An Rhein und Ruhr. Die Wetterstationen an Rhein und Ruhr verzeichnen Rekord-Minusgrade für dieses Jahr. So schätzt ein Experte die Chance auf weiße Weihnachten ein.
Auch wenn es in diesen Tagen stark fröstelt und die Wetterstationen an Rhein und Ruhr für dieses Jahr Rekord-Minustemperaturen in den Nächten verzeichnen: Die Chancen auf Schnee an Weihnachten am Niederrhein und im Ruhrgebiet sind allenfalls minimal. „Da sind sich eigentlich alle Wettermodelle einig“, erklärt Diplom-Meteorologe Jürgen Schmidt vom Wetterdienst „WetterKontor“.
Bodenfrost noch bis mindestens Sonntagnacht
In der Landeshauptstadt Düsseldorf etwa war es zwar in der Nacht vom 14. auf den 15. Dezember bitterlich kalt, dort wurden minus 8,9 Grad Celsius gemessen. Auch Bonn (minus 11,6) und Duisburg (minus 7,6 Grad) erlebten starken Frost. Diese momentane Kälteperiode halte aber nur noch bis zum Sonntag, dem vierten Advent an. „Bis mindestens dahin ist auch immer mit Bodenfrost und Glätte zu rechnen.“ Das Sauerland und die Eifel können dagegen auf die weiße Pracht an den heiligen Tagen hoffen.
Ganz so weit in die Zukunft schauen in Richtung Weihnachten möchte Hubert Reyers, der hauptberuflich Landwirt ist, nicht. Der Hobbymeteorologe, der sich seit 1977 mit der Beobachtung des Wetters gerade am Niederrhein beschäftigt und seine Erkenntnisse der Öffentlichkeit online unter wetter-niederrhein.de zugänglich macht, ist vorsichtig, zu sehr einen Blick in die Glaskugel zu werfen. „Aktuell liegen wir unter einem Hochdruckgebiet, wir hatten einen starken Einfluss aus Osteuropa.“ Diese kalte Luft werde noch bis zum Beginn der kommenden Woche anhalten.
Ab Wochenbeginn wird es wärmer
Was dann kommt? „Wir bekommen Atlantikluft, das heißt ab Montag und Dienstag wird es feuchter, aber auch wärmer“, so Reyers. „Das könnte eher für graues Wetter sorgen.“ Für Weihnachten möchte er sich aber noch nicht festlegen.
„Zum Wochenbeginn könnten es zwölf bis 13 Grad werden, führt Jürgen Schmidt an und stützt die Ausführungen des Klever Hobby-Wetterfroschs. Er geht davon aus, dass es dann in Richtung Heiligabend eher wieder etwas milder wird – aber eben ohne Schnee am Niederrhein und im Ruhrgebiet.
Bodenstationen, Satelliten, Wetterballons
Wie kommen die Expertinnen und Experten eigentlich an ihre Wetterdaten? „Wir betrachten verschiedene Wettermodelle, etwa das des Deutschen Wetterdienstes (DWD) mit dem Namen ICON“, führt Jürgen Schmidt an. So ziemlich jeder staatliche Wetterdienst biete ein solches Modell an. Dieses füttert sich aus Wetterdaten, die von vielen Stellen einfließen. „Genutzt werden Bodenstationen, Satelliten, Wetterballons, Schiffe und Bojen.“
Mit den gesammelten Daten werden Hochleistungscomputern „gefüttert“, die dann Modelle erstellen. „Für Privatunternehmen wären die Investitionssummen enorm, wir reden von mehreren zehn Millionen Euro“, führt Jürgen Schmidt aus. Zu vier Zeitpunkten am Tag werden die Modelle aktualisiert und auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt: 0 Uhr, 6 Uhr, 12 Uhr und 18 Uhr. Und von da aus interpretieren Meteorologen wie Schmidt die Daten. Bis zu zehn Tage im Voraus seien so Prognosen möglich.
Mehrere Stunden am Tag mit Wetter beschäftigt
Hubert Reyers studiert ebenfalls mehrmals täglich die gängigen Wettermodelle der großen Dienste. Ein bis zwei Stunden beschäftigt er sich in der Regel täglich mit dem Wetter, um seine Webseite zu aktualisieren, aber auch aus einfachem Interesse. „Das ist so bei eindeutigen Wetterlagen. Wenn es zu solchen Wetterereignissen wie im vergangenen Jahr im Ahrtal kommt, dann kann man sich damit auch den ganzen Tag beschäftigen.“
Seine eigene kleine Wetterstation führt Reyers noch aus quasi nostalgischen Gründen weiter. Die Computermodelle seien schließlich immer besser geworden und würden auch seine Vorhersagen verbessern. „Ein wenig Intuition fließt aber auch ein“, wirft der Landwirt ein.
Das Jahr 2022 war bislang viel zu trocken
Was sowohl den studierten Meteorologen Jürgen Schmidt als auch den Hobby-Wetterbeobachter Hubert Reyers eint, ist die Beurteilung des Jahres 2022 als „viel zu trocken“. „Im August kamen wir nur auf 20 Prozent der im jährlichen Mittel üblichen Niederschlagsmenge, der Juli war auch sehr trocken, da waren es 38 Prozent“, so Schmidt.
Hubert Reyers kann als Landwirt ein Lied vom Dürresommer singen. Ihm verdurstete das Gras auf seinen Weiden, das als Nahrung für seine Rinder dienen sollte. „Die Erträge gingen um 50 Prozent zurück.“ 2018, 2019, 2020 und jetzt wieder 2022, diese Jahre waren nach seiner Auskunft viel zu trocken. „2021 ging es, da dachten wir, der Boden könnte sich vielleicht erholen, im Bereich des Unterbodens auch aufquellen.“ Doch die heißen Temperaturen setzten den Böden direkt wieder zu. „Es fehlen 200 Liter Niederschlag. An manchen Tagen wurden täglich pro Quadratmeter fünf bis sieben Liter Wasser verdunstet.“ Dazu habe es viel Wind gegeben.