An Rhein und Ruhr. Der Einsatz von CT-Scannern für Sicherheitskontrollen bringt für Reisende viele Vorteile. Wann die Checks an den NRW-Flughäfen schneller werden.
Computertomographie, abgekürzt CT, ist seit vielen Jahren ein bewehrtes Hilfsmittel in der täglichen Arbeit von Radiologen. Die Fähigkeit, innerhalb kürzester Zeit mithilfe von Röntgenstrahlen ein 3D-Bild zu erzeugen, könnte bald auch an den Flughäfen in Nordrhein-Westfalen nützlich werden. Dort sollen CT-Geräte schon bald das Handgepäck der Reisenden auf Sprengstoff und gefährliche Gegenstände durchleuchten – und die Wartezeit beim Sicherheitscheck deutlich reduzieren.
Erste Tests der Geräte an den Flughäfen Köln/Bonn und Frankfurt wertet die für Luftsicherheitskontrollen zuständige Bundespolizei als Erfolg. Wie ein Sprecher auf NRZ-Anfrage mitteilt, bringt die Nutzung der neuen Scangeräte auch für Passagiere große Vorteile. So könnten in Zukunft elektrische Geräte wie Laptops oder Tablets im Handgepäck verstaut bleiben. Diese werden erfahrungsgemäß bei vielen Fluggästen erst kurz vor der Kontrolle aus dem Rucksack oder Koffer herausgekramt, bevor sie dann in in einer eigenen Kiste durch den Check laufen.
Flughäfen NRW: Handgepäck-Regeln für Flüssigkeiten könnten bald aufgehoben werden
Gleiches gilt für Flüssigkeiten, die in einem luftdichten Zip-Beutel verpackt sein müssen. Zumindest mit der bisherigen Technik. Denn die neuen Scanner könnten mit hoher Sicherheit erkennen, ob sich in den Cremes, Zahnpastatuben und Reisegrößen-Shampoos gefährliche Substanzen befinden. Sobald an den Flughäfen langfristig alle Sicherheitskontrollen auf CT-basierte Röntgengeräte umgestellt wurden, könne man sogar die Obergrenze von 100 Millilitern pro Flüssigkeit im Handgepäck aufheben, so die Bundespolizei. Wie lange das dauern wird, benennt sie jedoch nicht konkret, das hänge von der Verfügbarkeit der Geräte ab.
Allzu lang sollte der Einsatz der neuen Technik jedoch nicht auf sich warten lassen. Wie Radio Neandertal berichtet, sollen etwa am Flughafen Düsseldorf bereits im ersten Quartal 2023 die ersten Handgepäckstücke mit Computertomographie überprüft werden. Diese Information wollte die Bundespolizei am Mittwoch zwar nicht verifizieren, betont aber: „Die Bundespolizei plant kurzfristig weitere Flughäfen mit ersten CT-basierten Röntgengeräten und mittelfristig alle Flughäfen mit ersten CT-basierten Röntgengeräten auszustatten.“ Dazu zählen lediglich die 13 Airports in Verantwortung des Bundes, weshalb man über den Flughafen Weeze keine Aussagen tätigen könne.
Sicherheitskontrolle Flughafen: Zwiegespaltene Ergebnisse zu Tests von CT-Scannern in Köln/Bonn
Während der Flughafen in München bereits ein Ausbauprogramm mit einem Volumen von 45 Millionen Euro unter anderem für 60 neuartige Gepäckscanner verkündete, will der Frankfurter Betreiber Fraport ebenfalls ab Jahresbeginn zunächst sieben Geräte aufstellen. Dort wurden die Geräte ebenso getestet wie am Flughafen Köln/Bonn. Die Bundespolizei spricht von einem Effizienzgewinn ohne eine konkrete Zeitersparnis zu nennen.
Özay Tarim, Gewerkschaftssekretär für die NRW-Flughäfen bei Verdi, sieht dem geplanten Einsatz der Scangeräte zunächst positiv entgegen: „Natürlich unterstützen wir jede Art von Technik, welche die Sicherheit unterstützt und das Personal entlastet.“ Die Erfahrungen aus Köln hätten jedoch gezeigt, dass eine Entlastung nicht immer gegeben sei. Dort wurden Geräte verschiedener Hersteller getestet. Eines hätte sich im Betrieb bewährt und sei eine Unterstützung bei der Arbeit. Das andere hätte immer wieder technische Aussetzer gehabt, so dass sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geweigert hätten, mit diesem Gerät zu arbeiten.
Flughafen NRW: Verdi warnt auch für Sommer 2023 vor Chaos am Sicherheitscheck
Selbst wenn die Scanner künftig einwandfrei funktionieren sollten, äußert die Gewerkschaft weitere Bedenken. „Was bringt die beste Technik ohne die notwendige Personalausstattung?“, fragt Tarim mit Erinnerung an den vergangenen Sommer als sich in Düsseldorf und Köln teilweise kilometerlange Warteschlangen vor den Sicherheitskontrollen gebildet hatten. Allein durch neue Technik sehe er keinen Anlass zur grundlegenden Besserung in der Feriensaison 2023.
An einer Wiederholung dieser chaotischen Szenen, wie sie sich in der jüngsten Reisezeit abgespielt haben, haben die Flughäfen selbst naturgemäß ebenfalls kein Interesse. „Grundsätzlich begrüßen wir Maßnahmen, die dazu beitragen, Passagierprozesse einfacher und schneller zu gestalten, und gleichzeitig alle Anforderungen der Luftsicherheit erfüllen“, teilt ein Sprecher des Flughafens in Düsseldorf mit. Aus der Pressestelle des Flughafens Köln/Bonn heißt es, die CT-Geräte seien „ein wichtiger Hebel, um Kontrollprozesse zu beschleunigen und diese für die Passagiere angenehmer zu gestalten.“ Inwieweit die Lockerung der strengen Handgepäckregelungen wirklich für Entspannung an den Security-Bändern sorgen wird, bleibt abzuwarten.