne Hals sowie ein vergilbter Brief mit aufgeklebten Glückspfennigen: „Der Brief war in der Flasche und die war unter den Stufen des Eingangs vergraben. Beim Umbau haben wir sie gefunden“, lacht er. „Ein Gruß von Hulda und Eva. An die, die das Haus mal umbauen werden.“
Dann geht es in die nun umgebaute Museumsscheune. Moritz Pankok macht vor dem Kohlegemälde einer alten Spanierin von 1929 Halt: „Tomasa vor gekälkter Wand“ hat Otto es genannt. „Endlich hängt sie tatsächlich vor einer gekälkten Wand“, sagt er. Auch die alten Deckenbalken sind wieder wie zu Otto Pankoks Zeiten sichtbar. Man hatte die Decke später runtergezogen, um Heizkosten zu sparen.
In Ottos ehemaligem Atelier, jetzt einer der vier Ausstellungsräume des Museums, hängt Pankoks allererstes Bild, ein finsteres Selbstporträt des von ihm verehrten Vincent van Gogh, das er als Jugendlicher nachgezeichnet hat. Moritz hat es beim Ausräumen von Ottos Elternhaus in Mülheim aus dem Müll-Container gerettet und restaurieren lassen: „Es war von Silberfischen zerfressen.“
An der gegenüberliegenden Wand hängt ein Holzschnitt, der die Flucht der Sinti vor den Nazis aus Düsseldorf zeigt. Unter ihnen Eva Pankok. Moritz hat sie einst am weißen Kragen erkannt und seine Tante darauf hingewiesen: „Sie hat sich auch wiedererkannt und war begeistert, dass der Vater sie mit Papier unter dem Arm und mit ihrer Tasche mit Malzeug abgebildet hat.“ Ihr Vater wollte mit dem Bild ausdrücken, dass die Pankoks und die Sinti eine Familie sind, interpretiert Moritz Pankok.
Aus Otto Pankoks Tagebuch
Im nächsten, neu erbauten Ausstellungsraum mit spitzem Glasdach gibt ein Fenster den Blick auf die alte Villa frei: „Man soll immer wissen, dass man am Haus Esselt ist“, erklärt Pankok. An den Wänden hängen die Bilder, die der Eröffnungsausstellung „Stern und Blume“ den Namen geben und die die Gedichtzeile „O Stern und Blume, Geist und Kleid, Lieb, Leid, und Zeit und Ewigkeit“ von Clemens Brentano illustrieren.
Während des Umbaus waren dazu alte Tagebuchaufzeichnungen von Otto Pankok aufgetaucht. Er hatte darin bereits skizziert, wie er sich die Ausstellung der Bilder vorstellte und genauso wurden sie nun gehängt. Und es entstand daraus das Buch „Stern und Blume“. „Die Tagebuchaufzeichnungen waren auch wie ein Gruß aus der Vergangenheit“, sagt der Großneffe.
>>> Tag der offenen Tür
Das Otto-Pankok-Museum begeht den internationalen Museumstag am 21. Mai mit einem Tag der offenen Tür. Das Museum ist an diesem Sonntag von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Es werden Führungen durch das ehemalige Wohnhaus der Pankoks und durch das Museum angeboten. Außerdem gibt es Vorführungen zu Otto Pankoks Druckkunst, verschiedene Mitmacht-Aktionen, Filmvorführungen, ein Konzert und Lesungen.
Auch die Kinder kommen auf ihre Kosten: Sie können sich schminken lassen, mit einem Esel spazieren gehen oder im Sandkasten spielen. Für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt. Das Haus Esselt befindet sich am Otto-Pankok-Weg 4 in Hünxe. Weitere Informationen unterwww.pankokmuseum.eu.