Krefeld. Fantasy-Bestsellerautor Bernhard Hennen hat Kurzgeschichten geschrieben, die beim Spaziergang durch Uerdingen in magische Welten entführen.

Der Kobold steht an der Ecke, ja wirklich! Da ist er doch, rechts neben dem Stein und vor dem Haus. Nee? Immer noch nicht? Dann liegt es wohl daran, „dass man nicht sehen kann, woran man nicht glaubt“, erklärt er selbst. „Wollen wir ein Stück zusammengehen? Ich zeige Ihnen, dass Sie in einer Welt voller Unsichtbaren leben, ja, sogar in einer Welt voller Zauber!“ Und damit beginnt ein wahrhaft magischer Spaziergang durch Uerdingen, für den es lediglich ein Smartphone braucht. Denn, ja, auch die Fantasiewesen sind längst im 21. Jahrhundert angekommen…

Das weiß wohl kaum einer so gut wie der Fantasy-Bestsellerautor Bernhard Hennen, den das Niederrheinische Literaturhaus für das digitale Audioprojekt gewinnen konnte. Und so hat er für sieben Orte in seiner Heimatstadt – vor 16 Jahren ist er hierher zurückgekehrt – Kurzgeschichten geschrieben und als Hörstücke aufgenommen. Der unsichtbare Kobold (oder können Sie ihn doch sehen?) steht dabei im Mittelpunkt, führt von Station zu Station, um auf all jene Dinge aufmerksam zu machen, die bei einem alltäglichen Spaziergang nur allzu leicht zu übersehen sind.

Der Stein des Anstoßes

Denn manchmal, findet Bernhard Hennen, „sollte man wissentlich seinen Blickwinkel ändern“. Zu dieser Erkenntnis ist er durch seine Kinder gekommen, vor 15 Jahren war das, als seine kleine Tochter den Kopf in den Nacken legte und ausgiebig die Wolken betrachtete. „Zu dem Zeitpunkt hatte ich bestimmt 20 Jahre nicht in den Himmel geschaut“, erzählt er. Und wer sich jetzt ertappt fühlt, kann gleich über seine nächste Frage nachdenken: „Wann haben Sie beim Gang durch die Innenstadt mal nicht nur auf die Schaufenster, sondern auch auf die Hausgiebel geschaut?“

Das ein oder andere Schmuckstück gibt’s dort sicher zu entdecken. Zumindest in Uerdingen. Und das will Bernhard Hennen, Pardon, der Kobold nun beweisen. Deshalb schnell das Smartphone zücken und den ersten QR-Code scannen. Der pinke Aufkleber befindet sich am „Stein des Anstoßes“, der aus jenen Zeiten stammt, in denen „betrunkene Kutscher mit überladenen Wagen zum Rheintor hinab preschten“. Damals sollte der geschwungene Prellstein die dahinterliegende Häuserecke vor den eisernen Radnarben schützen, heute wird’s nur noch spannend, „wenn ein überlanger 20-Tonner versucht die Kurve zu nehmen“.

Post ans Nordwesttürmchen

Drei bis vier Minuten dauert jedes Hörstück, bevor es weiter zur nächsten Station geht. Da ist die alte Bücherei, für die sich vor allem – nein, nicht Bücherwürmer –, sondern Naschkatzen interessieren dürften. Da ist aber auch ein Jugendstilhaus, das schon ziemlich viel erlebt hat, oder ein Türmchen, das auf der verzweifelten Suche nach einem passenderen Namen ist. Denn ganz ehrlich, „Nordwestturm“ klingt doch viel zu bürokratisch. „Haben Sie eine Idee?“ Falls ja, den Namensvorschlag einfach aufschreiben und in den Briefkasten werfen. Der Autor höchstpersönlich schaut nach der Post.

An der Rheinpromenade wird es schließlich noch einmal richtig magisch. Wenn er hier vorbeikommt und „der Wolkenspucker, der Himmelsmaler“ gerade anfängt zu glühen, bleibt Bernhard Hennen immer, wirklich immer, kurz stehen und beobachtet fasziniert das Spektakel. „Man muss versuchen, das Besondere der Welt sehen", betont er. Dann ist es plötzlich nicht einfach nur der Schlackenabstich eines Stahlwerks… Die Erklärung ist sowieso viel zu langweilig, findet auch der Kobold: „Sie müssen die Magie hinter dem entdecken lernen, was Ihnen Ihre Augen vorgaukeln.“

Die magische Pforte

Ob das nach dem Spaziergang mit einem Kobold schon besser klappt, lässt sich an der letzten Station, der „magischen Pforte“, übrigens auch die Namensgeberin für den Audiospaziergang, testen. Hier verschwimmen Schein und Sein – wo hört die Wirklichkeit auf, wo fängt die Fantasie an? Gar nicht so leicht zu beantworten… Und damit hat der Kobold sein Versprechen vom Anfang wahr gemacht: „Seien Sie gewarnt, Ihr Blick auf die Welt könnte sich ändern.“ Ein kleines bisschen nur, aber das reicht ja schon.

>>> Audio-Spaziergang durch Krefeld-Uerdingen

Der Audio-Spaziergang „Die magische Pforte“ durch Krefeld-Uerdingen dauert circa 70 Minuten und ist kostenlos. Die erste Station, der „Stein des Anstoßes“ befindet sich am Marktplatz/Ecke Burgstraße.

Die Geschichten sind bis zum 31. Juli 2023 über die kostenlose App oder den Internetbrowser abrufbar. Dazu einfach den QR-Code an den sieben Stationen mit dem Smartphone scannen und schon geht’s los.

Weitere Informationen sind zu finden unter www.nlh-krefeld.de