Sonsbeck. Waldpädagogin Janine Parplies lädt in den „Wunderweltwald“ bei Sonsbeck ein. Hier können Kinder auf Entdeckungsreise durch die Natur gehen.
Im Wald gibt’s so viel zu entdecken! Hier huscht ein Eichhörnchen durchs Laub, dort hämmert ein Specht gegen einen Stamm… und was ist das? Janine Parplies hebt den schwarzen, unförmigen Gegenstand vom Boden auf. „Das ist ein abgefallener Baumpilz“, erklärt sie. „Solche Zersetzerpilze essen einen abgestorbenen Baum nach und nach auf.“ Ja, die Waldpädagogin hat auf so ziemlich jede Frage eine Antwort, wobei es darum nicht unbedingt geht, wie sie betont: „Wenn man selbst etwas herausfindet, dann bleibt es meistens auch hängen.“ Und deshalb dürfen die Kinder bei ihr im „Wunderweltwald“ immer selbst auf Entdeckungsreise gehen – oder besser: rennen, toben, schleichen, krabbeln.
Das hat die gebürtige Issumerin früher selbst auch schon so gemacht, mit ihrem Papa war sie regelmäßig im Wald unterwegs, bis irgendwann der Computer doch „cooler“ als die Natur war. Erst als sie mit 19 Jahren für einige Zeit durch Australien reiste und die Nationalparks sah, wusste sie: „Ich will etwas mit Natur und Menschen machen.“ Also studierte sie internationale Forstwirtschaft, hing anschließend noch eine Fortbildung zur Waldpädagogin dran und kehrte 2016 zurück in ihre alte Heimat, zurück an den Niederrhein. Und hier steht sie nun, mitten im Tüschenwald, wo sie nach Absprache mit dem Förster wöchentlich Kinder zu ihrem Waldspielgruppenplatz, ebenjenem „Wunderweltwald“, einlädt.
Waldwürmer und Baumkinder
Ihr Ziel: „Ich möchte die Menschen mit der Natur in Verbindung bringen.“ Denn so vieles spielt sich mittlerweile drinnen ab, weiß die Mutter von zwei Kindern aus eigener Erfahrung. „Und selbst wenn man mal im Wald spazieren geht, bleibt man immer auf den Wegen.“ So ist es ja auch richtig. Aber es ist doch etwas anderes, mal zu den Bäumen zu gehen, die Tiere zu hören oder sogar zu sehen, und dabei ruhig auch dreckig zu werden. Für manche Kinder ist das am Anfang ganz schön komisch, erzählt sie. „Aber spätestens nach ein, zwei Stunden in der Waldspielgruppe ist das kein Problem mehr.“ Weder bei den Unter-Sechsjährigen, den „Waldwürmern“, noch bei den Über-Sechsjährigen, den „Baumkindern“.
Außerdem geht’s bei jedem Treffen, jede Gruppe besteht aus zehn Kindern, erstmal ganz entspannt mit einem kleinen Picknick auf dem selbstgebauten Waldsofa los. Mit Sitzmatten können es sich alle auf dem Kreis aus Ästen bequem machen und das mitgebrachte Essen auf den Baumstumpf stellen. Sobald alle gestärkt sind, verrät Janine Parplies die Tagesaufgabe, wobei die immer nur ein Angebot ist, wie sie betont: „Wenn ein Kind einen Käfer entdeckt, den es interessanter findet, ist das auch in Ordnung.“ Alle anderen dürfen Laternen aus Stöckern basteln, können einen Barfußpfad bauen oder auf Insektensuche gehen und dabei erfahren, „dass unter 30.000 Schnecken nur eine Einzige das Haus andersherum gedreht hat“.
In der Eichhörnchenwerkstatt
Wie so ein Schneckenhaus aussieht, kann die Waldpädagogin an der Waldtafel zeigen. Zwischen zwei Ästen hat sie eine Leine gespannt, an der sie mit Wäscheklammern die Bilder aufhängt. Ein Pfiff auf der „Emma“, einer Pfeife mit Ente, heißt: Einmal herhören, bitte! Wissensvermittlung ist wichtig, ja, „aber immer spielerisch“, sagt sie. „Denn ich will zeigen, dass die Natur Spaß macht.“ Nur dann entsteht schon bei den Kleinsten ein Bewusstsein dafür, wie wichtig und schützenswert der Wald ist. Denn ohne ihn, so viel steht fest, geht’s nicht. „Der Wald ist einer der wichtigsten Gute“, sagt sie. Weil er Wasser speichert, Kohlendioxid bindet, Sauerstoff produziert, Holz liefert und noch vieles mehr leistet.
Das alles erzählt Janine Parplies natürlich auch zwischendurch, wenn sie mit den Kindern die riesigen Laub- und Nadelbäume bestaunt, ein eigenes Tipi aus Ästen herstellt oder zur Eichhörnchenwerkstatt läuft. Wo war die denn nochmal… „Achja, hier“, sagt sie und zeigt auf einen Haufen Tannenzapfen. „Wobei hier eher der Specht am Werk war“, überlegt sie. Während das Eichhörnchen einen Zapfen komplett abnagt, steckt der Specht ihn in einen Baumstumpf und bearbeitet ihn wüst mit seinem Schnabel. Ja, zu entdecken gibt’s einiges im Wald, nicht nur für Waldwürmer und Baumkinder…
>>> Kinder im Wunderweltwald
Die Waldspielgruppe für Kinder ab zwei Jahren plus eine Begleitperson trifft sich dienstags um 15.30 Uhr im Tüschenwald, die Gruppe für Kinder ab sechs Jahren kommt freitags um 15.30 Uhr in der Sonsbecker Schweiz zusammen. Insgesamt sind es pro Gruppe und Saison sieben Veranstaltungen.
Die neue Saison im Wunderweltwald beginnt im Februar, allerdings sind beide Gruppen bereits ausgebucht. Interessierte können sich auf eine Warteliste setzen lassen. Weitere Informationen sind auf der Homepage zu finden: www.wunderweltwald.com
Ab März können zudem Schulklassen das „Grüne Klassenzimmer“ auf dem Sonsbecker Dürsberg besuchen, das Janine Parplies gemeinsam mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald entwickelt hat. Dort können Kinder zu wahren „Klimawaldmeistern“ werden. Infos: www.sdw-nrw.de