Duisburg. 100.000 Fahrzeuge fahren täglich über die Rheinbrücke. Zuviel für das Bauwerk. Die einst modernste Brücke Deutschlands ist heute ein Problemfall.
Rheinbrücke Neuenkamp, A40: Bei diesem Stichwort schrillen bei vielen Pendlern, die täglich vom Niederrhein ins Ruhrgebiet und wieder zurück wollen, die Alarmglocken. Kilometerlange Staus im Berufsverkehr, Sperrungen, weil saniert werden muss, die Lkw-Waage, die für zusätzliche Behinderungen sorgt. Die einst modernste Brücke Deutschlands ist seit Jahren ein Problemfall. In den Verkehrsmeldungen taucht die Strecke zwischen Rheinhausen, Homberg und Häfen zuverlässig jeden Tag auf. Denn die Rheinquerung war 1970 für maximal 30.000 Fahrzeuge pro Tag mit je zwei Fahrspuren und einer Standspur konzipiert worden.
Durch den Anstieg des Verkehrs auf den Autobahnen fahren nun nach Angaben von Straßen NRW rund 100.000 Fahrzeuge täglich über die Schrägseilstahlbrücke, darunter 11.000 Lkw, die für die Brücke besonders schädlich sind. Wegen der Zunahme des Verkehrs wurde die Rheinbrücke Neuenkamp zwischenzeitlich auf sechs Spuren ausgebaut, so dass die schweren Lkw am äußersten Rand der Fahrbahnplatte fuhren. Die damit verbundene größere Hebelwirkung verschlimmerte den Zustand der Brücke über die Jahre. Bereits 1977 wurden die Fahrbahnübergänge zum ersten Mal ausgetauscht.
In den 1970ern erstmals Fahrbahnübergänge erneuert
Nach vielen kleineren Schäden musste die Brücke nach fast 35 Jahren 2004 saniert werden – für rund sieben Millionen Euro. Bis Ende 2006 wurden hauptsächlich die Seilgruppen saniert, jedes einzelne Seil bekam eine vor Korrosion schützende Lackschicht. Parallel zu den Seilarbeiten wurden die im Jahr 1990 instandgesetzten Überbaudehnfugen durch moderne, leisere Fugen ersetzt. Und im August 2007 wurde die Fahrbahndecke komplett erneuert, die Brücke ist seitdem wieder nur noch vierspurig befahrbar.
Zehn Jahre später, im Sommer 2014, stand fest: Die Brücke muss langfristig neugebaut werden, die Deges wurde mit der Planung beauftragt. Ein Jahr später kamen die ersten Sperrungen, wenn auch nur am Wochenende und nur für den Lkw-Verkehr über 3,5 Tonnen. Im Unterbau der Brücke konnten die nötigen Schweißarbeiten nur ohne die zusätzliche Belastung von oben durchgeführt werden.
53 Anrisse im Bauwerk
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Im Sommer 2017 sorgten Arbeiten an der Brücke dafür, dass der Verkehr im ganzen Ruhrgebiet,I vor allem aber rund um Duisburg, zu einer Zerreißprobe für alle Pendler wurde. Zwei Wochen musste die A40 an dieser Stelle für Reparaturmaßnahmen gesperrt werden. 53 Anrisse hatten Kontrolleure entdeckt, sie mussten geschweißt werden. Fußgänger und Radfahrer durften die Brücke weiterhin nutzen. Seitdem stand die Rheinquerung unter täglicher Beobachtung.
Bis zum Neubau bleibt die Brücke weiterhin, insbesondere durch schwere Lkw, so sehr belastet, dass die Konstruktion dem nur noch standhält, wenn Schwerlaster diese nicht mehr passieren. Die Brücke ist seit November 2018 in Fahrtrichtung Essen und seit Mai diesen Jahres in Fahrtrichtung Venlo für Lkw über 40 Tonnen, bzw. über der zulässige Achslast von 11,5 Tonnen, gesperrt. Dies wird, ähnlich wie auf der A1-Rheinbrücke in Leverkusen, durch eine Mess- und Wiegeeinrichtung kontrolliert. Ist das Fahrzeug zu schwer, geht die Schranke runter.
Jeden Tag neue Staus an der Waage
Die Höchstgeschwindigkeit für alle Fahrzeuge beträgt in diesem Bereich 40 Stundenkilometer auf zwei sehr verengten Spuren, so dass es sich jeden Tag in beide Richtungen staut. Vorbereitende Messungen in der letzten Oktoberwoche 2018 hatten jedoch gezeigt, dass die Maßnahme dringend erforderlich war. Innerhalb einer Woche fuhren laut Straßen NRW fast 1750 Lkw mit mehr als 40 Tonnen Gesamtgewicht über die Brücke.