An Rhein und Ruhr. Das Land NRW hat die Coronaschutzverordnung gelockert. Es wird mehr auf Selbstverantwortung gesetzt. So reagieren Kliniken an Rhein und Ruhr.

Pünktlich zu Weihnachten lockerte die nordrhein-westfälische Landesregierung die Coronaschutzverordnung. Während einige Krankenhäuser und Alteneinrichtungen auf das Verantwortungsbewusstsein von Besucherinnen und Besuchern setzen und eine mündliche Versicherung eines negativen Selbsttests akzeptieren, gibt es weiterhin Kliniken, die auf eine Testverpflichtung setzen – diese Option hatte das Land in der geänderten Verordnung offen gelassen.

Selbsttests als „praxistaugliche Lösung“

„Die Krankenhäuser sind schutzbedürftige Orte, weil sie schwer erkrankte Menschen behandeln und ihnen Schutz bieten. Die Corona-Testpflicht trägt dieser Tatsache Rechnung“, sagt Matthias Blum, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW). „Weil aber gerade um Weihnachten und zum Jahreswechsel das Angebot von Teststellen so ausgedünnt ist, dass wichtige Besuche im Krankenhaus davon beeinträchtigt würden, ist der Selbsttest eine praxistaugliche Lösung“, so Blum.

„Wir vertrauen dabei auf die Selbstverantwortung der Besucherinnen und Besucher, diesen Selbsttest gewissenhaft durchzuführen. Damit schützen sie ihre Angehörigen und ebenso alle anderen Menschen im Krankenhaus. Die weiterhin bestehende Maskenpflicht bietet darüber hinaus weiteren Schutz.“

Verwunderung an der Pforte

Dr. Alexander Schmithausen, Krankenhausdirektor des St. Willibrord-Spitals in Emmerich und stellvertretender Geschäftsführer der Betreibergesellschaft „pro homine“, berichtet davon, dass in seinem Hause weiter ein offizieller Test verlangt werde. „Es gab einige Rückfragen von Besucherinnen und Besuchern an der Pforte, die sich wunderten und dachten, es gebe keine Testpflicht mehr.“

Zu großem Ärger führte dies jedoch nicht, so Schmithausen. „Im Großen und Ganzen gab es keine Diskussionen. Über die Feiertage kamen die meisten Besucher von sich schon aus mit einem Test von einer Teststation.“ An dem Prozedere, weiter auf offizielle Tests zu setzen, möchte der Krankenhausdirektor vorerst festhalten. „Gerade in der Geriatrie haben wir viele sehr kranke und verletzliche Patienten. Auch unsere Personallage ist angespannt, etwa durch Beschäftigte, die sich in Quarantäne befinden.“ Die größere Sicherheit durch die strengere Zugangsregelung habe vorerst Bestand.

Bei Symptomen wird ein Test eingefordert

Beim Evangelischen Klinikum Niederrhein mit Standorten in Dinslaken, Duisburg und Oberhausen müssen Besucher versichern, sich selbst negativ getestet zu haben. „Sollten aber Symptome vorhanden sein, würde das Krankenhauspersonal vor Ort einen aktuellen Testnachweis einfordern“, antwortet Stefan Wlach, stellvertretender Pressesprecher, auf Anfrage. Dafür stünden Testcontainer vor den Krankenhäusern bereit.

„Wir haben frühzeitig über die Änderungen informiert, diese plakatiert, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf den Stationen und am Empfang gesprochen“, führt Wlach aus. Chaos habe es in den Kliniken darum nicht gegeben.

Helios setzt auf Selbst- und Fremdverantwortung für Patienten und Angehörige

Die Helios-Kliniken-Gruppe, die Krankenhäuser unter anderem in Duisburg, Krefeld und Oberhausen unterhält, lässt Besucherinnen und Besucher offen, ob sie am Tag des Besuchs einen Corona-Test entweder in einem offiziellen Testzentrum oder als Selbsttest zu Hause durchführen. „Die Durchführung, inklusive negativem Testergebnis, ist auf Verlangen gegenüber dem Klinikpersonal zu versichern und sollte nicht zuletzt im Sinne der Selbst- und Fremdverantwortung für Patienten/Angehörige erfolgen“, erklärt Sprecherin Marina Dorsch.

KOMMENTAR VON MICHAEL MINHOLZ:„DIE WACHSAMKEIT MUSS BLEIBEN“

„In unseren Einrichtungen setzten wir auf Selbsttests“, erklärt Michael van Meerbeck, Direktor des Caritasverbands für die Dekanate Dinslaken und Wesel. Drei Altenpflegeeinrichtung unterhält die Caritas. „Man freut sich über die größere Freiheit für Angehörige, gleichzeitig muss uns aber auch klar sein, dass Corona noch nicht besiegt ist – auch wenn uns gerade auch viele andere Atemwegserkrankungen mehr Sorgen bereiten.“

Erschöpfung beim Pflegepersonal

Der Caritasdirektor spricht, unabhängig von der Diskussion über eine Testpflicht, von einer großen Erschöpfung, die nach den Pandemiejahren bei vielen Pflegerinnen und Pflegern vorherrsche. Dieser Aspekt dürfe nicht vergessen werden.

„Zurzeit herrscht sie noch, die Pandemie“, ruft Horst Vöge, Landesvorsitzender des Sozialverbands VdK, in Erinnerung. „Gerade viele Menschen im Alter über 60 Jahren haben noch nicht ihre vierte Impfung erhalten.“ Darum unterstützt der Verband die aktuell in NRW geltenden Regelungen. „Eine schnelle Aufhebung ist nicht ratsam“, so Vöge. Tests seien weiterhin sinnvoll. „Bleiben wir bitte alle weiter vorsichtig.“

Das Land NRW hatte die Coronaschutzverordnung zum 23. Dezember gelockert. Für Besucherinnen und Besucher in Senioreneinrichtungen und Krankenhäusern ist ein zuvor an dem Tag des Besuchs durchgeführter Coronaselbsttest ausreichend. Die Durchführung ist auf Verlangen gegenüber den für die Einrichtungen verantwortlichen Personen oder ihren Beauftragten zu versichern. Eine mündliche Versicherung ist ausreichend. Bei begründeten Zweifeln oder Personen mit Symptomen kann die Durchführung eines von der Einrichtung zu stellenden Coronaselbsttests unter Aufsicht in der entsprechenden Einrichtung verlangt werden. Sofern eine Einrichtung zum Zeitpunkt des Besuchs eine Testmöglichkeit anbietet, kann sie die Besucherinnen und Besucher verpflichten, einen Test vor Ort durchzuführen.