Am Niederrhein. Seit Jahren nimmt die Zahl der Storchenpaare am Niederrhein zu. Die Vögel finden jede Menge Nahrung und sind gerngesehene Gäste.
Wenn Kost und Logis stimmen, das Wetter gut und die Gegend eine Wucht ist, kommen Urlauber gern zurück an ihr Reiseziel. Nun sind Weißstörche nicht gerade auf Urlaub am Niederrhein und das Wetter ist auch nicht immer so gut, doch zurückkehren, um in der Wiesen- und Flusslandschaft am Niederrhein ihre Jungen aufzuziehen, das machen sie seit Jahren wieder. Auch in diesem Jahr ist das so. In diesen Tagen kehren die Vögel mit den langen roten Beinen aus ihren Winterquartieren zurück und beginnen mit der Renovierung und Instandsetzung ihrer Horste. Till und Tilla, die beiden Störche aus Till-Moyland, sind sogar schon seit Februar wieder da und haben sich auf ihrem Nest an der Sommerlandstraße nieder- und auf eine weitere Saisonehe eingelassen.
In der Region sind sie gerngesehene Gäste. „In der Bevölkerung sind Störche beliebt, die Menschen beobachten sie gern“, weiß Stefanie Heese, Biologin in der Nabu-Naturschutzstation Niederrhein. Und weil Störche als Brutplatz treu gelten und bis zu 30 Jahre alt werden können, gibt es mit etwas Glück viele Jahre lang in jedem Frühling ein Wiedersehen.
700 Storchenpaare in NRW
Die Freude über die Rückkehr der Störche ist auch bei der Klever Nabu-Station groß. „Wir haben im vergangenen Jahr 58 Brutpaare gezählt“, berichtet die Naturschutzreferentin. Das seien 9,5 Prozent mehr gewesen als in 2021. Die Zahl der Weißstörche geht seit Jahren stetig nach oben – auch NRW-weit. Hat man 2020 450 Paare ermittelt, so waren es 2022 schon 700. „Das ist ein rasanter Anstieg“, findet Heese. Es ist vor allem eine Erfolgsgeschichte, wenn man auf das Jahr 1991 zurückschaut. Damals gab es nur ganze drei Brutpaare in ganz Nordrhein-Westfalen, der Storch war aus der Landschaft nahezu verschwunden.
Das hat sich seitdem grundlegend geändert. Dafür könnte es zwei Gründe geben. Zum einen hat sich das Winterverhalten der Störche verändert. „Störche nutzen normalerweise zwei Zugrouten“, erklärt Heese. Zum einen fliegen sie östlich bis nach Südafrika oder in westliche Richtung bis nach Westafrika. „Die Westzieher überwintern inzwischen zunehmend in Spanien“, weiß Stefanie Heese. Ausreichend Nahrung fänden sie dort auf Mülldeponien. „Dadurch ist ihre Wintersterblichkeit zurückgegangen.“ Daneben vermutet man auch Auswilderungsprogramme in den Niederlanden als Ursache für die Zunahme an Störchen. Es gibt Beringungsprojekte, mit denen erforscht wird, wo sich die Störche im Winter aufhalten.
Jan und Marie am Niederrhein
Dass die Vögel sich bei uns wieder wohlfühlen, ist auch den vielen Initiativen von Heimatvereinen und Privatleuten zu verdanken, die Nisthilfen errichtet haben. Auf Masten oder Dächern angebracht bieten sie den Tieren Raum zum Brüten und Aufziehen ihrer Jungen an. „Manchmal suchen sich Störche aber auch Bäume, zum Glück seltener Strommasten aus“, erzählt Heese. „Das erste Storchenpaar am Niederrhein, Jan und Marie, hat sich 1996 in Kranenburg-Zyfflich niedergelassen“, erinnert sie an die Anfänge. Am ältesten Standort für einen Horst hat sich „Storchenvater“ Hans Gerd Kersten lange Jahre engagiert.
Inzwischen, gibt die Nabu-Mitarbeiterin zu bedenken, sei man am Niederrhein fast am Maximum dessen angelangt, was ein Gebiet an Storchenpaaren vertrage. „Es sind gut zwei Kilometer zwischen den Nestern nötig, damit die Tiere genügend Nahrung finden.“ Störche jagten in einem Umkreis von circa fünf Kilometern um ihr Nest herum nach Fröschen, Mäusen, Insekten oder Maulwürfen. „Auch Eidechsen stehen auf ihrem Speiseplan, wenn sie sie erwischen“, sagt Heese. Letztlich aber seien Störche sogenannte Nahrungsopportunisten. „Sie würden auch Fische fressen, wenn sie sie bekommen.“ Daher kämen die Vögel auch mit Dürreperioden bislang gut zurecht. Was sie dagegen gar nicht vertragen können und das gilt vor allem für ihre Küken, ist Nässe. „Wenn es zu viel regnet, verklammen die Küken“, so die Biologin. Sie werden nicht mehr trocken und sterben. Deshalb sei es bei der Anlage eines Nestes wichtig, es wasserdurchlässig zu errichten, rät die Expertin.
>>> Naturschutzzentrum im Kreis Kleve
Weitere Informationen zum Storch gibt es unter www.nz-kleve.de beim Naturschutzzentrum im Kreis Kleve.