Düsseldorf. Wagenbaumeister und Satiriker Jacques Tilly gewährt einen exklusiven Einblick in seine Halle. Das erlebten NRZ-Leserinnen und -Leser.

Wenn der Weihnachtsbaum im Wohnzimmer steht, wird es ernst. Die Tanne ist des Wagenbaumeisters persönlicher „Stressauslöser“, denn ab dann wird ihm klar: Er, Jacques Tilly, muss seine Ideen zu den politischen Karnevalswagen zu Papier bringen. Seine Frau wollte schon längst keinen Christbaum mehr, doch Tilly will ihn nicht hergeben, braucht den Druck der leuchtenden Lämpchen, die ihn in Alarmstimmung versetzen.

Eine Ausnahme für NRZ-Leserinnen und -Leser

Eigentlich könne er sich einen solchen Abend wie diesen hier nicht leisten, zu viel Arbeit lauert in der Wagenbauhalle in Düsseldorf auf ihn und sein Team. Doch für unsere NRZ-Leserinnen und -Leser macht er eine Ausnahme und ermöglichte ihnen einen exklusiven Einblick in das ehemaligen Straßenbahndepot, in dem die Karnevalswagen geboren werden.

Jahr für Jahr wachsen an dieser Stelle die Karnevalswagen der Vereine, Firmen und die wichtigen Mottowagen. Doch zuletzt war es anders: Seit drei Jahren baut das Team an ein- und demselben Zug. Karneval fiel 2021 und 2022 aus.

Doch dieses Mal sollen die hundert Wagen auch wirklich an Rosenmontag über Düsseldorfs Straßen rollen. Auch „wenn unser Biorhythmus ein wenig aus den Fugen geraten ist“, so Jacques Tilly, sei er besonders stolz darauf, dass sein Team während der Corona-Zeit durchgehalten hat. Niemand musste entlassen werden.

Tilly quetscht sich „Ideen aus dem Gehirn“

Er braucht jede einzelne Hand, wenn nun die zwölf politischen Wagen gebaut werden. Dabei sind die Aufgaben klar verteilt: Tilly ist der kreative Kopf, muss sich „die Ideen aus dem Gehirn quetschen“, andere bauen die Grundgerüste, formen und knicken den Draht, Kascheure versehen die drahtigen Körper mit Haut, bevor die Maler und Sprayer für die Lackierung sorgen.

Wie wichtig die Malerei ist, ist auch am NRZ-Karnevalswagen zu sehen. Erst durch die richtige Farbe und Nuancen bekommen die Figuren mehr Tiefe und Ausdruck. Unser Karnevalswagen ist schon lange fertig. Den Leserinnen und Lesern gefällt er. „Super“, sagt Renate Blicke. Sie will sich ihn beim Rosenmontagszug nun auch live in Düsseldorf anschauen. „Jetzt, wo ich hier war, muss ich mir das doch anschauen“, sagt die Düsseldorferin munter.

Die Vorlage für den NRZ-Karnevalswagen hat Karikaturist Thomas Plaßmann geliefert. Den Lesern gefällt er.
Die Vorlage für den NRZ-Karnevalswagen hat Karikaturist Thomas Plaßmann geliefert. Den Lesern gefällt er. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Das Herzstück des Rosenmontagszuges, die politischen Wagen, muss sie sich dann schließlich auch begucken. Denn auch wenn an diesem Abend so manches Grundgerippe steht, erkennen kann man: leider nichts. Was das wohl wird? Wie angriffslustig wird es sein? Welches Thema? Nein! Der Meister lässt sich keinen noch so kleinen Hinweis entlocken. Da ist der fast 60-Jährige kompromisslos.

In dieser zweiten Halle herrscht kurz vor Karneval absolutes Zutrittsverbot, nichts dringt nach außen. Schließlich, so erzählt er den Leserinnen und Lesern, gab es immer mal wieder Versuche, Zensur zu üben, Wagen zu verhindern, Botschaften zu unterdrücken. Nicht mit Tilly!

Beschwerden, Hassmails, Morddrohungen: Jacques Tilly musste einiges aushalten

Was musste er schon alles aushalten: Beschwerden von der polnischen Regierung, Kritik von der Kirche, Anfeindungen von Rechtspopulisten, Hunderte Hassmails, Klageandrohungen, Morddrohungen. Und er hält es aus, sammelt gar das Medienecho, das es in der ganzen Welt auf seine Wagen gibt. Es ist nicht der Kölsche Karneval, es ist nicht der Aachener oder Mainzer: Düsseldorf steht im Fokus, „weil es der politischste Zug ist“, so Jacques Tilly.

Eigentlich wollten wir es ja schon zum 75. Geburtstag der NRZ so richtig krachen lassen und mit dem NRZ-Karnevalswagen am Rosenmontagszug teilnehmen. Doch wegen der Pandemie kam es anders, der Zug wurde wie alle anderen abgesagt. Und so mussten wir warten, bis wir 77 werden. Jetzt ist es also soweit, am Rosenmontag, 20. Februar, setzt sich das jecke Redaktionsmobil in Bewegung – und zwar mit Ihnen! Wir verlosen fünfmal zwei Plätze auf dem Karnevalswagen. Schreiben Sie uns bis zum 31. Januar mit dem Stichwort „Jecke NRZ“ an seitedrei@nrz.de, und nennen Sie uns den Grund, warum Sie teilnehmen möchten. Die Gewinner werden ausgelost, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Zusätzlich verlosen wir 30 Plätze in der Fußgruppe. Geben Sie bitte die Anzahl der Personen an, mit denen Sie teilnehmen möchten. Nicht vergessen: Wir brauchen Ihren Namen und eine Telefonnummer für Rückfragen.